Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)
verliebt.
»Er erkennt es selbst noch nicht«, erzählte sie mir mit geheimnisvoller Miene, »aber es nagt an ihm. Er weiß im Moment nur, dass er in der falschen Beziehung steckt.«
Sue, die Pflegerin, fragte: »Wer ist diese geheimnisvolle Andere denn? In wen ist er in Wahrheit verliebt?«
(Sue wusste alles über uns und schaltete sich häufig mit einem Rat ein. Sie war eine kraftvolle Mitvierzigerin mit trockenem Humor. Phoebe mochte sie sehr.)
»Sie meint mich«, sagte ich. »Gleichgültig, wie oft ich ihr versichere, dass Fritz nicht insgeheim nach meinen weiblichen Reizen schmachtet. Das tut er nicht, Phoebe. Ob es uns gefällt oder nicht – Fritz ist in Felicity Peason verliebt. Ende der Geschichte.«
Ich saß zu dem Zeitpunkt auf der Bettkante, und ich erinnere mich gut an Phoebes ausgemergeltes Gesicht auf dem Kissen, das sich zu einem schelmischen Lächeln verzog. »Oh, die Geschichte ist noch nicht annähernd zu Ende«, sagte sie. »Sie hat noch nicht einmal begonnen.«
»Ich bin zurück«, sagte Annabel am Telefon, »und ich muss mit dir reden.«
Es war ein Freitag. Wir trafen uns nach der Arbeit (das heißt, nach meiner Arbeit) im üblichen Weinlokal. Ich hatte meine beste Freundin seit vielen Wochen weder gesehen noch mit ihr gesprochen. Es fühlte sich wie Monate an, oder Jahre. Wir waren noch nie so lange getrennt gewesen. Seit dem Tag nicht, als wir uns in Mrs Collins’ Klasse in der Schule kennen lernten. Ich hatte sie schrecklich vermisst. Das Leben ohne ihre E-Mails und Anrufe war einsam und langweilig. Während ich dem Chianti zusprach, fragte ich mich, warum wir noch nicht in die übliche überschwängliche Unterhaltung verfallen waren.
Annabel trank Sprudel. Sie sah schrecklich aus. Ihr Haar war wirr, und ihr blasses Gesicht wirkte um Augen und Kinn -aufgedunsen. Es dauerte nicht lange, bis sie zum Thema kam.
Sie sagte sehr leise: »Ich bin schwanger.«
O Scheiße. O Hölle und Verdammnis. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, wie schrecklich das für Fritz war. Dann verachtete ich mich dafür, dass ich zuerst an ihn gedacht hatte, wo es doch offensichtlich für Annabel noch viel schrecklicher war.
Es gelang mir, stotternd etwas hervorzubringen wie: »Wie lange weißt du es schon?«
»Seit letztem Wochenende.«
»Oh, Annabel, du Arme – was wirst du tun?«
Ihr Kinn zitterte. »Ich hatte gehofft, du wüsstest etwas. Ich habe es niemandem sonst erzählt. Vielleicht hätte ich mich ertränken sollen.«
Ich bemühte mich panisch, meine Gedanken zusammenzuhalten. Annabel war zu mir gekommen, bevor sie es irgendeinem der Erwachsenen erzählt hatte. Sie vertraute darauf, dass ich einen Weg durch einen Wald unglaublicher Komplikationen fand, und ich durfte sie nicht im Stich lassen.
»Ich wünschte, du hättest es mir eher erzählt«, sagte ich mit einer Zuversicht, die ich nicht empfand. »Komm heute Abend mit mir nach Hause – du solltest jetzt nicht allein sein. Und hör mal, überlass Fritz mir. Er wird zuerst vielleicht ein bisschen verärgert sein, aber unter all diesem Testosteron schlägt ein Herz aus Gold.«
Tränen umwölkten Annabels blaue Augen. Sie schluchzte und umklammerte unter dem Tisch meine Hand.
»Ehrlich«, versicherte ich ihr, »er ist wirklich ein sehr lieber Mensch. Er würde dich in solchen Zeiten nie im Stich lassen.«
Sie zog ihre Hand zurück und putzte sich mit einer Serviette die Nase. Dann sagte sie sehr kleinlaut: »Es ist nicht Fritzens Baby.«
»W-was?«
Sie brauchte es nicht noch einmal zu sagen. Sie sah mich kummervoll an und wartete darauf, dass die Ungeheuerlichkeit einsickerte.
Ich atmete tief durch. »Annabel, bist du dir sicher?«
»Natürlich bin ich mir sicher!«
»Was ich meine, ist, du warst doch noch nie sehr gut darin, deinen Zyklus präzise zu beobachten, oder? Und du hast dich schon früher geirrt.« (Auf dem College hatte Annabel einmal aufgrund ihrer ungenauen Kalenderbeobachtung und dem Glauben, dass sie schwanger werden könnte, wenn ein Mann sein benutztes Kondom auf ihren Schlüpfer fallen ließ, einen Riesenschreck bekommen.)
Sie blieb fest. »Ich habe es ausgerechnet, Cassie. Es kann nicht von Fritz sein. Als es zu Ende ging, hatten wir schon seit Wochen keinen Sex mehr gehabt. Und ich hatte meine Periode.«
»Nun, wessen Baby ist es dann?«
Sie schluchzte erneut auf. »Bens.«
» Was?«
Ich erlebte einen jener Augenblicke, in denen sich das Gehirn weigert, eine Information zu verarbeiten, die einfach zu gewaltig
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