Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Ich hatte sie auf dem College kennen gelernt. Während der ersten fünf Minuten fand ich sie schrecklich – laut, unverschämt und anmaßend, mit viel zu viel Make-up. Und dann entdeckte ich die beständige Herzlichkeit hinter ihrem aufgesetzten Selbstvertrauen sowie ihren intelligenten, rauen Humor. Sie wurde innerhalb weniger Tage zu einer meiner wichtigsten Freundinnen. Hazel besaß eine tiefe, sinnliche, gedehnte nordische Art zu sprechen und eine ätherische Gestalt und hatte stets viele Verehrer.
Inzwischen war sie eleganter und harscher. Eine makellose Blondine in hervorragender Designerkleidung. Sie war noch immer von Männern umringt, aber keiner blieb mehr als nur wenige Monate. Ihr Job stand im Mittelpunkt, und abgesehen davon fanden Annabel und ich, dass sie bei Männern einen schrecklichen Geschmack hatte. Das Schlimmste daran war, dass ihr Geschmack nicht nur in eine Richtung tendierte – sie hatte alle möglichen grässlichen Freunde gehabt, von einem grauenhaften Adligen an einem Ende der Skala bis zu einem widerlichen Straßenmusikanten am anderen. Sie beschwerte sich ständig über ihren Single-Status – und sie hatte Fritz in Oxford aus der Ferne angehimmelt. Sie war eine fabelhafte Kandidatin.
Annabel und Hazel waren meine Favoritinnen, aber ich hatte auch noch zwei von Matthews weiblichen Kollegen auf der Liste sowie zwei hervorragende Namen von meiner alten Schule. Die Darling-Jungen würden bald erkennen, dass ich mein Geschäft verstand. Tatsächlich war ich mir meines Erfolges so sicher, dass ich mich sogar ein wenig darum sorgte, von einer meiner Freundinnen mit zum Altar geschleppt zu werden.
Als ich mich dem Darling-Haus näherte, drangen Pianoklänge aus dem geöffneten Wohnzimmerfenster. Ich blieb einen Moment auf dem Pflaster stehen. Ben spielte eine von -Phoebes Lieblingsballaden Chopins. Gott, war er gut. Die Frau auf der anderen Seite der Straße, die zuhörte, während sie ihre Rosen im Vorgarten beschnitt, winkte mir freundlich zu.
Fritz öffnete die Tür zum Kellergeschoss. Er trug Shorts und ein Unterhemd. Er hatte phantastische Muskeln und glänzte vor Schweiß, denn er hatte hinten im Garten mit seinen Gewichten gearbeitet. Auf einem Wangenknochen war ein böser blauer Fleck zu sehen, und ich bemühte mich sehr, nicht darauf zu starren. Gütiger Himmel, Madeleine musste verrückt sein – wie gut, dass er sie endlich los war.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte er. »Ben kommt auch gleich.«
»Er hat mich heute zum Essen ausgeführt. Ich dachte, er hätte es dir erzählt.«
»O ja. Das mit seinem Job ist großartig, oder?«
»Wunderbar.«
»Möchtest du ein Bier?«
»Nein, danke. Ich habe etwas Wein mitgebracht.« Ich hielt ihm die Flasche hin, die ich auf dem Weg besorgt hatte. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, wobei ich mich ein wenig linkisch fühlte, weil ich mit seinem schwitzenden, glänzenden, halb nackten Körper allein war. Er suchte in der Unordnung auf der Küchentheke nach dem Korkenzieher. Die Wohnung war so chaotisch wie immer, aber ich bemerkte ermutigt gewisse kleine Anzeichen dafür, dass eine Aufräumaktion stattgefunden hatte. Bens Notenblätter waren gebündelt. Die Fahrradteile waren verschwunden. Es standen weniger Becher herum, und sie waren sauber.
»Ich habe von Mrs. Appleton erfahren«, sagte ich, hauptsächlich um die Unterhaltung in Gang zu halten. »Armer Ben.«
Fritz grinste ein wenig grimmig. »Wir leben und wir lernen. Das nächste Mal wird er wissen, dass er keine wunderbare Freundschaft mit einer Frau eingehen kann, wenn er nicht bereit ist, auch mit ihr zu schlafen.«
Ich musste unwillkürlich lachen. »Oh, hart, aber gerecht.«
»Er hat dir vermutlich von meinem kleinen Spektakel mit Madeleine erzählt.«
»Ja.«
»Die offizielle Geschichte lautet, dass ich mir mit einem meiner Gewichte einen Schlag versetzt habe, okay? Mum fällt in Ohnmacht, wenn sie die Wahrheit erfährt.«
»Du kannst mir vertrauen«, versicherte ich ihm. Ich hätte ihn so gerne getröstet.
Er nahm eine abwehrende Haltung ein, um mir zu zeigen, dass er das nicht wollte. Er öffnete den Wein und goss etwas in ein einigermaßen sauberes Glas. »Madeleine hatte einen Wutanfall. Sie wollte mich nicht wirklich umbringen, wie Ben behauptet.«
»Trotzdem Glückwunsch«, sagte ich. Ich erkannte plötzlich, warum ich mich befangen fühlte – dies war das erste Mal seit unzähligen Jahren, dass Fritz wirklich allein war. Norma-lerweise sprang er erst, wenn
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