Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
hin und sah mich ernst an. »Hör mal, wenn du heute Abend vorbeikommst, dann erwähne den blauen Fleck in seinem Gesicht nicht.«
»Verdammte Hölle, willst du damit sagen, dass Madeleine ihn geschlagen hat?« Ich war teils entsetzt und teils fasziniert. Warum, um alles in der Welt, hatte Fritz sich nur mit dieser Hexe eingelassen?
»Sie hat ihn mit einem Messing-Kerzenleuchter beworfen. Das hätte ihn umbringen können, sodass wir beschlossen, Mum nichts davon zu sagen.«
»Sie glaubt, er wäre gegen eine Tür gerannt«, vermutete ich.
Ben lächelte kläglich. »So ungefähr.«
»Sie hat seinen Kopf verletzt, weil sie sein Herz nicht verletzen konnte.«
»Er kann nicht gut Gefühle zeigen, das ist alles.« Ben, der sein Leben lang von seinem durchgeknallten Bruder geärgert und schikaniert worden war, musste ihn dennoch stets verteidigen. »Er verbirgt es, und man muss raten, was er empfindet.«
»Seine E-Mail klang ziemlich munter.«
»Sei nicht zu streng mit ihm. Er ist nicht so hart, wie er tut. Er zeigt es nicht, aber er macht eine schwere Zeit durch. Allein schon wegen Mum.«
»Du auch«, sagte ich.
»Ja, aber ich glaube, für Fritz ist es schlimmer. Er übernimmt alle Verantwortung, weißt du – er lässt mich nicht annähernd genug für sie tun. Es ist so, als müsste er Dads Platz einnehmen.«
Ich legte die Gabel hin. Meine Kehle hatte sich verengt. »Wie geht es ihr?« Es war an der Zeit für die Fragen, die stets gestellt werden mussten.
»Sie ist sehr vergnügt«, antwortete Ben. »Sehr damit beschäftigt, nicht zuzugeben, dass sie krank ist. Aber sie hat eine neue Chemotherapie begonnen, und selbst sie muss zugeben, dass sie erschöpft ist. Sie widerspricht nicht einmal mehr, wenn Fritz ihr sagt, sie solle sich hinlegen.«
»O Gott, das ist ein schlechtes Zeichen.«
»Fritz meint, wir müssen sie auf ihre Weise damit umgehen lassen«, sagte Ben. »Sie muss sich jeden Nachmittag aus-ruhen – aber ich gehe dann nach oben und spiele für sie, und wir geben vor, sie würde mir nur beim Üben zuhören.«
Ich schluckte mehrere Male, nahm dann einen Schluck Wasser und fragte mich in dem Moment, ob ich je wieder etwas essen könnte. Ich gab mir Mühe, meine Stimme sorglos klingen zu lassen, um meines alten Cotton-House-Gefährten willen. »Aber ich bin sicher, dass es ihr gut tut. Du weißt, wie gerne sie dich spielen hört.«
Ben lächelte. »Ich werde niemals ein besseres Publikum finden.«
»Fritz schrieb, ihr wärt beide Singles. Heißt das, dass du auch wegen Mrs. Appleton etwas unternommen hast?«
»Hat er dir das gesagt?« Ben war gereizt. Seine Wangen wiesen rote Flecke auf. »Tatsächlich habe ich nichts getan. Es ist nur so, dass sich unser Einvernehmen … geändert hat.«
»Oh?«
»Sie … sie wollte mit mir schlafen«, murmelte Ben mürrisch. »Ich musste ihr sagen, dass wir keine solche Beziehung führen. Jedenfalls nicht von meiner Seite. Ich dachte, es wäre reine Freundschaft, weißt du. Im platonischen Sinne. Eine geistige Begegnung.«
Ich musste mir in die Wange beißen, um nicht zu lachen. Gütiger Himmel, ich hatte Ben furchtbar unrecht getan. Unglaublich, dass er in Bezug auf die alternde Musikliebhaberin die Wahrheit gesagt hatte.
Ich fragte: »War sie ärgerlich, als du sie abgewiesen hast?«
»Wütend«, sagte Ben verdrießlich und zuckte bei der Erinnerung zusammen. Ich hatte nicht erwartet, dass er redselig wäre, und war vollkommen bereit, das Thema zu wechseln, aber er war anscheinend in Bekennerlaune. »Ich war bei ihr zu Hause, und wir befanden uns eigentlich mitten in einer Flötensonate von Haydn, als sie plötzlich mit mir knutschen und mir an die Jeans gehen wollte. Ich bin kaum lebend da rausgekommen.«
»Du Armer.« Ich griff über den Tisch nach seiner Hand.
»Du siehst also, dass ich bestimmt keinen Sex mit Vinnie hatte. Gott, nein. Ich hatte keinen Sex mehr, seit ich mit Karen auseinander gegangen bin.«
»Karen? Habe ich sie je kennen gelernt?«
»Nein. Dafür hat es nicht lange genug gedauert.« Ben seufzte tief und nahm einen riesigen Mund voll Lasagne. »Du kennst mich, Cass. Ich kriege nie eine lange Beziehung zustande. Ich suche noch immer nach der Richtigen. Ich bin nicht wie Fritz. Er verlässt seine Frauen, und ich werde verlassen.«
»Das stimmt nicht ganz«, widersprach ich unwillkürlich. »Sie verlassen dich nur, weil sie dir keinerlei Zugeständnis entlocken können und du nie für etwas bezahlst. Darum will Phoebe dich so
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