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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gott weiß was alles mit sich machen zu lassen, das ist eine sehr ernste Sache!« Er griff nach ihr und zerrte sie an den Schultern hoch.
    »Du bist ein hübsches Mädchen«, sagte er. »Es gibt jede Menge Leute, die nur allzu gern ein hübsches Mädchen ins Verderben stürzen wollen. Und es gibt eine Menge hübscher Mädchen, die sich bereitwillig dazu hergeben. Warst du die Dirne dieser Jungs, Bevvie?«
    Jetzt endlich begriff sie, welchen Gedanken Es ihm in den Kopf gesetzt hatte … im tiefsten Innern, halb verdrängt, glaubte sie allerdings, dass er solche Gedanken und Befürchtungen schon immer gehabt hatte, dass Es sich nur der bereits vorhandenen Werkzeuge bedient hatte, die sozusagen gebrauchsfertig bereitlagen.
    »Nein, Daddy! Nein, Daddy, nein …«
    »Ich habe gesehen, dass du geraucht hast!«, brüllte er, und diesmal schlug er mit dem Handrücken so fest zu, dass sie wie betrunken ein paar Schritte taumelte, ehe sie gegen den Küchentisch prallte und sich an dessen Kante heftig die Wirbelsäule anschlug. Salz- und Pfefferstreuer fielen vom Tisch. Der Pfefferstreuer zerbrach. Der Schmerz raubte ihr fast den Atem. Sie sah Sterne vor den Augen, und in ihren Ohren war ein dumpfes Sausen. Sie sah sein Gesicht. Etwas in seinem Gesicht. Er starrte auf ihre Brust. Sie bemerkte erst jetzt, dass ihre Bluse aus den Jeans gerutscht war, und sie dachte auf einmal daran, dass sie keinen BH trug … sie besaß bisher auch nur einen Sport-BH. Und plötzlich hatte sie wieder jene Szene vor Augen, als Bill ihr im Haus in der Neibolt Street sein T-Shirt gegeben hatte. Sie war sich bewusst gewesen, dass ihre Brüste sich unter der dünnen Baumwolle abzeichneten, aber die verschämten Seitenblicke ihrer Freunde hatten sie nicht gestört; sie waren ihr völlig natürlich vorgekommen. Und Bills Blicke erschienen ihr mehr als natürlich – sie fühlten sich warm und willkommen an, wenn auch zutiefst beunruhigend.
    Jetzt mischten sich Schuldgefühle in ihr Entsetzen. Hatte ihr Vater so unrecht? Hatte sie nicht
    (warst du die Dirne dieser Jungs)
    solche Gedanken gehabt? Schlimme Gedanken? Gedanken an das, wovon er auch immer sprechen mochte?
    Das ist etwas anderes. Etwas ganz anderes als die Art
    (warst die Dirne)
    wie er mich jetzt ansieht! Etwas anderes!
    Sie steckte die Bluse wieder rein.
    »Bevvie?«
    »Daddy, wir spielen doch nur. Sonst nichts. Wir spielen … wir … wir machen nichts … nichts Schlimmes. Wir …«
    »Du hast geraucht, das habe ich gesehen!«, wiederholte er und kam erneut auf sie zu. Seine Blicke schweiften über ihre Brust und ihre schmalen, noch kindlichen Hüften. Plötzlich stimmte er mit einer hohen Schuljungenstimme, die ihr noch mehr Angst einjagte, eine Litanei an: »Ein Mädchen, das Kaugummi kaut, wird auch rauchen! Und ein Mädchen, das raucht, wird auch trinken! Und ein Mädchen, das trinkt – na ja, jeder weiß, was ein solches Mädchen tun wird.«
    »ICH HABE ÜBERHAUPT NICHTS GETAN!«, schrie sie, als seine Hände sich wieder auf ihre Schultern legten, diesmal nicht mit schmerzhaft festem Griff, sondern ganz sanft, was irgendwie noch schlimmer war.
    »Beverly«, sagte er mit der aberwitzigen Logik des von einer fixen Idee total Besessenen. »Ich habe dich in Gesellschaft von Jungen gesehen. Kannst du mir vielleicht sagen, was ein Mädchen da unten im Dickicht mit Jungen treibt, wenn es nicht das ist, was ein Mädchen auf dem Rücken macht?«
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie sie ihn an. Aus einem tiefen Schacht in ihrem Innern, von dessen Existenz sie nicht einmal etwas geahnt hatte, stieg Zorn in ihr hoch und schoss mit einer lodernden bläulich gelben Flamme in ihren Kopf empor. Sie dachte an die vielen Male, da er ihr wehgetan, da sie sich vor ihm gefürchtet hatte, und das verlieh ihrem Zorn zusätzlichen Auftrieb. »Lass mich endlich in Ruhe!«
    »Sprich nicht so mit deinem Vater!«, rief er, aber es hörte sich ein bisschen verunsichert und verwirrt an.
    »Ich habe nicht getan, was du behauptest! Das habe ich nie getan!«
    »Vielleicht stimmt das, vielleicht aber auch nicht. Ich werde mich selbst davon überzeugen. Ich weiß, wie man das macht. Zieh jetzt deine Hose aus.«
    »Nein.«
    Er riss die Augen weit auf. »Was? Was hast du gesagt?«
    »Ich habe Nein gesagt.« Er blickte ihr in die Augen, und vielleicht sah er den flammenden Zorn darin, den plötzlichen Ausbruch von Rebellion. »Wer hat es dir erzählt?«
    »Bevvie …«
    »Wer hat dir erzählt, dass wir da unten spielen? War

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