Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
eine großartige Rolle.«
»Wunderbar. Ich kann infrage kommende Kandidatinnen hinbringen, damit sie dich sehen. Es gibt einen Typ todchicer Frauen, die liebend gerne in experimentellen Theatern rumhängen – nun, das weißt du vermutlich.« Ich gab mich so zuversichtlich wie möglich – obwohl es mich merkwürdig niederdrückte, die beiden tatsächlich zwischen die mahlenden Kiefer des wahren Lebens zu zwingen. »Selbst wenn ihr kein Vermögen verdient, muss erkennbar werden, dass ihr etwas tut. Untätigkeit wirkt am abschreckendsten. Ich will meinen Freundinnen erzählen können, dass ihr ehrgeizig seid, hart arbeitet und euch auf eure zukünftigen Karrieren konzen-triert, und …«
»Wow, Grimble, langsam«, sagte Fritz. »Das wäre gelogen!«
»Ich lüge nicht«, sagte ich. »Ich übertreibe nur ein wenig.« Ich sah sie beide scharf an, um mich zu versichern, dass ich ihre volle Aufmerksamkeit hatte. »Ich kenne Dutzende von Frauen, die sich in euch verlieben würden –, aber nur, wenn ich eure volle Unterstützung habe. Ihr müsst hundertprozentig auf meiner Seite stehen.«
Die Jungen sahen einander vorsichtig an.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Fritz.
»Das hast du eben schon gesagt«, erinnerte ich ihn.
»Das war, bevor ich die Bedingungen erfuhr.«
»Vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee, solide zu werden«, sann Ben nach. »Ist deine Doktor-Freundin noch frei?«
»Claudette? Nein.« Ich warf Fritz einen viel sagenden Blick zu. »Sie ist verheiratet.«
Das war natürlich meine Vorbereitung auf die zweite Bombe. Ich dachte nicht, dass ich es laut aussprechen müsste – beide sollten zumindest annähernd das Verdammt-nochmal-Offensichtliche erkennen. Bevor ich eine meiner Freundinnen in ihre Nähe ließ, mussten Fritz und Ben ihr gegenwärtiges Liebesleben bereinigen.
Fritz seufzte. »Auf ein Neues. Das ist das Problem, das dir nicht aus dem Kopf geht, oder? Der unanständige Fritz und seine verheiratete Hure.«
»Nun, tut mir Leid«, sagte ich erbost, »aber ich kann mit dir erst etwas anfangen, wenn du diese blöde Madeleine los bist.«
Fritz kicherte unerwarteterweise. »Ich weiß nicht, warum ich dir das erzähle, da dich mein Liebesleben schließlich absolut nichts angeht – aber ich habe das Gefühl, dass Madeleine bald nach Potters Bar ziehen wird.«
»Oh«, sagte ich und versuchte taktvoll, nicht allzu begeistert zu klingen. ›Nach Potters Bar ziehen‹ war unser alter Teen-ager-Ausdruck dafür, abgeschoben zu werden.
»Ich gebe dir grünes Licht, wenn es so weit ist.«
»In Ordnung.« Ich wollte ihn so gerne ausfragen, war aber vernünftig genug, den Mund zu halten. Er runzelte die Stirn. Ich kannte ihn jedoch gut genug, um erkennen zu können, dass er innerlich litt. Fritz verdrängte alle Verletzungen.
»Und vielleicht«, fuhr er fort, »könnte Ben über die Alte Mutter Appleton nachdenken.«
Ben wurde sofort trotzig. »Was soll das heißen?«
»Nur, dass Schlussmachen gerade besonders angesagt ist.«
»Ich wünschte, die Leute würden das mit Vinnie nicht immer missverstehen. Es ist eine rein spirituelle Beziehung.«
»Wenn ich ein richtiger Junggeselle sein muss, dann musst du das auch«, sagte Fritz. Er war ernst, aber ich war mir sicher, dass er sich amüsierte – er verabscheute Mrs. Appleton. »Du zählst nicht als Junggeselle, solange du mit ihr herumhängst.«
»He, zum letzten Mal, es ist eine rein …«
»Blödsinn«, sagte Fritz heiter. »Wenn sie dir noch nicht an die Wäsche gegangen ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit. Du wirst deine Tugendhaftigkeit nicht viel länger bewahren können. Und wenn ich meine Freundin aufgeben muss, dann musst du das auch.«
Ben runzelte die Stirn. In Kindertagen hätte er geschmollt. »Aber sie ist nicht meine …«
»Gut. Ich gebe meine nicht auf, wenn du deine nicht aufgibst.« Fritz verschränkte die Arme.
»Bei dir ist das was anderes«, murrte Ben. »Ich gehe nicht mit Vinnie ins Bett, okay? Aber ich werde sie vermutlich nicht mehr sehen, wenn du Madeleine nicht mehr siehst.«
Fritz grinste mich an. Offenbar gefiel ihm allmählich der Gedanke, eine Reihe hoffnungsvoller junger Frauen kennen zu lernen. »Okay, Grimble – wir werden Singles, und dann kannst du tätig werden.« Er warf den Kopf zurück und sagte mit Laurence-Olivier-Stimme: »Ruf das Chaos aus und lass die Heiratsmeute von der Leine!«
Kapitel Fünf
Erstaunlich kurz danach schickte Fritz mir eine E-Mail ins Büro.
Re: Wir
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