Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
ständigen Feierlichkeiten dem Ende zu. Ich beobachtete alles durch meine Glaswand. Ich verbrachte zwei Samstage verbissen mit dem Einkaufen von Geschenken, fand aber wenig Geschmack daran. Ich bahnte mir meinen Weg durch die fröhliche Menge der Käufer, fauchte Kinder und knurrte Bettler an.
Annabel bekam silberne Ohrringe. Ben bekam neue Kopfhörer. Ruth bekam eine Strickjacke (burgunderfarbene Lammwolle). George bekam ein Lesezeichen sowie ein Vorabexemplar der neuen Browning-Biographie. Betsy, Shay und Puffin bekamen alle Fortnum’s Schokolade. Fritz, gleichzeitig der wichtigste und der schwierigste Kandidat, bekam einen einfachen Silberrahmen, in den ich ein Foto von Phoebe einlegte. Hazel und Jonah schickte ich über Betsy eine Flasche Champagner.
Die engelsgleiche Betsy war überglücklich, weil Jonah Hazel am Heiligen Abend zum Abendessen mitbrachte, aber sie vergaß keine Sekunde, dass ich in Trauer war. Sie war entschlossen, eine glückliche Atmosphäre zu schaffen. Ich verschwand fast unter einem Kuchen, Keksen und gefüllten Pasteten. Sie klebte Stechpalmenzweige an unsere Computer und schmückte die Aktenschränke mit Flitter. Sie trällerte Weihnachtslieder, während sie Kreuzworträtsel löste, und suchte stets nach Vorwänden, um Knallbonbons platzen zu lassen. Ich saß stundenlang würdevoll an meinem Schreibtisch, während mir eine Papierkrone über einem Auge hing.
Es war die fröhliche Jahreszeit, und ich bemühte mich sehr. Aber Phoebe war nicht hier, und Fritz verliebte sich anscheinend gerade in Peason. Ich war sehr unglücklich. Ich war so unglücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Fritz zog in das Haus meiner Mutter am Meer. Ruth sagte, sie fände es nett, einen Untermieter zu haben.
»Ich sehe ihn kaum – entweder probt er, oder er rast zu seiner Freundin zurück nach London«, erzählte sie mir am Telefon. »Wenn er hier zu Abend isst, fühle ich mich merkwürdig geehrt. Ich merke, dass er mich verzaubert. Ich stelle fest, dass ich ihn gerne um mich habe. Und ich dachte immer, er wäre ein arger Flegel.«
Wir hatten vereinbart, dass ich am Tag vor Heiligabend zu Ruth fahren würde. Am Abend davor hatten wir unsere Bürofeier – preiswert und fröhlich, in einer Curry-Bude in der Drummond Street. Weitere Knallbonbons wurden platzen gelassen. Betsy wirkte euphorisch, und Puffin und ich verfrachteten sie (und ihre Hunderten von Einkaufstüten) in ein Taxi.
Puffin fuhr aufs Land. Er machte freundlicherweise einen kleinen Umweg, um mich nach Hause zu bringen (ich verbrachte schmerzhafte zwanzig Minuten gegen sein Gepäck gedrückt, das anscheinend hauptsächlich aus Angelruten und Gewehren bestand). Ich küsste ihn beim Aussteigen herzlich auf die Wange und wünschte ihm frohe Weihnachten. Wir sagten, wir sähen uns »im nächsten Jahr«, ohne es wirklich zu glauben.
Dann war ich allein, und ich spürte, wie sich die Stadt um mich schloss. London war eine Masse von Schnecken, die sich in ihre gemütlichen Häuser zurückzogen. Ich warf einige Kleidungsstücke in einen Koffer, langweilte mich dann und ging zu Bett. Ich hielt es für unwichtig, was ich bei Ruth trug.
Ich musste am nächsten Morgen noch ein paar Besorgungen machen. Ruth fehlte Phoebes Genie als Gastgeberin vollkommen, und ich wusste, dass ihr Haus wahrscheinlich kaum der Jahreszeit angemessene Pracht aufweisen würde. Phoebe hätte natürlich Pasteten und Chutneys, wunderbare Käse, die ihren Gestank aus dem Kühlschrank absonderten, und zart schmelzende Schokolade vorbereitet. Ich wollte nicht, dass Fritz an seinem ersten Weihnachtsfest ohne sie auf solche Dinge verzichten müsste.
Wie Phoebe es stets getan hatte, ging auch ich zu dem großen Delikatessenladen auf dem Rosslyn Hill. Dort war es warm und laut und voll. Ein stämmiger Wachmann in blauer Uniform kontrollierte die Türen. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht zu frühstücken, und die köstlichen Düfte machten mich schwindelig. Ich füllte meinen Korb mit den Dingen, die Phoebe gekauft hätte. Ich wusste genau, welche es waren. Vor einem Jahr hatte ich sie hierher gefahren, um ihr beim Tragen zu helfen. Nichts hatte sich geändert. Es war leicht, sich vorzustellen, dass sie noch immer bei mir wäre und über die Bilder auf den Sauerkrautgläsern lachte.
»Welches sollen wir nehmen – den dicken Mann in den Ledershorts oder die dicke Frau mit dem verrückten Lächeln?«
Sie war letztes Jahr verschwenderisch gewesen. Wir hatten unsere Körbe mit
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