Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
ich gemerkt, danke. Tut mir Leid, wenn ich ein wenig spät dran bin, aber wir hatten einen überaus wichtigen Streit – der Streit, der damit endet, dass einer von beiden aus dem Raum stürmt, während der andere Dinge schreit, die man nicht mehr zurücknehmen kann.« Er schaute zu mir herüber. »Ich werde heute nicht darüber reden. Sie nicht einmal erwähnen. Dies soll eine Feier werden.«
Soweit es mich betraf, war die Feier bereits in vollem Gange. Peason hatte die Bühne verlassen, die Scheinwerfer waren gelöscht und das Drama vorüber. Ich barst vor Neugier zu erfahren, was genau diese Frau getan hatte. Es musste etwas ziemlich Schreckliches gewesen sein – ich konnte mich nicht erinnern, Fritz jemals so wütend erlebt zu haben.
»Es ist immer noch viel Zeit«, sagte ich. »Möchtest du etwas Kaffee?«
Bens Stimme rief oben von der Treppe: »Fritz! Wo warst du, du Mistkerl?«
Fritz warf mir einen flüchtigen Blick zu, der Dankbarkeit dafür ausdrückte, dass ich das Thema Peason nicht weiter verfolgte. »Ich denke, ich sollte besser nach oben gehen und meinen Anzug anziehen«, sagte er.
Er ging. Wir hörten oben Rufe und polternde Schritte.
Phoebes verzückte Augen wirkten in ihrem mageren Gesicht riesig. »Es ist so weit«, sagte sie. »Zieh das Kleid an, mein Liebling. Es ist an der Zeit, eine Braut zu sein.«
Annabel und ich waren beide feierlich gestimmt und ein wenig befangen, als wäre dieser Moment bereits Teil der Zeremonie. Ich hob das Kleid auf die Arme. Annabel nahm meine Hand, um sich festzuhalten, während sie hineinstieg. Ich hatte die Taille leicht herausgelassen, um sie ihrem Bauch anzugleichen. Als die Haken auf dem Rücken geschlossen waren, passte es erstaunlich gut über Annabels Kurven. Die weiße Stola (für die ich mein verbliebenes Kleiderbudget und noch ein wenig mehr verwandt hatte) lag in einer großen Goldschachtel auf dem Tisch. Ich öffnete die Schachtel und schlug das Seidenpapier zurück. Ich schüttelte die schimmernden Falten weißen Seidentafts ehrfurchtsvoll aus. Ich drapierte die Stola um Annabels Schultern und trat dann neben Phoebe, um die Wirkung zu begutachten.
Annabel sah perfekt aus: eine Juno in Zuckerwatte. Eine weiße Vision, gekrönt von ihrem hellen Haar voller zartroter Rosen.
Phoebe klatschte in die Hände. »Oh, ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen! Du siehst wie eine Märchenbraut aus!«
Ich speicherte dies als einen der reinsten Momente der Zufriedenheit in meinem Leben. Ich hatte eine Braut für Phoebes jüngsten (und besorgniserregendsten) Sohn gefunden. Tatsächlich konnte ich eigentlich nicht beanspruchen, diese Verbindung geschaffen zu haben, aber sie war dennoch Phoebes wahr gewordener Traum. Ich hatte dabei geholfen, ein Happy End für sie zu schreiben.
Sie streckte die Hände aus. Annabel trat augenblicklich vor, ergriff sie und sank neben Phoebes Rollstuhl auf die Knie, wobei sich ihre Röcke um sie beide bauschten. Annabel küsste sie auf die Wange, neben Phoebes Blässe in voller Blüte errötend.
Ich werde diesen Anblick der beiden zusammen nie vergessen. Ich dachte, wie seltsam es doch war, dass sich die glücklichsten Momente im Leben so schmerzvoll anfühlen konnten.
Wir schritten als surrealistische, hübsche, melancholische Prozession durch die Straße zur Kirche. Ben und Neil, beide tadellos in ihren geliehenen Stresemanns, gingen voran. Dann kam Fritz, ebenso tadellos, der Phoebes Rollstuhl schob. Ich ging neben Annabel, auf einem trockenen Teppich herabgefallener Blätter, die um den Saum ihres langen Kleides herumwirbelten. Die Bäume an der Straße hatten ihre prächtigsten Farben angelegt – Kupfer, Scharlachrot, Ocker und Orange. Wir gingen langsam voran, die Blätter schwebten in der stillen Luft sanft um uns herab, und alles war sehr seltsam.
Nach der Zeremonie hatte sich die Prozession verändert – euphorisch und benommen und erleichtert plaudernd, weil der ernste Teil vorüber war. Mehrere Nachbarn riefen uns von den Eingangstüren Glückwünsche zu. Wir setzten uns zum Mittagessen, das ich vorbereitet hatte – drei schwere gebratene Fasane, in Parmaschinken gewickelt, mit dem edelsten Wein dazu, der bei Fritzens Kontoüberziehung zu bekommen war. Neil hielt eine Rede und sang »Annie Laurie«, woraufhin wir alle weinen mussten. Wir tranken auf Braut und Bräutigam, auf ihre ungeborenen, unvorstellbaren Zwillinge und auf Phoebe. Ben brachte einen Toast auf Fritz und mich aus und dankte uns für unsere
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