Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
sie eine Freundin der Familie. »Aber wenn sie noch lebte, würde sie sich die Freundinnen ihres Sohnes bestimmt ganz genau ansehen.«
Ich wollte mich nicht auf eine ihrer unverfänglichen Plaudereien einlassen. »Phoebe, hör zu. Wenn du bei diesem Dinner dabei wärst, würden Hazel und Elspeth vor den Jungen die Flucht ergreifen.«
»Ich verstehe nicht warum. Ihr könntet alle zuerst auf einen Drink heraufkommen. Ich könnte einige dieser kleinen Käse-Canapés machen.« Ihre Stimme klang so sanft wie immer, aber ich konnte den eigensinnigen Unterton hören.
»Fritz sagt, du darfst nicht kochen.«
»O Liebling, bei Canapés muss man nicht richtig kochen. Du hebst einfach geriebenen Käse unter den Teig und …«
»Phoebe, hör auf …« Es war der letzte Tag vor der Dinnerparty, und ich musste standhaft bleiben. »Es darf nicht der leiseste Hauch eines Schürzenzipfels zu sehen sein. Fritz hat dir eine nette Einladung von den Cohens besorgt, also enttäusche sie nicht.«
Als ich den Hörer auflegte, sagte Betsy: »Du hast vollkommen Recht damit, dass sie besser außen vor bleiben sollte. So wird sie nicht allzu entsetzt sein, wenn alles schief läuft.«
»Unsinn, alles wird gut gehen.« Ich hielt entschlossen an meinem Frohsinn fest. Matthew hatte in dieser Woche drei ganze Abende mit mir verbracht und blieb ein weiteres Wochenende (trotz des unschönen Aussehens meiner frisch verputzten Decke). Ich würde an der Dinnerparty als eine Hälfte eines bestehenden Paares teilnehmen. Das trug gewaltig dazu bei, meine Zweifel zu verdrängen. »Die Wohnung ist quietschsauber. Die Jungen tragen bis Sonntagmorgen nicht einmal Schuhe. Nichts wird auch nur annähernd schief gehen. Es sei denn, die Decke kracht auf uns herab.«
Betsy lachte und sagte, der Blitz schlüge nie zwei Mal ein – und wäre jetzt nicht Zeit für eine schöne Tasse Tee? Sie war heute auch sehr fröhlich. Der Grund dafür war, dass Jonah einen Job bekommen hatte. Ja, dieser schüchterne Mansardenbewohner war ins Sonnenlicht getreten, um als Parkwächter im Hampstead Heath zu arbeiten. So wie sich seine Mutter benahm, hätte man denken können, er wäre zum Direktor von ICI ernannt worden. Betsy konnte, trotz ihrer Bedenken wegen des bedeutsamen Dinners, nicht von dem Thema loskommen.
»Jonahs Job geht wahrscheinlich nur bis zum Ende des Sommers.« Sie reichte mir ein Stück des Schokoladenkuchens, den sie zur Feier des Tages gebacken hatte (Betsy reagierte auf jegliche Art Umbruch, indem sie lange aufblieb und Kuchen backte). »Aber er bekommt sein eigenes Häuschen – eines der hübschen entlang des Sees.«
»Das wird in seinem Lebenslauf einen guten Eindruck machen«, sagte ich mit vollem Mund. »Job mit eigenem Häuschen.«
»Ich habe ihm zum Einzug einen elektrischen Wasserkocher geschenkt.« Betsy setzte sich hin und strickte wie abwesend einige Maschen an dem kleinen scharlachfarbenen Teil, das sie in Arbeit hatte. »Ich sollte ihm wahrscheinlich auch einen Wecker schenken. Er war immer furchtbar schwer zu wecken.«
»Er wird es lernen«, sagte ich hart. »Die Schatten der Gefängnismauern beginnen sich um Jonah zu schließen – und nicht zu früh. Jeder andere muss da auch durch.«
»Mädchen haben damit anscheinend nie Schwierigkeiten«, sann Betsy. »Ich glaube, Frauen müssen ein natürliches Talent fürs Frühaufstehen haben.«
Es hatte keinen Sinn, dem zu widersprechen oder auch darüber zu diskutieren. Ich aß meinen Kuchen auf und wandte meine Aufmerksamkeit dann wieder der Aufgabe zu, einen langen und komplizierten Artikel über John Ruskin zu kürzen. Ich hatte mich kaum hineingekniet, als das Telefon erneut klingelte.
Es war Hazel. Ihre Stimme klang schrecklich. »Ich kann -morgen nicht kommen. Du wirst mich entschuldigen müssen.«
»O nein!« Das war ein furchtbarer Schlag. Ich hatte praktisch schon ihr Hochzeitskleid entworfen, und jetzt kam sie nicht.
»Mein Dad hatte einen Herzanfall.«
»O Gott.« Ich empfand augenblicklich Schuldgefühle – du lieber Himmel, zu was für einer herzlosen Person wurde ich? »Hazel, es tut mir so Leid.«
»Mum sagt, es geht ihm gut«, sagte Hazel. »Sie sagt, es kann nichts Schlimmes sein – er beklagt sich anscheinend schon über das Krankenhausessen. Aber sie wollen, dass ich sofort komme.«
»Ja, natürlich.«
»Ich wünschte, ich könnte mich dem entziehen – du weißt ja, was ich von Dad halte. Er ist ein manipulierender alter Lump, und ich könnte mir vorstellen,
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