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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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»Nicht, Liebes.« Er war sofort sanft. Er legte seine Arme um mich, und ich heulte an seiner Schulter. Es war dem Gefühl sehr ähnlich, von Jimmy gehalten worden zu sein, was mich zunächst noch heftiger schluchzen ließ.
    »Es tut mir Leid … ich wollte nicht … es tut mir Leid …«
    »Hör auf, dich zu entschuldigen«, erwiderte Fritz. Ich spürte, wie seine große, warme Hand meinen Hinterkopf streichelte. »Man muss darüber weinen – mehr kann man nicht tun. Es gibt nichts anderes. Wir haben das erkannt, als Dad starb. Also weine, so viel du willst, Liebes.«
    »Mum will eigentlich nicht Ehefrauen für uns finden«, sagte Ben traurig. »Sie will nur, dass uns nicht das Herz gebrochen wird.« Eine Träne lief auch sein Gesicht herab. »Aber das ist bereits geschehen. Dad zu verlieren war schon schlimm genug, aber ich weiß nicht, wie wir ohne Mum weiterleben sollen.«
    »Fang du nicht auch noch an«, sagte Fritz. »Wir können nicht alle weinen, sonst werden wir verdammt nochmal nie wieder aufhören. Ich denke, wir sollten eine ordentliche Tasse Tee trinken. Magst du einen Tee, Cass?«
    Ich versuchte, mich zusammenzureißen, zutiefst beschämt über meinen Ausbruch. Aber die Jungen schienen mich weiterhin trösten zu wollen. Vielleicht half ihnen das, etwas herauszulassen. Fritz gab mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und ging dann in meine winzige Küche. Ben zog mich neben sich aufs Sofa, legte seine gefütterte Jacke ab und breitete sie über unsere Beine.
    »Siehst du, Cass«, sagte er, »in unserem kleinen Cotton House sind wir ganz sicher.«
    Fritz kam mit einem Tablett mit drei Teebechern zurück. Der Tee war höchst charakteristisch: stark und dunkel und siedend heiß. Ich fragte mich unwillkürlich, wann ich dieses spätabendliche Getränk zuletzt genossen hatte. Zeit mit den Darlings zu verbringen zwang mich dazu, mich einer Version meiner selbst zu stellen, die ich lange Zeit verdrängt hatte. Mir fiel ein, warum es schön war, dieser leicht unordentliche, hedonistische Mensch zu sein. Die Welt kam nach und nach wieder ins Lot. Ich fühlte mich zufrieden und hatte meine beiden alten Freunde sehr gerne. In diesem Moment traf ich die bewusste Entscheidung, in Zukunft so tough wie -möglich zu sein – um ihretwillen ebenso wie um Phoebes willen.
    Ich schälte mich aus Bens Jacke und ging in die Küche, um mir mit einem Geschirrtuch das von Tränen verquollene Gesicht abzuwischen und das Cassoulet aufzutragen. Wir waren alle heißhungrig. Ben vergaß Mrs. Appletons gesunde Bohnensprossen und aß zwei Portionen. Es wurde noch eine Flasche Wein geöffnet. Weiterer Tee wurde gekocht. Wir sprachen über Phoebe und wie schwer es uns allen fiel, auch nur daran zu denken, Abschied nehmen zu müssen.
    »Es ist noch schlimmer, weil wir sozusagen wissen, was zu erwarten ist«, sagte Ben. »Es scheint erst so kurz her zu sein, dass wir das alles mit Dad durchgemacht haben.«
    »Es ist seltsam, wie viel davon sich gleich anfühlt«, bestätigte Fritz nachdenklich. »Ich meine, die Routine daran – die Medikamente, die Tests, die endlosen und vollkommen sinnlosen Besuche bei Ärzten. Das Phantastische bei Dad war, dass er sich keinen Unsinn vormachen lassen wollte.«
    »Er wollte so viel wie möglich wissen«, sagte Ben. »Er wollte die Kontrolle behalten. Er dachte nur an Mum und daran, es ihr zu erleichtern. Und jetzt denkt sie nur an uns.«
    »Sie sorgt sich um uns«, sagte Fritz. »Das kann ich nicht ertragen. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich ihr diese Sorgen nehmen kann.«
    Die Brüder tauschten kurze, vertraute Blicke des Verständnisses. Ich fühlte mich töricht. Ich hatte wohl bis jetzt noch nicht erkannt, dass Jimmys Tod der Zeitpunkt gewesen war, an dem ihr Leben aus der gewohnten Bahn gerissen wurde. Ich erinnerte mich jetzt, wie unheimlich die Stille erschienen war, als diese lebensvolle Persönlichkeit ausgelöscht wurde. Ich erinnerte mich auch (wie hatte ich das vergessen können?), wie heldenhaft die Jungen ihren eigenen Kummer -heruntergespielt hatten, um Phoebe zu trösten.
    »Wir würden für sie alles Menschenmögliche tun, das weißt du«, sagte Fritz leise. »Und wenn sie uns Ehefrauen besorgen will – nun, dann tu es verdammt nochmal, okay? Such mir jemanden, den Phoebe mag, und ich werde mein Bestes tun, mich in sie zu verlieben.«
    »Ich auch«, sagte Ben. »Schlag dein Adressbuch für uns auf, und tu dein Schlimmstes.«
    Sie hörten zu. Jetzt kam der schwierige Teil.

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