Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
verbracht, Arbeit nachzuholen. Er war direkt vom Büro aus zu mir gekommen. Wir wollten in meinem Wagen nach Hampstead fahren. Ich trug ein herrliches schwarzes Kleid von Emporio Armani (nein, ich konnte es mir nicht leisten) und tödlich spitze neue Schuhe, in denen ich ging, als hätte ich gerade Besuch vom Fußbinder gehabt. Das Kleid war der bewusste Versuch, etwas weniger langweilig zu wirken. Wenn ich den Bauch einzog und ein fotogenes Gesicht aufsetzte, war ich eindeutig großartig – aber ich war mir auch der Tatsache bewusst, dass ich gleich mehrere von Matthews Regeln der Dezentheit verletzt hatte. Warum hatte er nicht bemerkt, dass ich viel zu viel Lippenstift trug? Er hatte nicht einmal meine Rocklänge moniert, oder den tiefen Ausschnitt. Und er war immer peinlich genau an meiner Erscheinung interessiert gewesen.
»Du musst dich entspannen«, belehrte ich ihn, während ich die Treppe hinunterstöckelte. »Du darfst nicht immerzu an deine Arbeit denken.«
»Wir stehen im Moment ziemlich unter Spannung«, sagte Matthew. »Offen gesagt, wünschte ich, du hättest Elspeth Dunbar heute Abend nicht eingeladen.«
»Warum?«
»Ich brauche sie auf meiner Seite – sie könnte meine Chancen auf eine Partnerschaft ernsthaft gefährden.«
»Liebling, alles wird gut. Sie wird einen schönen Abend haben.«
»Nun, hoffentlich.« Er war verdrießlich. »Sie ist so prüde. Sie hat diese Rettungsboot-Sammelbüchse auf ihrem Schreibtisch, in die du Geld einwerfen musst, wenn du vor ihr fluchst.«
Ich wünschte, er hätte mir das vorher gesagt – Fritz und Ben würzten ihre Reden, selbst bei bestem Benehmen, vergnügt mit rauen Worten. Ich beschloss, sie vorzuwarnen, bevor sie letztendlich das erste je im Norden Londons gesehene Rettungsboot füttern mussten.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich entschieden. »Irgendwann muss sie mal aus sich herausgehen.«
Wir stiegen in meinen Wagen. Ich ließ meine Killerschuhe von den Füßen gleiten (welche Erleichterung!) und schlüpfte in die alten Turnschuhe, die ich zum Autofahren trug. Matthew saß steif neben mir, zwei teure Flaschen Wein in den Armen.
Der Wagen wollte nicht anspringen. Ich tat alles, was man so tut (Batterie und Benzin prüfen, mit dem Choke hantieren), während Matthew wie eine Statue der Osterinseln missbilligend dasaß.
»Ich wusste, dass ich meinen Wagen hätte mitbringen sollen«, sagte er.
»Und dir auch ein ganz frohes Weihnachtsfest«, murrte ich verdrossen.
»Was?«
Ich durfte mich nicht über Matthew ärgern, denn wie würde das sonst alles enden? »Nichts«, zischte ich durch zusammengebissene Zähne. »Wir sollten besser ein Taxi rufen.«
Es war Samstag, und es war in der nächsten Stunde kein Taxi zu bekommen – ich versuchte es bei sechs Unternehmen und bekam jedes Mal die gleiche Antwort. Matthew blieb unheimlich ruhig.
»Wir könnten ebenso gut mit der U-Bahn fahren«, sagte ich schließlich. »Es sind nur zwei Stationen.«
Matthew seufzte tief. Er stieg aus meinem Wagen. Wir stapften in angespanntem Schweigen auf die Station Chalk Farm zu. Erst als wir in der U-Bahn saßen, erkannte ich, dass ich noch immer meine alten Turnschuhe trug.
Hölle und Verdammnis. Meine wunderbaren Schuhe lagen im Auto. Die Turnschuhe sahen bei meinen dünnen Waden einfach lächerlich aus – als wäre ich von Dr. Seuss gestreckt worden.
Wir trafen fast eine Stunde zu spät im Kellergeschoss ein. Fritz öffnete mit einem Glas Champagner in der Hand die Tür. »Hier ist sie, zu ihrer eigenen Party zu spät.« Er beugte sich vor, um mich auf die Wange zu küssen. »Ich liebe deine Schuhe, Grimble. Bist du hierher gejoggt?«
Ich war verwirrt und ein wenig besorgt. Fritz sah fast kriminell gut aus. Er hatte sein glänzendes Haar schneiden lassen und sich rasiert. Der neue Paul-Smith-Anzug war erschreckend trendy, mit einem absolut auffälligen Karomuster. Es war nicht das, was ich für ihn ausgesucht hätte, aber das genau war es. Er war er selbst. Er war elegant und extravagant und unglaublich sexy.
Die Kellergeschosswohnung hatte eine ähnliche Verwandlung durchgemacht. Ich dachte sogar, Phoebe hätte ein wenig übertrieben – ich erkannte eine Lampe und zwei Perserteppiche aus dem Schlafzimmer der armen Frau. Der Esstisch erstrahlte in Phoebes cremefarbenem Damast-Tischtuch. Fritz hatte den Kandelaber abgelehnt, und der braune Fleck wurde stattdessen von einer Glasvase mit Lilien verdeckt. In der Kochecke des Raumes huschte Neil zwischen
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