Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
dass es irgendwie Verschwendung war. Nicht weil du kein guter Schauspieler bist«, beeilte ich mich hinzuzufügen (und beschönigte die grausame Wahrheit mit einer kleinen Lüge), »sondern weil du solch ein phantastischer Arzt gewesen wärst. Jimmy glaubte, du würdest als Chirurg Karriere machen.«
Fritz stöhnte leise. »Als Chirurg! Den Rest meines Lebens Brüche aufschneiden und Hüften ersetzen! Er fand das alles wunderbar, darum konnte ich es ihm nicht verständlich machen. Ich brauchte eine größere Herausforderung, weniger Vorhersagbarkeit. Ich war einfach nicht dazu bereit, durchschnittlich zu sein. Hart ausgedrückt, war ich nicht bereit, zu einer Kopie von ihm zu werden.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir war seine große Angst vor Routine bisher nicht bewusst gewesen.
Er lächelte mir zu. »Ich weiß, du hältst mich für einen schrecklichen Schauspieler. Und du hast vollkommen Recht. Ich habe nicht viel Talent.« Er sprach beiläufig, als interes-siere es ihn kaum.
Ich verstand nicht. »Fritz, was soll das? Hast du eine Art Existenzkrise?«
»Sei nicht albern. Ich sage nicht, dass es mir etwas ausmacht. Eines der vielen niederdrückenden Dinge an der Schauspielerei ist, dass Mangel an Talent nicht wirklich zählt.«
»Aber – willst du mir sagen, dass du das aufgeben willst?«
Fritz schwieg einen langen Moment. »Nein«, sagte er schließlich. »Nicht solange es ein bisschen Geld einbringt.«
Er erhob sich. »Möchtest du noch einen Kaffee?«
»Ja, danke.«
Damit war das Thema Schauspielerei abgeschlossen. Als Fritz mit unserem Kaffee zum Tisch zurückkam, waren die Schranken wieder errichtet.
Er sagte: »Bevor ich es vergesse – Ruth will wissen, wann du kommst.«
Es war so befremdend, ihn über meine Mutter reden zu hören, dass ich zunächst verwirrt war. »Wie bitte? Wohin soll ich kommen?«
»Zu ihr nach Hause, Grimble. Du kommst doch zu Weihnachten hin, soweit ich es verstanden habe?«
»Vermutlich.« Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht. Nein, ich wollte darüber nicht nachdenken.
Er griff über den Tisch und drückte meine Hand. »Du musst kommen. Ich mag Ruth, und ich mag ihren bekloppten alten Freund –, aber Ben und Annabel fahren nach Schottland, und ich will nicht allein sein. Nicht in diesem Jahr.«
Ich sagte: »Ich auch nicht.« Es war sehr gut zu wissen, dass Fritz und ich dieselben Hoffnungen für unsere einsamen Festlichkeiten hegten. »Ich wusste nicht, dass du schon alles mit Ruth arrangiert hast.«
»Oh, wach auf – das ist schon Ewigkeiten her. Ich ziehe am Sonntag in ihr leer stehendes Schlafzimmer, gerade rechtzeitig, um am Montag mit den Proben zu beginnen. Die Show hat am zweiten Weihnachtstag Premiere, sodass du Zeugin meiner Schmach werden kannst. Ich habe Ruth Parkettplätze versprochen.«
»Aber – was ist mit Peason?«
»Ach Scheiße, nicht doch! Glaubst du, ich würde sie in die Nähe meines Wishee-Washee lassen? Sie würde mich nie wieder anfassen, geschweige denn mit mir schlafen.« Fritz gluckste, nicht sehr nett. »Sie verbringt Weihnachten bei ihrer Mutter.«
Das waren großartige Neuigkeiten. Die Aussicht auf Weihnachten ohne Phoebe bedrückte mich. »Wie schade, dass Ruth sie nicht kennen lernen wird«, sagte ich. »Kriminelle Geister faszinieren sie.«
Fritz sagte: »Danke, das genügt.«
»Nein, das genügt nicht. Du hast auch immer Seitenhiebe auf Matthew ausgeteilt.«
»Das ist etwas anderes. Ich mochte Matthew nicht.«
»Nun, ich mag Peason nicht.«
Er lächelte noch immer, aber jetzt nachdenklich. »Du hast dir deine Meinung über sie vor ziemlich langer Zeit gebildet. Solltest du dir nicht ein aktuelles Bild verschaffen?«
»Nein.«
»Sei nicht so dickköpfig. Hätte sie nicht eine oder zwei gute Seiten, würde ich nicht mit ihr schlafen.«
»Würdest du doch.«
Er lachte. »Okay, ja, würde ich. Aber es ist so, Grimble« (wieder ernst), »dass sie dieses Mal eine wesentlich bessere Seite von sich zeigt. Ich hoffe, du wirst mir eines Tages glauben.«
Ich machte eine beiläufige Bemerkung, als kümmerte es mich nicht wirklich. Wir trennten uns auf der Hauptstraße und freuten uns unbestimmt darauf, uns an Weihnachten wieder zu sehen.
Ich fuhr mit dem Bus nach Hause, wobei ich das Gefühl hatte, dass meine Stimmung, wenn sie noch weiter sank, durch den Fußboden fiele.
Weihnachten ist für Hinterbliebene die Hölle. Dieses schreckliche Jahr neigte sich in einem Durcheinander aus Flitter, Alkohol und
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