Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
»aber Fritz hat immer schreckliche Freundinnen. Wir werden uns alle besonders bemühen müssen, nett zu ihr zu sein.«
Bei diesen Worten sah sie mich an, und ich versprach ihr hastig, der Charme in Person zu sein. Gleichzeitig leistete ich jedoch einen geheimen Schwur, etwas auf Peasons Kopf zu zerschlagen, wenn sie Annabels Hochzeit durch Wort oder Tat verderben würde.
Die Wettergötter waren von Anfang an auf Phoebes Seite. Der besagte Freitagmorgen war dunstig, mit rauchigem Duft, goldenem Herbstsonnenschein, üppig, aber auch schwindend. Ich traf früh im Haus ein, mein neues, silbergraues Kostüm in einer Plastiktüte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, während ich den Wagen parkte, wie sehr dies vom Gefühl her einer Beerdigung ähnelte. Genau die gleiche Empfindung der Losgelöstheit von der realen Welt, die gleiche unsichtbare Wand zwischen den Normalsterblichen und uns.
Ich fand Annabel in der Kellerwohnung vor, wo sie sich durch einen Stapel Toast futterte. Die Friseuse war da gewesen und hatte ihr blondes Haar um einen Kranz blassroter Rosen arrangiert. Sie trug nur ein altes kariertes Hemd von Ben und eine alte blaue Schlupfhose, und es wirkte, als gehörte ihr Kopf zu jemand anderem.
»Hier ist meine Kupplerin«, sagte Phoebe. »Einen frohen Hochzeitstag.«
Sie saß in dem vom Krankenhaus ausgeliehenen Rollstuhl und trug bereits ihr Kleid aus weicher, blauer Wolle mit weißem Oberteil.
Ich beugte mich herab, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, plötzlich schwindelig vor Glück, weil Phoebe – trotz der offensichtlichen Gebrechlichkeit ihres ausgezehrten Körpers – so sehr wie sie selbst wirkte. »Was ist los? Ich dachte, du solltest bis zum letzten Moment im Bett bleiben?«
»Da war ich auch, aber ich fühlte mich heute Morgen außerordentlich kühn. Also beschloss ich, Annabel ein wenig moralische Unterstützung zu geben.«
Annabel kicherte und sagte: »Ich brauche alle Unterstützung, die ich kriegen kann – ich bin sicher, dass meine Titten über Nacht gewachsen sind.«
Ich sagte ihr, dass sie von mir kein Mitleid zu erwarten hätte. Ich nahm wieder ab, und ich nahm immer nur an einer Stelle ab.
Phoebe sagte: »Meine Titten verschwanden, nachdem ich Ben entwöhnt hatte. Bei der Hochzeit meiner Cousine hatte ich meinen BH mit alten Tüchern ausgestopft. Und natürlich fiel während der Ansprachen einer meiner Busen heraus.«
Wir mussten alle lachen. Es war ein Glücksgefühl, das nichts trüben konnte, ein warmes Fenster, das die Einsamkeit unbeachtet ließ.
Wir hatten viel Zeit. Ich kochte eine Kanne sehr starken Kaffee und nahm zwei Tassen mit hinauf, wo Ben und Neil darauf warteten, dass Fritz mit ihren Anzügen einträfe.
»Sie sind spät dran.« Ben wirkte angespannt. »Ich wette, das ist Felicitys Schuld. Oder vielleicht war der Kostümverleih geschlossen. Oder sie hatten einen Unfall.«
Ich versuchte den armen, aufgeregten Mann zu beruhigen. »Fritz hat hart für diese Hochzeit gearbeitet«, schnurrte ich sanft. »Er würde nicht im Traum daran denken, sie zu verpassen.«
»Beachten Sie ihn einfach nicht«, sagte Neil ruhig. »Vor Konzerten ist er genauso.«
Plötzlich grinste Ben. »Witzig, dass du Fritz verteidigst. Das ist normalerweise mein Job.«
Ich dachte darüber nach, während ich wieder nach unten ging. Ich fragte mich, wann ich zu Fritzens Cheerleader geworden war, nachdem ich ihn fast ein ganzes Leben lang immer kritisiert hatte. Heutzutage, erkannte ich, konnte man Fritz einfach nicht mehr kritisieren. Abgesehen von seiner bedauerlichen Liaison mit Peason tat er nichts, was zu beanstanden wäre.
Unten beobachtete Phoebe aufmerksam, wie Annabel behutsam die weißen Wogen ihres Kleides auspackte. »Achte auf deine Frisur – versuch nicht, das Kleid ohne Cassie anzuziehen …«
Die Tür zur Kellerwohnung schlug zu. Fritz kam herein. Auf dem Kopf trug er drei graue Hüte übereinander und drei Anzughüllen über dem Arm.
Phoebe strahlte ihn an. »Hallo, Liebling. Wo ist Felicity?«
Er lächelte sein wölfisches Lächeln. »Leider kam ihr im letzten Moment etwas dazwischen. Schlussmachen im Turbo-Verfahren.«
Annabel und ich warfen uns erstaunt-erfreute Blicke zu – gütiger Himmel, war das das Ende der fiesen Peason?
»Wie schade«, sagte Phoebe voller Mitgefühl. »Aber weißt du, Fritz, du wirst furchtbar schnell über sie hinwegkommen. Weil sie überhaupt nicht nett war.«
Der Zorn wich aus Fritzens Gesicht. Er sah sie lächelnd an. »Das habe
Weitere Kostenlose Bücher