Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
Ben und ich werden viel Kleingeld davontragen. Lass Mum glauben, was auch immer sie am glücklichsten macht.«
»Das ist vermutlich das Beste.«
»Im Moment leben wir von meinem West-End-Honorar, aber ich brauche noch mehr bezahlte Arbeit. Ich habe meiner Agentin gesagt, dass ich alles in Betracht ziehen würde.« Ich muss skeptisch ausgesehen haben, denn er fügte eindringlicher hinzu: »Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken über meine Würde zu machen. Wenn es Geld einbrächte, würde ich mich auch als Huhn verkleiden und auf der Oxford Street Handzettel verteilen.«
»Es ist doch nicht so schlimm?«
Er lächelte. »Tatsächlich hatte ich gerade einen Rückruf wegen einer Autowerbung. Wenn das klappt, kann ich Phoebe in Luxus gehüllt in die andere Welt entlassen.«
Seine Hand lag warm um meine. Wir blickten beide über den Rand des Abgrunds. Fritz hatte beschlossen, dass Phoebe nichts von der finanziellen Misere erfahren sollte. Er wusste, wie wichtig es für sie war, in dem Glauben zu sterben, sie hätte für ihre unnützen Söhne gesorgt. Ich respektierte ihn dafür, dass er ihr etwas vormachte, und ich liebte ihn dafür. Ich hatte meinen ganzen Zorn vergessen. Über Phoebes Tod zu sprechen war so, als würde man aus der Welt heraus in eine Seifenblase dumpfer Irrealität steigen.
Er sagte: »Es wird nicht mehr lange dauern.«
»Ist sie – geht es ihr um so vieles schlechter?« Mein Mund war trocken.
»Eigentlich nicht. Aber sie spricht von anderen Dingen. Sie erzählte mir, dass sie von Dad träumt. Ich kann mich des Gefühls – des Wissens – nicht erwehren, dass sie entgleitet.« Ich sah seine Augen feucht werden. »Ich glaube nicht, dass Ben etwas bemerkt hat. Nun, das will sie auch nicht.«
»Sie denkt, du hältst mehr aus.«
»Sie denkt, ich sei tapfer«, sagte Fritz. »Und das bin ich auch. Ich kann mit allem umgehen.«
Ich hatte ihn noch nie weinen sehen – nicht einmal als Jimmy gestorben war. Er saß da und blickte ernst auf meine Hand – und Tränen liefen seine Wangen hinab. Wir erwähnten es beide nicht. Ich empfand qualvolles Mitleid, wusste aber, dass Fritz nicht getröstet werden wollte. Mein Zorn war vergangen. Er kam aus der anderen Welt, in der es keinen Tod gab. Aber ich war bestürzt, weil alles um uns herum in Chaos und Verderben zu stürzen schien. Mein Versprechen Phoebe gegenüber hatte die Dinge nur verschlimmert. Ihre geliebten Jungen waren nicht nur nicht verlobt, sondern sprachen nun auch nicht mehr miteinander. Ich hatte eine Sterbensangst, dass ihr Tod meinetwegen das noch zerstören würde, was von ihrer Familie übrig geblieben war.
Kapitel Vierzehn
Es war meine Pflicht als beste Freundin Annabels, mich für die unvermeidliche Leichenschau bereit zu halten. Das jeweilige Ende von Annabels Affären durchlief normalerweise eine gewisse Routine. Zuerst kam das einsame Trauern, das Schluchzen, Fernsehen am Tage und Kekse beinhaltete. Danach kamen mehrere Abende in meiner Wohnung, an denen alle Einzelheiten dessen durchgekämmt wurden, was falsch gelaufen war – was Papiertaschentücher, den Pizza-Service und Selbstvorwürfe beinhaltete. Und dann (plus/minus einiger Sitzungen mit einer Flasche Wein) verlief alles wieder mehr oder weniger normal.
Ich wartete auf den telefonischen Ruf. Und zuerst war ich eher erleichtert, als mehrere Tage vergingen, ohne dass er erfolgte. Dieses letzte Debakel war immerhin überwiegend meine Schuld. Aber das Schweigen hielt so lange an, dass ich mir allmählich Sorgen machte. Obwohl Annabel wieder bei der Arbeit war, kümmerte sie sich offensichtlich nicht um ihre Voice-mails. Dasselbe in ihrer Wohnung. Ich schickte Nachricht um Nachricht ins Leere und hörte weiterhin nichts.
Schließlich schickte sie mir eine E-Mail an den Arbeitsplatz.
Peng – ich habe meinen Arbeitsplatz verloren. Ich fühle mich dadurch so total mies, dass ich niemanden sehen will, nicht einmal dich. Tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich fahre nach Schottland zu meiner Mum und Trevor. Ich ver-spreche dir, dich anzurufen, wenn ich zurück bin.
Das kam wirklich plötzlich. Jetzt fühlte ich mich richtig schlecht. Die arme Annabel hatte sowohl ihren Lover als auch ihren Job als Arbitrage-Abteilungsleiterin verloren, und die Tatsache, dass sie beschlossen hatte, zu ihrer bekloppten Mutter und ihrem noch bekloppteren Stiefvater in Aberdeen zu fahren, sprach über ihren Geisteszustand Bände.
Zumindest brauchte ich mich nicht um
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