Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
besten Licht darstellten.
Wir vier lachten und redeten und aßen. Phoebe kam natürlich auf ihre Jungs zu sprechen, und ihre Anekdoten waren so drollig, dass Honors Abneigung zu Belustigung wurde. Wir wetteiferten darum, unsere jeweiligen Geschichten zu übertrumpfen, und ich überlegte erst hinterher, dass das vielleicht keine sehr gute Idee gewesen war. Alles, was wir erzählten, betonte anscheinend die am wenigsten bewundernswerten Eigenschaften der Jungen – ihre Ungezogenheit, ihre Vorliebe fürs Feiern, ihre Konflikte mit dem Gesetz. Phoebe ging davon aus, dass ihr angeborener Reiz für jedermann offensichtlich sei.
Ich hatte gesagt, dass ich nachher fahren würde, aber ich amüsierte mich so gut, dass ich zu viel trank. Matthew sagte schließlich, er würde fahren, und suchte in meinen Taschen nach den Schlüsseln. Wir würden zuerst Phoebe und dann Honor absetzen.
Sobald wir Phoebe an ihrer Haustür verabschiedet hatten, stieß Honor einen langen Seufzer aus.
»Was für eine bewundernswerte Frau! Wie konnten ihre Söhne nur so schrecklich werden? Das genügt, um einen vom Kinderkriegen abzuhalten. Sie tat mir so Leid. Ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte.« Und sie platzte mit einer Beschreibung ihrer Begegnung mit Fritz und Ben heraus.
Ich war sehr ärgerlich auf die Darlings, weil sie sich vor einer potenziellen Braut so flegelhaft benommen hatten. Ich hatte es allerdings auch genossen, mit Phoebe über die alten Geschichten zu lachen und mich daran zu erinnern, warum ich die Jungen von nebenan so sehr mochte. Sie waren vielleicht Flegel, dachte ich, aber sie waren sehr nette und unterhaltsame Flegel. Niemand auf der Welt konnte mich so zum Lachen bringen wie die Darlings.
Honor erkannte das Komische an alledem nicht. Langweilige, doofe Pute, dachte ich. Kein Wunder, dass sie keinen abkriegte.
Und wie hatte sie die reine Pracht von Fritzens nacktem Körper ignorieren können? Zu blau, um mich schuldig zu fühlen, schloss ich die Augen, um den Anblick wieder heraufzubeschwören. Ich hatte Honor einen unsterblich schönen Körper gezeigt, und sie konnte nur an Fritzens Unordnung denken. Es war großartig, dass sich Matthew so sehr bemühte, nett zu ihr zu sein, aber ich wünschte doch, dass er ihr nicht ganz so eifrig zustimmte und gleich seine eigene Kritik am Lebensstil von Fritz und Ben hinterherschob.
»Gott weiß, warum sie glauben, die Welt schulde ihnen den Lebensunterhalt«, sagte er. »Und es ist recht beängstigend, dass sie ihre Wohnung so haben verwahrlosen lassen. Bedeutet ihnen das Haus denn nichts?«
Eines war überaus klar. Wir hatten ein ernsthaftes Problem in der Eigendarstellung. Fritz und Ben mussten in diesen ganzen Verkuppelungsplan eingeweiht werden, sonst war er zum Scheitern verurteilt.
Kapitel Vier
Am nächsten Morgen, während Matthew zum Joggen war, unternahm ich – ohne Phoebes Wissen – den Schritt, die Jungs anzurufen, um sie zu einer Krisensitzung zu bitten.
Ich hörte Fritzens Stimme auf dem Anrufbeantworter. »Hi. Hier ist die Wohnung von Fritz und Ben Darling. Hinterlassen Sie eine Nachricht, dann werden wir Sie zurückrufen.«
Ich hinterließ eine Nachricht. »Hi, hier ist Cassie. Könnte einer von euch mich zurückrufen? Es ist wichtig. Danke.«
An diesem Tag erfolgte keine Antwort. Vielleicht war das gar nicht schlecht, da ich ohnehin mit Matthew verabredet und sehr beschäftigt war. Matthews Wochenenden waren fast ebenso arbeitsreich wie seine Arbeitswoche. Wir lasen Unmengen Zeitungen, tranken Kaffee, kauften bei Villandry biologischen Brie, sahen einen niederdrückenden, ausländischen Film, hatten drei Mal Sex und kauften bei Heal’s eine Schreibtischlampe. Zwischendurch hinterließ ich drei wei-tere Nachrichten für die Darlings.
Am Montagmorgen kam mir mein Büro wie eine Oase der Ruhe vor. Ich hatte ein wundervolles Wochenende mit Matthew gehabt, sagte ich mir –, aber ich merkte, dass ich mich darauf freute, Jeans zu tragen und auf dem Sofa eine Pizza zu essen. Wir hatten eine Redaktionskonferenz wegen der nächsten Ausgabe. Ich überredete einen berühmten alten Autor, unseren Leitartikel zu schreiben, und hinterließ drei weitere Nachrichten für Fritz und Ben. Riefen sie denn nie zurück? Die Zähigkeit des Projekts verdross mich allmählich.
Am Dienstag hinterließ ich drei weitere Nachrichten, die zunehmend schärfer gerieten.
»Hört mal, wird mich einer von euch faulen Bastarden einfach mal zurückrufen?«
Am Mittwoch entschied
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