Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
Vom Netzwerk:
fremdartige Aufführung im Almeida durchgestanden, die zu schätzen ich vorgegeben hatte. Es war ein überaus angesehenes Stück, aber dies hier war weitaus vergnüglicher.
    Len Batty stellte die Witwe Twankey sarkastisch und düster dar, voller ironischer Beiseite-Bemerkungen und auf ihre Art so vielseitig wie ein guter König Lear. Er war so witzig, dass sogar Ruth kicherte. Schreckliche rote Locken rahmten sein aufgedunsenes Gesicht. Er ließ die Röcke fliegen, damit man seine Pumphose sah. Er versuchte, das tanzende Pferd zu melken, und machte satirische Bemerkungen über den Ortsrat.
    Ich ließ mich ganz darauf ein, genoss jede Minute. Ich buhte Abanazer aus. Ich schrie: »Hinter dir!« Ich machte einen Tanz mit, bei dem man aufstehen und wie eine Kuh muhen musste. Ich trat mit dem Sperrsitz in einen Wettbewerb ein, wer das lauteste Hühnergackern ausstoßen konnte. George war ebenso enthusiastisch. Ruth beobachtete uns beide mit (vermutlich) professionellem Interesse.
    Ungefähr eine halbe Stunde vor der Pause wurde die Kulisse der Dorfstraße abgebaut, und wir befanden uns nun in der Wäscherei der alten Mrs. Twankey. Zwei große Bottiche mit Schaum wurden in die Mitte der Bühne geschoben. -George und ich wurden aufgeregter, denn dies war die berühmte »Spritz«szene, in der Fritz und Len Batty einander mit Wasser übergießen, mit Schaum besprühen und große, gepolsterte BHs ins Orchester werfen mussten. Sie hatten die Szene seit Wochen minuziös geprobt.
    Die Spritzszene wurde schnell und wild gespielt, mit ungeheuer viel Wasser. Beide Männer waren innerhalb weniger Minuten bis auf die Haut durchnässt. Witwe Twankey befahl ihrem unnützen Sohn, eine Reihe komische Pumphosen auf einer Wäscheleine zu zählen. Er machte es falsch und tauchte seine alte Mutter versehentlich in den Bottich (ich schäme mich ein wenig zu gestehen, dass ich hilflos vor Lachen war. Kein Literaturkritiker des London Review würde über solch groben Slapstick lachen).
    »Sieh nur, was du getan hast«, sagte Len Batty. »Ich sollte dieses nasse Kleid besser ausziehen – alle Männer umdrehen.«
    Fritz sagte: »Du bist nicht gefährdet, Mum!«
    »Nun, du frecher, kleiner …« Batty jagte Fritz rund um die Bühne. Er ergriff einen Wassereimer und leerte ihn über Fritzens Kopf.
    Ich bin mir nicht sicher, wie lange es dauerte, bis das Publikum merkte, dass etwas nicht stimmte. Es schienen Ewigkeiten zu sein, dauerte aber wahrscheinlich nur ein paar Minuten. Len Batty blieb plötzlich stehen, stieß ein unheimliches Stöhnen aus, das niemand komisch finden konnte, und stürzte zu Boden.
    Fritz zog den Eimer von seinem tropfenden Kopf. Die Menschen lachten noch immer, wurden aber auch allmählich besorgt. Len Batty lag auf der nassen Bühne, die Haut unter der Schminke fahl.
    Und dann sah es einen Moment so aus, als würde Fritz ihn angreifen. Er stürzte sich auf Len Battys Brust und zerrte am Stoff seines Kostüms, bis er zerriss.
    Er schrie: »Schließt den Vorhang – ruft einen Krankenwagen!«
    Als sich die Vorhänge schlossen, sahen wir noch, wie Fritz heftig Len Battys Brust bearbeitete.
    Bevor wir alle in Chaos ausbrechen konnten, trat ein Mann mit Fliege und einem Mikrophon vor den Vorhang. Er sagte uns, wir sollten nach Hause gehen. Es täte allen sehr Leid, aber Len Batty sei krank geworden. Niemand lachte, als er mehrmals fragte, ob ein Arzt im Hause sei.
    »Ich sollte vermutlich besser hinuntergehen«, sagte Ruth. Sie erhob sich. »Aber es sieht so aus, als käme Wishee-Washee auch allein sehr gut zurecht.«
    Ich fragte: »Glaubst du, er wird wieder gesund?«
    Ruth sagte: »Ich weiß es nicht. Vielleicht war er schon tot, als er zu Boden stürzte.«
    »Seien wir optimistisch«, bat George. »Ich bin sicher, dass Fritz weiß, was zu tun ist.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Ruth. »Ich habe diese Art Behandlung seit Jahrzehnten nicht mehr durchgeführt.«
    Wir eilten zur Bühnentür. Ruth, völlig ungerührt von dem Chaos um sie, stellte sich einem aufgeregten Mann mit einem Klemmbrett vor. Er rief etwas in ein Funkgerät. Ruth wurde zur Bühne geführt.
    »Noch kein Krankenwagen«, sagte George, dessen Optimismus zum ersten Mal ins Wanken geriet. »O Himmel.«

    Wir waren bei unserem zweiten heißen Grog, als Ruth nach Hause kam.
    »Und?«, fragte ich. George und ich hatten wie auf glühenden Kohlen gesessen. George war mehrmals den Tränen nahe gewesen. Wir waren uns einig, dass der Gedanke daran, dass der arme alte

Weitere Kostenlose Bücher