Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
unbedingt versorgt sehen.«
»Ich wäre gerne versorgt«, sagte Ben ernst. »Und – es soll endlich Liebe sein. Besonders jetzt.«
»Überlass das mir«, sagte ich, entschlossen, so hartnäckig wie möglich zu sein. »Ich komme heute Abend mit einer Liste sorgsam ausgewählter Bräute vorbei.«
Er lächelte verzerrt. »Ich weiß nicht. Mir fehlt anscheinend Fritzens Anziehungskraft.«
»Unsinn – du hast die Mädchen doch vehement abwehren müssen, seit du zwölf warst. Und offen gesagt bist du jetzt, wo du einen Job hast, heiratsfähiger als dein Bruder.«
»Meinst du?« Ben strahlte. »Das würde ihn wurmen, oder? Wenn ich jetzt einmal der Erste wäre.«
Ein Kellner räumte unsere Teller fort – meiner war noch voll, Bens ordentlich geleert –, und Ben bestellte vergnügt Käsekuchen zum Nachtisch.
Bevor er jedoch gebracht wurde, deutete Ben plötzlich zur Tür des Restaurants. »He – sieh nur, wer da ist!«
Ich schaute über die Schulter zu der großen, eindrucksvollen, dunkelhaarigen Frau. »Kennst du sie?«
»Nicht so gut wie du«, sagte Ben. »Erkennst du sie nicht? Es ist deine Freundin Honor. Diejenige, die mir Konzertkarten bezahlen wollte, bevor du es verdorben hast.«
»Was?« Ich fuhr auf meinem Stuhl herum, um genauer hinzusehen.
Ja, es war Honor Chappell. Aber was hatte sie gemacht? Der schreckliche, wie mäusezerfressene Bürstenhaarschnitt war einem ordentlichen glänzenden dunklen Haarschopf gewichen, der ihren unerwartet wohlgeformten Kopf und den Glanz der großen grauen Augen zur Geltung brachte. Sie hatte sich auch anständige Klamotten zugelegt – möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben – und trug eine tolle, dunkelrote Leinenjacke. Eine Designerbrille ersetzte die wenig schmeichelhaften Gläser.
Ich fühlte mich bestätigt. Der Eierkopf war wunderschön. Cinderella war aus ihrer verstaubten Bibliothek hervorgekrochen. Es musste ein Mann im Spiel sein, und ich wollte unbedingt die Einzelheiten hören. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich im Geiste E-Mails an Annabel und Hazel formuliert.
»Honor!« Ich winkte sie aufgeregt herüber. »Wie geht es dir? Dein Haar sieht wundervoll aus!«
Als Honor uns sah, wurde sie fast so rot wie ihre Jacke. »Cassie … hallo … was machst du hier?«
»Ich arbeite in der Dover Street.«
»O Gott – natürlich.«
»Du erinnerst dich an Ben«, sagte ich glücklich. »Komm, setz dich zu uns.«
»O nein, ich bin eigentlich nicht … ich kann nicht … tatsächlich treffe ich mich mit meinem Verleger.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie so nervös war. »Hast du Zeit für ein Glas Wein?«
»Ich würde gerne, aber ich kann wirklich nicht.« Honor schüttelte Ben steif die Hand. »Schön, Sie zu sehen.«
»Ich hoffe, es geht dir gut«, lenkte ich ein.
»Danke.« Sie eilte zur rückwärtigen Seite des Restaurants. Ein älterer Mann in einem Kordsamt-Anzug (akademische Verleger sind nicht für ihre Eleganz bekannt) erhob sich und trat ihr entgegen.
»Sie sieht großartig aus«, sagte Ben.
»Habe ich es dir nicht gesagt? Aber ich denke, du kommst wahrscheinlich zu spät.« Ich lachte leise. »Honor macht sich nur so zurecht, wenn sie verliebt ist. Ich bin wahnsinnig neugierig. Vielleicht trifft sie einen berühmten, verheirateten Romanschriftsteller und fürchtet, dass ich ihn erkennen würde.«
»Ich hätte auf dich hören sollen«, sagte Ben und nahm das große Stück Käsekuchen in Angriff, der gerade serviert worden war. »Wenn du das nächste Mal eine Frau vor meiner Nase herumwedelst, werde ich besser aufpassen. Fritz glaubt vielleicht, dass er es ohne dich schafft –, aber ich brauche offensichtlich alle Hilfe, die ich kriegen kann.«
Auf der voll gestopften Northern Line, wo ich bis nach Hampstead stehen musste, ging ich im Geiste meine feine Liste geeigneter Frauen durch. Honor Chappell schien vergeben zu sein, aber man konnte nie wissen, sodass ich sie nicht vollkommen von der Liste streichen wollte. Und da war stets Annabel, die ich als meinen Verkaufsschlager betrachtete. Die Darlings kannten sie schon seit Jahren, aber ich war mir sicher, dass sie ihnen auf neue Art präsentiert werden könnte, wie eine Sekretärin in einem alten Film, die plötzlich die Brille abnimmt. (»Nun, Miss Levett – Sie sind wunderschön!«) Und Hazel war eine weitere, offensichtlich todsichere Möglichkeit.
Hazel Flynn war, wie ich wohl bereits erwähnte, die jüngste Chefredakteurin aller Zeiten bei einem Hochglanz-Magazin.
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