Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
und brachen in Lachen aus.
»Du wirst dich zusammenreißen müssen«, sagte Ben und boxte Fritz.
»Ich?«, rief Fritz. »Was ist mit dir? Du wirst deine Vorhaut waschen müssen.«
Er sprach das besagte Wort so albern aus, dass ich auch lachen musste. »Ernsthaft«, sagte ich. »Wenn wir diese Sache richtig angehen wollen, sollten wir darüber reden, was als Nächstes zu tun ist.« Ich erhob mich. »Wir können das beim Essen besprechen.«
»Lass es gut sein«, sagte Fritz. Er lachte nicht mehr. Er richtete sich schwungvoll auf, und seine schwarzen Augen funkelten mich streitlustig an. »Das ist nicht mehr lustig. Es wird allmählich absurd.«
»Ja«, sagte Ben. »Vollkommen absurd. Ich habe das Gefühl, als käme gleich Salvador Dalí mit einem riesigen Fisch unter dem Arm hereinspaziert.«
Fritz und ich warfen ihm ungeduldige Blicke zu. Seine Neigung, vom Thema abzuschweifen, störte die Erörterung, wie es auch in der Vergangenheit schon häufig der Fall gewesen war.
»Nur damit ich es richtig verstehe, Grimble«, sagte Fritz. »Du hast unserer Mutter tatsächlich versprochen, Ehefrauen für uns zu suchen?«
»Ich habe es bestimmt nicht versprochen. Ich wollte nur helfen.«
»Du wolltest nur in unserem Liebesleben herumpfuschen.«
»Das wollte ich nicht!«
»Frauen wollen einen immer ändern«, sagte Ben, erneut abschweifend. »Und wenn sie feststellen, dass das nicht funktioniert, muss man den unaussprechlichen Schmerz durchleben zu erkennen, dass sie dich nicht so mögen, wie du bist. Mich hat noch jede Frau verletzt, die ich je geliebt habe.«
»Seht mal, ihr seid beide Singles«, sagte ich. »Ich bitte euch doch nur, ein wenig Zeit mit einigen meiner Freundinnen zu verbringen.«
»Ich habe alle deine Freundinnen kennen gelernt«, sagte Fritz, »und ich mag keine davon. Sie tragen anscheinend alle dicke Brillen und schneiden ihre Haare mit Heckenscheren.«
»Du weißt, dass das nicht fair ist!«, rief ich, als wären Fritz und ich wieder sechs Jahre alt und stritten uns um die Schaukel.
»Er meint diese Honor-Zicke von neulich abends«, sagte Ben hilfreich. »Tatsächlich mochte ich sie recht gerne. Aber das bedeutet nicht, dass ich sie heiraten will.«
»Danke«, sagte Fritz. »Wir werden selbst Ehefrauen finden.«
»Wenn ihr aufgehört habt, mit den Ehefrauen anderer Leute herumzumachen«, sagte ich.
Ben war gekränkt. »Was soll das heißen? Wenn du von Vinnie sprichst, dann irrst du dich. Das ist nur eine gute Freundschaft, okay?«
Fritz runzelte die Stirn. »Warum ist unser Privatleben plötzlich deine Angelegenheit?«
»Euer Privatleben spielt sich nicht besonders privat ab, Fritz. Anscheinend weiß der ganze Norden Londons von dir und Madeleine.«
»Und wenn schon? Ihr Ehemann hat es noch nicht herausgefunden.«
»Du bist eine verdammte Schande«, fauchte ich. »Du meinst, du kannst einfach ewig so weitermachen und tun, was immer du willst – dich benehmen, als wärst du noch auf dem College, als wäre Verantwortung nur was für Idioten …«
»Und du hast beschlossen, dass es an der Zeit ist, mich in einen Klon von Mr. Langweiler zu verwandeln, der Anwalt, der dich drei Mal die Woche im Voraus für Sex bucht.«
Ich fürchte, an diesem Punkt geriet mir die Situation außer Kontrolle. Der Seitenhieb auf Matthew war der berühmte Tropfen zum Überlaufen. Ich war seit meinem zehnten Lebensjahr nicht mehr so wütend auf Fritz gewesen.
»Es ist wegen Phoebe!«, schrie ich ihn an. »Jemand muss ihr doch helfen, wenn ihr keinen Finger rührt! Kapiert ihr das nicht? Eure sterbende Mutter sorgt sich darum, wer sich um euch kümmern wird, wenn sie nicht mehr da ist! Könnt ihr nicht einmal in eurem Leben etwas tun, was sie glücklich macht?«
Dann traf mich, als wäre es zum ersten Mal, die Erkenntnis, dass wir eines Tages einer Welt ohne Phoebe gegenüberstünden. Plötzlich schluchzte ich. Ich konnte nicht mehr aufhören. Das Schluchzen entrang sich mir wie ausgetriebene Geister. Ich spürte die Kälte dieser abscheulichen neuen Welt, in der ich nicht mehr den Hörer aufnehmen und Phoebes sanfte Stimme hören könnte.
Die Jungen und ich hatten nie über Phoebes bevorstehenden Tod gesprochen. Nun, da ich die Schranke niedergerissen hatte, veränderte sich die gesamte Stimmung des Abends. Ich sah, durch meine erschrockenen und unfreiwilligen Tränen hindurch, ihre entsetzten Gesichter.
»O Gott«, keuchte ich, »es tut mir so Leid … so Leid …«
»Nicht, Grimble«, sagte Fritz.
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