Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Tagliatelle waren frisch und perfekt gekocht. Phoebe servierte sie mit sahniger Pilzsauce. Ich aß mit Genuss, um die Aufmerksamkeit (ihre und meine) von der Tatsache abzulenken, dass Phoebe fast überhaupt nichts aß. Die Gabel wirkte in ihrer Hand riesig. Nach dem Essen kochte sie eine Kanne Tee, und wir traten zu den tiefen Sofas neben dem Kaminfeuer. Die Gerüche von Holzrauch und Essen und Phoebes Duft vermischten sich auf herrliche Weise.
Sie sagte: »Ich habe dich hergebeten, weil ich deine Hilfe brauche.«
»Du weißt, dass ich alles tun werde.«
»Es ist nichts, was ich vor den Jungs besprechen kann. Weißt du – es geht um die Zukunft.«
»Oh.« Wieder zog sich meine Kehle zusammen. Phoebe hatte mit mir nie direkt über die herannahende Veränderung gesprochen.
»Nichts Schlimmes, Liebling«, fügte sie sanft hinzu. »Als Erstes musst du begreifen, dass ich mich recht gut damit ausgesöhnt habe, sterben zu müssen. Ich hätte es lieber nicht getan, aber schließlich muss es jeder irgendwann. Und du weißt, dass ich nie wieder so glücklich sein kann wie früher. Nicht ohne Jimmy.«
»Ich weiß.«
»Ich bin eigentlich nicht religiös«, fuhr sie fort, »aber ich habe viel darüber nachgedacht, was zu erwarten ist, nach dem Sterben und so. Und ich bin mir absolut sicher, dass ich auf irgendeine Weise mit Jimmy zusammenkommen werde. Ich könnte dir nicht erklären, woher oder warum ich mir so sicher bin, aber ich habe diese eigenartige Überzeugung. Ich denke, dass ich mich vielleicht fast darauf freuen könnte.«
Man sollte meinen, ich hätte bei diesen Worten geweint, nicht wahr? Ich tat es jedoch nicht, obwohl mir ein Zentnergewicht auf der Brust lastete. Ich begriff gerade, dass man es nicht tut, wenn die Dinge wirklich schlimm stehen.
Phoebe goss uns Tee ein und schob mir einen Teller mit selbst gemachten Makronen zu. Um ihr eine Freude zu machen und ihr zu zeigen, dass ich noch immer ihr vernünftiges Mädchen war, nahm ich eine Makrone. Sie fühlte sich auf meiner Zunge wie Asche an.
»Aber natürlich mache ich mir Sorgen«, sagte Phoebe. »Ich sorge mich zunehmend um die Jungs.«
»Warum? Was ist mit ihnen?«
»Oh, nichts – das habe ich nicht gemeint. Ich mache mir nur große Sorgen darum, sie zu verlassen. Wer um alles in der Welt wird sich um sie kümmern? Wie werden sie zurechtkommen? Was ich vermutlich meine, ist, wer wird sie lieben?«
Ich blieb standhaft, schluckte die Angst hinunter. »Ich denke, ich kann mit Sicherheit sagen, dass es ihnen an Liebe nie mangeln wird. Die Hälfte aller Frauen Londons ist in sie verliebt.«
»Es ist nicht nur die Liebe«, erwiderte Phoebe und sah mich mit ihren ernsten braunen Augen an. »Wer wird ihnen Essen kochen? Sich um ihre Wäsche kümmern? Wenn sie in diesem Haus bleiben, werden sie es nie richtig in Ordnung halten können. Sie haben keine Ahnung, was alles kostet. Sie sind noch nicht bereit, Waisen zu werden. Ich kann die beiden nicht einfach in die Welt hinausstoßen.«
»Soll ich mit ihnen reden oder so? Ihnen bei der stürmischen Überfahrt ins Leben helfen?«
»Heute Morgen kam mir plötzlich die Idee«, sagte Phoebe, »weshalb ich dich gleich anrief. Wir müssen für Fritz und Ben Frauen finden. Wenn ich weiß, dass sie ihren festen Platz im Leben gefunden haben und umsorgt werden, kann ich in Frieden sterben.«
Ich war zutiefst bewegt – bis ins tiefste Innere. Dieses Mutterherz würde noch lange vor Liebe brennen, nachdem der Körper darum herum bereits zu Staub zerfallen war.
Aber ich war auch leicht irritiert. »Also willst du, dass ich die Frauen beschaffe?«
»Nun, da du mir immer erzählst, deine Freundinnen könnten keine netten Männer finden, dachte ich …«
»Phoebe, meine Freundinnen sind hervorragend, wunderschön und erfolgreich. Ja, überraschend viele sind noch Singles – aber sie sind nicht verzweifelt. Und keine von ihnen verdient es, mit deinen faulenzenden Söhnen belastet zu werden.«
Phoebe lächelte immer noch. Meine Kritik an ihren vergötterten Söhnen störte sie nie, weil sie einfach nicht glaubte, dass ich es ernst meinte. »Du hast selbst gesagt, dass Hunderte von Frauen in sie verliebt wären.«
»Ja – Flittchen und Botox-Schnallen und alternde Rock-Miezen.«
»Wir müssen nur zwei nette Frauen mit Verantwortungsgefühl finden.«
»Warum können Fritz und Ben nicht selbst Verantwortung lernen?«
»Das sagst du immer«, erwiderte Phoebe ruhig, »aber du weißt, dass sie das nie lernen
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