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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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irgendjemanden – sie glaubt, dass es Ben ist – tief einatmen.
    »Bevvie, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie …«
    »Ich glaube, es ist ganz einfach. Aber du musst dich dazu ausziehen.« Sie denkt kurz über die Schwierigkeiten im Umgang mit Gips und Hemd nach und fügt dann hinzu: »Zumindest deine Hose.«
    »Nein, ich kann nicht …« Aber sie glaubt zu spüren, dass ein Teil von ihm sehr wohl kann und will, denn sein Zittern hat aufgehört, und sie fühlt, wie etwas Kleines und Hartes sich an die rechte Seite ihres Bauches presst.
    »Du kannst«, sagt sie und zieht ihn mit sich zu Boden. Die Oberfläche unter ihrem nackten Rücken, unter ihren Beinen ist fest, trocken und lehmig. Der ferne Donner des Wassers ist beruhigend, einschläfernd. Sie legt ihre Arme fest um ihn, und für einen Augenblick taucht das Gesicht ihres Vaters vor ihr auf, streng und Einhalt gebietend
    (ich will mich vergewissern, dass du noch intakt bist)
    und dann schlingt sie die Arme um Eddies Hals, seine glatte, weiche Wange liegt an ihrer glatten, weichen Wange, und als er schüchtern ihre kleinen Brüste berührt, seufzt sie und denkt zum ersten Mal bewusst: Das ist Eddie, und sie erinnert sich an einen Tag im Juli – war es wirklich erst einen Monat her? -, als außer ihr und Eddie niemand in die Barrens gekommen war; er hatte einen ganzen Stapel Little-Lulu-Comics dabei gehabt und sie hatten den ganzen Nachmittag gelesen, Little Lulu suchte nach Vogelbeeren und geriet in alle möglichen verrückten Situationen, die Hexe Hazel, solche Typen. Es hatte Spaß gemacht.
    Sie denkt an Vögel, besonders an die Stare und Krähen und die anderen Zugvögel, die im Frühling zurückkehren, und sie öffnet seinen Gürtel und den Reißverschluss seiner Hose. Er sagt wieder, dass er das nicht tun könne; sie erklärt ihm, sie wisse, dass er es könne, und was sie nun fühlt, ist weder Scham noch Angst, sondern eine Art Triumph.
    »Wo?«, fragt er, und jenes harte Ding berührt drängend die Innenseite ihrer Schenkel.
    »Hier«, sagt sie.
    »Bevvie, ich falle auf dich!«, sagt er und sie hört, wie er schmerzhaft pfeifend atmet.
    »Ich glaube, das ist ungefähr der Sinn der Sache«, sagt sie zu ihm und hält ihn sanft und führt ihn. Er stößt zu schnell vor, und sie hat Schmerzen.
    Ffffff! … Sie atmet tief ein, beißt sich auf die Unterlippe und denkt wieder an die Vögel, die Frühlingsvögel auf den Dachspitzen, die unter den tief hängenden Märzwolken alle zur gleichen Zeit auffliegen.
    »Beverly«, flüstert er unsicher. »Ist alles in Ordnung?«
    »Langsamer«, sagt sie. »Es wird für dich dann einfacher sein zu atmen«. Er bewegt sich langsamer, und nach einer Weile wird sein Atem wieder schneller, aber sie versteht, dass es nicht daran liegt, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist.
    Ihr Schmerz vergeht. Plötzlich bewegt er sich schneller, dann hält er an, versteift sich und gibt einen Laut von sich, oder eine Art Laut. Sie fühlt, dass das für ihn etwas ganz Besonderes ist … etwas wie … wie Fliegen. Sie fühlt sich mächtig, ein Gefühl des Triumphes steigt in ihr auf. Ist es das, wovor ihr Vater solche Angst hatte? Gut möglich. Von diesem Akt geht wirklich eine Macht aus, eine überwältigende Kraft, die aus ihrem tiefsten Inneren kommt. Sie verspürt keine echte physische Lust, aber sie befindet sich in einer Art geistiger Ekstase. Sie spürt die Nähe. Er legt sein Gesicht auf ihren Hals und sie hält ihn. Er weint. Und dann spürt sie, wie der Teil von ihm, der die Verbindung zwischen ihnen geschaffen hat, schrumpft. Er verlässt sie nicht direkt, aber er wird kleiner, weniger.
    Als er sich hochstemmt, setzt sie sich auf und berührt im Dunkeln sein Gesicht.
    »Hast du?«
    »Was?«
    »Was auch immer es sein mag. Ich weiß es nicht genau.«
    Er schüttelt den Kopf – sie fühlt es, weil ihre Hand auf seiner Wange liegt.
    »Ich glaube nicht, dass es genauso war … du weißt, wie die großen Jungs es erzählen. Aber es war … es war wirklich etwas Besonderes. Ich … ich liebe dich, Bevvie.«.
    Dann trübt sich ihr Bewusstsein ein wenig. Sie ist sich ganz sicher, dass sie die Jungen reden hört, teils laut, teils im Flüsterton, aber sie nimmt nicht richtig wahr, was sie sagen. Es spielt auch keine Rolle. Muss sie jeden von ihnen von Neuem dazu überreden? Ja, vermutlich. Aber auch das spielt keine Rolle. Sie müssen dazu überredet werden, zu dieser wesentlichen menschlichen Bindung zwischen der Welt und der

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