Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
freien Abend genießen.«
Ich fühlte mich nach diesem Anruf heiter und irgendwie gestärkt. Uns um Phoebe zu kümmern – Phoebe zu lieben – hatte uns auf eine neue Ebene der Vertrautheit gebracht. Es war mir eine Ehre, wie ein richtiges Familienmitglied behandelt zu werden.
Ich fand Rookery Nook beim zweiten Mal noch unterhaltsamer. Es wirkte in der West-End-Kulisse flotter und gewandter – und ich hatte den herumzappelnden Matthew nicht neben mir. Fritz war so gut wie immer. Er sah unter den Scheinwerfern wunderbar aus. Gott, ich fuhr wirklich auf ihn ab. Und was, um alles in der Welt, konnte ich dagegen tun? Auch das erinnerte mich an meine Unnützigkeit. Die fiese Peason sah ebenfalls wunderbar aus. Unvorstellbar, mit ihr konkurrieren zu wollen. Hatte ich jemals eine Chance bei ihm gehabt, so hatte ich sie verpasst. Aber das war ohnehin alles nicht mehr wichtig. Jetzt ging es nur noch um Phoebe.
Nach der Vorstellung bahnte ich mir meinen Weg durch die Menge gut genährter, gut gekleideter Theaterbesucher mittleren Alters zur Bühnentür. Diese führte zu einem engen Gang und einer Treppe, die unbarmherzig beleuchtet und von rufenden Fremden bevölkert waren. Ich muss zugeben, dass solche Orte auf mich einschüchternd wirken. Ich wurde einige Zeit an einem Feuermelder eingekeilt und ignoriert. Einer der Schauspieler (der sich zweifellos meines peinlichen Beitrags zur Premierenfeier erinnerte) führte mich freundlicherweise die drei Steintreppen zu Fritzens Garderobe -hinauf.
Ich klopfte an die Tür, und Peasons Stimme sagte: »Ja?«
Ich fand sie im Mantel vor, das Gesicht noch immer kräftig geschminkt. »Hi«, sagte ich.
Sie betrachtete sich in dem großen Spiegel über der Frisierkommode. »Hi, Cassie – o du Glückliche, deine Jeans sieht so bequem aus. Ich muss mich immer aufbrezeln, und das ist wirklich harte Arbeit. Fritz braucht übrigens nicht mehr lange. Er sagte, du sollst dich hinsetzen und warten.«
Es gab zwei Stühle in dem kleinen Raum. Einer war von Peason besetzt, der andere von ihrer Handtasche. Ich versuchte den Eindruck zu erwecken, als würde es mir nichts ausmachen, stehen zu bleiben.
»Die Vorstellung war großartig«, sagte ich und brachte damit meine offizielle Huldigung an.
»Danke. Die Leute meinen, ein West-End-Transfer sei leicht, aber sie haben keine Ahnung, wie viel zusätzliche Arbeit das beinhaltet.«
»Es wirkt prächtig.« Ich hatte mit meinen Adjektiven zu kämpfen. »Glänzend«, fügte ich hinzu.
»Fritz sagt, du beteiligst dich an der Pflege seiner Mutter«, sagte Peason. Sie sprach mit strahlendem Lächeln durch den Spiegel mit mir. »Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich dir dafür bin. Es ist so nett von dir.«
»Tatsächlich mache ich es gerne.«
»Das Haus ist natürlich toll. Ich kann verstehen, warum du es magst. Es muss inzwischen mehrere Millionen wert sein. Ich würde sehr gerne dort leben, du nicht?«
Ich dachte, dass sie besonders hinreißend aussah, und besonders niederträchtig, wenn sie über Geld sprach.
»Ja«, sagte ich. »Schade, dass sie es verkaufen müssen.«
»Ich bin froh, dass du es so siehst«, erwiderte Peason, plötzlich unangenehm vertraulich. »Es ist schwer, Fritz zur Einsicht zu bringen, denn tatsächlich muss das Haus gar nicht verkauft werden. Ich verstehe nicht, warum er nach – nun, du weißt schon, danach – nicht dort leben sollte. Wenn nur der unvermeidliche Ben aus dem Weg geräumt werden könnte.«
Ich hasste sie. Sie konnte es kaum erwarten, Phoebe und den armen Ben loszuwerden. »Das Haus gehört auch ihm«, sagte ich.
»Offensichtlich. Jemand müsste ihn abfinden.«
Hatte Peason genug Geld, um das zu tun? Ich fühlte mich erneut elend. Ich wollte das Haus nicht retten, wenn das bedeutete, dass sie dort leben würde. Ernsthaft – wie konnte Fritz es ertragen, von solch einer Schändung auch nur zu hören?
»Hi, Grimble.« Fritz kam in Straßenkleidung herein.
»Ich gehe dann«, sagte Peason. Ich war für sie keine Bedrohung. Sie lächelte mir zu und pflanzte Fritz einen heißen Kuss auf den Mund – die Art langer Kuss, bei dem man einen ›mmmm‹-Laut ausstößt. »Viel Spaß heute Abend.«
Sie ging, und Fritz schien ebenso erleichtert wie ich. »Ich habe uns bei Joe Allen’s einen Tisch reserviert«, erklärte er fröhlich. »Lass mich mich nur kurz abschminken – ich will dort nicht wie eine alte Transe auftauchen.«
Das Restaurant war gut besucht und laut. Fritz sagte, er sterbe vor Hunger.
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