Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
»Was ist mit dir? Was tust du hier?«
Er lachte, ein wenig verzerrt. »Kostümprobe. Ich war in einer Art Lagerhaus eine Seitenstraße hinab, das unzählige Reihen Kostüme für Weihnachtsspiele beherbergt.«
»Oh, wow. Was musst du tragen?«
»Nur die übliche Wishee-Washee-Ausstattung – chinesischer Anzug, kleiner, runder Hut. Lumpen für den ersten Akt, roter Satin für den Akt nach der Wäscherei-Szene. Du darfst gerne lachen.«
Ich lachte. »Roter Satin?«
»O ja. Ich will offen zu dir sein, Grimble. Als ich mich im Spiegel sah, fühlte ich mich vollkommen gedemütigt.« Er sprach leichthin, aber er scherzte nicht.
Ich sagte. »Dennoch, es ist Geld. Und niemand wird dich jemals sehen.«
»Wie wahr. Ich sollte sogar dankbar sein. Das Mädchen, das mich ausstattete, brachte die Papiere durcheinander und fragte mich, welches Ende des Pferdes ich denn spielte. Es könnte also schlimmer sein.«
Wir setzten uns an einen der Tische an der Rückseite des Coffee Shop. Fritz schöpfte mit dem Löffel Schaum von seinem Cappuccino und sah mich aufmerksam an. Er sagte: »Du hast vermutlich von Felicity gehört.«
»Ja, Annabel hat es mir erzählt.«
Er wurde rot. Er besaß die Anmut, verlegen zu werden.
Er sagte mit Peter-Lorre-Stimme: »Du verachtest mich, nicht wahr?« (Casablanca)
»Es geht mich nichts an«, erwiderte ich.
»Ich sagte dir, dass ich nicht die Absicht hätte, wieder mit ihr zu schlafen.«
»Oh, ich erinnere mich. Darum war ich also so überrascht.«
»Du brauchst nicht sarkastisch zu werden, Grimble. Zu dem Zeitpunkt habe ich nicht gelogen. Ich dachte, ich könnte ihr widerstehen. Aber du hattest Recht – offensichtlich bin ich Wachs in ihren Händen. Sie ist noch immer ein Teufel in Menschengestalt – aber was für eine Gestalt.«
Er strotzte vor Gesundheit, strahlte vor Energie. Sie zu vögeln war offensichtlich gut für ihn.
Ich sagte: »Wenn es dich glücklich macht.«
»Ich weiß nicht, ob glücklich das richtige Wort ist«, sagte Fritz. »Ich bin eine Waise, ich stecke tief in Schulden, und ich muss mir meinen Lebensunterhalt in rotem Satin verdienen. Großartiger Sex macht diese Dinge lediglich einen Deut erträglicher.«
Ich musste sagen, was Phoebe gesagt hätte. »Ja, aber die Dinge können sich ändern. Nach dem Weihnachtsspiel, wenn du das Haus verkauft hast, kannst du etwas Besseres finden.«
»Was, um Gottes willen? Jeder Job, den ich jemals hatte, war erstaunlich albern. Es ist ernüchternd, wenn man die frühen Dreißiger erreicht und erkennt, dass das ganze Leben nutzlos ist.« Er war ruhig und sprach im Plauderton, aber ich bezweifelte nicht, dass er es ernst meinte. Ich fragte mich fasziniert, was Fritz dazu gebracht hatte, sich seiner Unnützigkeit zu stellen. Ich hatte stets angenommen, er sei sich dessen zwar vollkommen bewusst, aber es kümmerte ihn nicht.
»Sich einen Lebensunterhalt zu verdienen ist nie unnütz oder albern«, belehrte ich ihn bekräftigend. »Du brauchst das Geld. Reiß dich zusammen.«
»Das ist das Schlimmste«, sagte er ernst. »Das wurde mir in diesem Kostümprobenraum bewusst. Da stand ich, vor einem Spiegel, in meinem Wishee-Washee-Kostüm, und verachtete mich. Und dann muss das Mädchen auch noch fragen, welches Ende des Pferdes ich denn spielte. Das ist genau das, was Dad immer sagte – erinnerst du dich nicht? Er sagte, ich würde als Hinterteil eines Pferdes enden. Es war sein Standardeinwand gegen meine Schauspielerkarriere.«
»Aber Jimmy konnte sich keine andere Karriere als die eines Mediziners vorstellen.«
»Gott, nein – er befand sich auf einer Mission, die Welt zu heilen.« Fritz sah stirnrunzelnd in seinen Kaffee. »Es ist eine Schande, dass seine beiden Söhne ihn enttäuscht haben.«
Ich sagte: »Ich glaube nicht, dass er jemals erwartete, dass Ben Arzt würde.« Ich erkannte meine Taktlosigkeit zu spät.
»Aber er hat es von mir erwartet«, sagte Fritz.
»Er hat sich in dir geirrt, das ist alles.«
»Er hat mir gesagt, ich würde gut darin sein.«
»Nun, du wärst es gewesen …«
»Cassie«, unterbrach Fritz mich, »kann ich dich etwas fragen?«
»Natürlich.«
»Du standest auf Dads Seite, oder? Du warst stocksauer, als ich die Medizin aufgab.«
»Nein, ich …«
»Bullshit. Ich habe euch beide enttäuscht, nicht wahr?«
Wir hatten noch nie darüber gesprochen. Aber wenn er die Wahrheit hören wollte, konnte er sie haben. »In Ordnung, ich war … überrascht. Ich stimmte mit Jimmy darin überein,
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