Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
absolut niedlich und erkannte recht gut, warum Claudette an nichts anderes mehr denken und von nichts anderem mehr reden konnte. Aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass das Girren ziemlich lange anhielt.
Noch vor wenigen Monaten hätte ich, an Hazel gewandt, die bei Babys nie ausflippte, die Augen verdrehen können. Aber was war mit ihr geschehen? An diesem Abend studierte sie jedes Bild mit verträumtem, törichtem Gesichtsausdruck, der bei ihr mit ihrer tollen Seidenjacke und der Prada-Handtasche seltsam wirkte.
Claudette lachte und meinte, Hazel sei ebenfalls reif.
»O ja«, sagte Annabel, »sie ist dem Zauber ganz entschieden verfallen.«
»Das stimmt nicht!«, protestierte Hazel. Sie lächelte und protestierte (wie ich fand) nicht entschieden genug. »Wir haben nur darüber gesprochen. Jonah erzählt mir immer von den Kindern, die er im Heath sieht. Er sagt, er wäre gerne ein Dad.«
»Solange jemand anderer das nötige Geld verdient«, sagte ich boshaft. Ich war berühmt für meine boshaften Seitenhiebe auf unnütze Nordlondoner Männer.
Anscheinend hörte mich niemand. Hazel, Claudette und Annabel tauschten strahlende Blicke – das Zusammengehörigkeitsgefühl glücklich Liierter.
»Es macht mir nichts aus, die Ernährerin zu sein«, sagte Hazel. »Tatsächlich gefällt es mir. Jonah nörgelt nie wegen meiner Arbeitszeiten. Er sagt, meine Leidenschaft für die Arbeit gehöre zu mir, und er findet erfolgreiche Frauen sexy.«
»Komm schon, Hazel«, forderte ich, »sag uns die Wahrheit. Ist er nicht wenigstens ein kleines bisschen eingeschnappt?«
Es war, ehrlich gesagt, unheimlich. Anstatt ihre üblichen Beschwerden über den neuesten schrecklichen Freund loszuwerden, war Hazels Gesicht noch immer von diesem Übelkeit erregenden, beneidenswerten Strahlen erfüllt.
»Oh, aber Jonah ist anders. Er ist so wunderbar, hat mich sehr unterstützt – selbst meine Mum mag ihn. Er hat einen stark ausgeprägten Sinn für das wirklich Wichtige. Ich erkannte das schon bei unserer ersten Begegnung, als wir einander praktisch die ganze Nacht Tennyson und Browning vorlasen – nun, Cassie war dort, sie erwischte uns genau in dem Moment, in dem wir uns verliebten.« Sie sah sich in der Runde um, lächelte auf neue Art. »Die Sache ist die …«
Die Sache war die, dass Hazel und Jonah heiraten würden.
Claudette und Annabel machten beide: »Ooooh!«
»Gratuliere«, sagte ich so herzlich wie möglich. »Und bitte sorge dafür, dass Betsy sitzt, wenn sie es erfährt – sie könnte sonst sehr wohl vor Freude in die Luft gehen.«
Ich bestellte eine Flasche Champagner, in der Hoffnung, dass das meine mangelnde Begeisterung überdecken würde. Wir stießen alle auf das glückliche Paar an, aber es wurde eher enttäuschend. Annabel war schwanger, und Claudette stillte, sodass sie nur an dem Champagner nippten. Und Hazel war zu erfüllt und glücklich um sich wie früher zu besaufen. Ich trank den meisten Champagner und verbrachte den restlichen Abend damit zu überspielen, dass ich betrunken war. Ich wollte wirklich kein Neidhammel sein, aber ich fühlte mich unwillkürlich ausgeschlossen. Es sprach wahrscheinlich gegen mich, dachte ich, dass ich so selbstgefällig gewesen war, während ich mit Matthew zusammen war.
»Nun, Cassie«, sagte Claudette. »Wie sieht dein Liebesleben derzeit aus?«
»Du solltest dir Fritz Darling angeln«, sagte Hazel. »Und zwar schnell, solange er noch zu haben ist.«
»Oh, das wüsste ich«, erwiderte Annabel. »Ich glaube, er ist in festen Händen.«
Ich war froh, dass alle zu ihr sahen und meine entgeisterte Miene verpassten, bevor ich mühsam wieder höfliches In-teresse zeigen konnte.
Annabel seufzte. »Es sieht so aus, als wäre die fiese Peason wieder im Spiel. Das ist eine solche Schande.«
»Sie hat davon gesprochen, das Haus kaufen zu wollen«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Das ist bestimmt alles.«
»Oh, sie will das Haus immer noch – sie erschien gestern mit einem Zollstock in der Kellerwohnung. Und sie hatte eines dieser tollen Bücher mit Farbmustern dabei. Ben ärgerte sich, weil sie ständig Anspielungen darauf machte, dass wir ausziehen sollten, bevor die Babys kommen.«
»Ja, aber der Hauskauf bedeutet doch nicht, dass Fritz mit ihr schläft«, erklärte Claudette.
Annabel kicherte. »Wir hörten sie dabei.«
»Wie sie es taten?« Ich bemühte mich, lasziv anstatt beunruhigt zu wirken.
»Genau. Direkt über unseren Köpfen, während wir zu Abend aßen.«
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