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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Zwillinge ist«, erinnerte ihn Stella. »Wenn seine Frau von einem anderen schwanger ist, kann ein Mann schon mal durchdrehen.«
    »Vielleicht, aber das ist noch kein Beweis«, dozierte Otto. »Gott sei Dank gibt es heutzutage die äußerst nützliche Erfindung der DNA-Analyse. Damit lässt sich Jochens Vaterschaft beweisen.«
    »Oder Karl Kleemanns«, erinnerte ihn Stella.
    »Oder so«, gab Otto zu. »So sorglos wie Valerie rumvögelte, ist das auch noch eine Möglichkeit. Aber eine kleine. Kleemann macht sich gerne wichtig. Vor allem Jochen gegenüber. Von einmal bumsen wird man noch nicht Vater.«
    Das war eine Verleugnung medizinischer Tatsachen, die ein so intelligenter Mann wie Otto eigentlich nicht hätte formulieren dürfen, aber Stella hielt das Wort, dass ihr dazu schon auf der Zunge lag, »Blödsinn«, im letzten Moment zurück. Schweigen war in dieser Sache immer noch die bessere Strategie.
    Hätte Otto von ihr nicht eine Geschichte über den Mafia-Mord erwartet, wäre sie an diesem Abend trotz Marlenes mysteriöser Hinweise relativ entspannt ins Bett gegangen. Solltendie Profis von der Polizei, Luca und seine Kollegen, den Fall klären. Was hatte sie damit zu tun? Aber so wie die Dinge sich nun entwickelten, war sie überzeugt, sich mit einem absolut lächerlichen Gefasel für den Rest ihres Lebens zu blamieren. Sie stellte sich vor, wie sie für Otto zehntausend Zeichen lang irgendeinen Blödsinn über gepanschtes Olivenöl schwadronierte, und ein paar Wochen später würde Luca endlich Jochen überführen. Dieser Gefahr wollte sie sich nicht aussetzen. Denn wessen Ruf wäre damit am Ende im Eimer? Sicher nicht der von Otto . »Er hat mich gezwungen, die Geschichte so zu schreiben«, würde kein Mensch als Ausrede gelten lassen, nicht mal Ottos größte Feinde. Bis spät in die Nacht wälzte sie sich seufzend in ihrem Bett hin und her und überlegte, wie sie sich aus der Falle befreien könnte. Vielleicht waren Marlenes Andeutungen tatsächlich hilfreich. Noch ein Vielleicht , aber es war ihre einzige Chance. Sie musste Luca anrufen und ihn auf die Fährte setzen, die Marlene ausgelegt hatte. Und falls er auch von der Mafia-Version überzeugt war, musste sie ihm alle übrigen Puzzlestückchen liefern. Angefangen von dem zerrissenen Foto in Katharinas Papierkorb und der Existenz des Schießplatzes, was darauf hinwies, dass drei unmittelbar Betroffene wussten, wie man eine Waffe abfeuert. Wenn das keine Verdachtsmomente waren, was dann? Drei Verdächtige waren zwar zwei zu viel, aber immer noch besser als gar keiner. Warum hatte sie ihm das alles nicht schon längst erzählt?

23
    Leider dachte Luca nicht daran, von sich aus anzurufen. Wahrscheinlich weil Otto mit ausufernden Schaltkonferenzen mit seiner Münchner Redaktion das Festnetztelefon besetzte, versuchte Stella sich einzureden, trotzdem war sie enttäuscht über das mangelnde Interesse ihres neuen Liebhabers. Viel um die Ohren zu haben, gestand sie ihm noch zu, aber ein kurzer Anruf, auf dem Weg in die Caserma zum Beispiel, nur für ein kurzes Hallo und um ihre nette Stimme zu hören, war eigentlich nicht zu viel verlangt von einem Mann, mit dem man das Bett geteilt hatte. Sich so offensichtlich als flüchtigen Zeitvertreib abserviert zu sehen, nagte an ihrer Würde. Statt sich der Gefahr von Desinteresse auszusetzen, wartete sie lieber erst mal ab.
    Nachmittags war sie so mürbe, dass sie sich freiwillig Otto und Irma zu einem Besuch im Supermarkt anschloss, nur um unauffällig aus der Kommunikationsödnis herauszukommen und bei dieser Gelegenheit ihre Sprachbox zu checken. Otto fuhr, Irma saß auf dem Beifahrersitz und auf dem Rücksitz kontrollierte Stella in regelmäßigen Abständen, ob inzwischen nicht doch eine Nachricht auf ihrem Handy eingegangen war. Vergeblich. »Lässt dein hübscher Polizist nichts mehr von sich hören?«, fragte Irma, die wie immer ihre Tochter gut im Auge behielt, selbst wenn sie hinter ihr saß und nur über den Rückspiegel zu observieren war. Stella ärgerte sich, mitgekommen zu sein. Hinten zerrte der Wind noch schlimmer an ihren Haaren als auf dem Vordersitz, sie würde als Stallbesen den Supermercato beehren und wenn sie nicht aufpasste, von einem Olivenbauern zur Kasse geschleppt werden. Otto trug Baseballmütze, Irma ihr Grace-Kelly-Kopftuch, und beide hatten sehr schicke Sonnenbrillen. Nur sie war wieder mal nicht gerüstet für die Widrigkeiten des Lebens. Typisch. Sie wurde noch mürrischer, der Tatsache

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