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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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zum Trotz, dass sie in einem offenenCabrio durch einen phantastischen Spätsommertag gefahren wurde.
    Der Konsumtempel lag an derselben Piazza Karl Marx wie Simonettas Restaurant. Von außen strahlte er die Heimeligkeit eines gestrandeten Güterzugs aus. Innen ließ eine Reihe von ungefähr 50 Kassen darauf schließen, dass die gesamte Bevölkerung Mittelitaliens inklusive aller Touristen sich hier für den täglichen Bedarf eindeckte. Otto schob gutgelaunt einen riesigen Einkaufswagen mit einem kleinen Plastikwimpel vom Parkplatz durch zwei hohe Glastüren, die sich majestätisch vor ihm öffneten. Irma beeilte sich, Schritt zu halten, und es dauerte keine Minute, bis Stella beide aus den Augen verloren hatte. Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, warum die Menschheit 83 Chipssorten braucht, 77 Buttermarken, Regale voller verschiedener Toiletten- und Küchenputzmittel und wer all die grässlichen Limonaden trank. Die Menschheit blieb ihr ein Rätsel. Ab und zu sah sie von weitem Irma und Otto, die einträchtig ihr Bestes taten, um den Einkaufswagen vollständig zu überladen. Stella wusste, dass Irma wusste, dass Otto alles bezahlen würde. Eine glückliche Fügung, die ihre Kauflust erst recht entfesselte. Überfluss wie dieser löste in Stella den gegensätzlichen Impuls aus. Sie stellte sich vor, wie angenehm es wäre, in einem Kloster zu leben, morgens die Rübchen fürs Mittagessen eigenhändig aus dem Beet zu ziehen und sich abends vor dem Schlafengehen noch einen selbst gepflückten Apfel zu gönnen. Nur die Aussicht auf eine lebenslange Gemeinschaft unter Frauen und die eher seltenen Möglichkeiten zu heterosexuellen Vergnügungen, und dann höchstens mit dem Dorfpfarrer, trübten diese Phantasien. Sinnend betrachtete sie ein Regal voller Espressotassen, die sich eventuell als Souvenir eigneten, als plötzlich Jochen neben ihr stand. Er erschreckte sie, als würde der Teufel höchstpersönlich sie beehren. Aber statt eines Pferdefußes trug er nur geflochtene Sommerschuhe. »Übrigens«, sagte er, ohne sich weiter mit einer höflichen Vorrede aufzuhalten. »Sollte ich in eurem Käseblattirgendein Geschmiere über Valerie und mich lesen, in welcher Form auch immer, hetze ich euch die Anwälte auf den Hals.« Sprach’s und war verschwunden. Stella sah ihm verblüfft nach. Auf diesen Ausbruch von Feindseligkeit hatte sie die ganze Zeit gewartet, aber jetzt war er doch unerwartet gekommen. Auf neutralem Boden sozusagen. Und warum hatte er sich Stella als Adressat seiner Botschaft ausgesucht, Otto wäre dafür viel geeigneter gewesen. Der war auch hier und außerdem der Auftraggeber der Geschichte. Das wusste auch Jochen. Wahrscheinlich zu feige, dachte Stella und vertagte den Kauf der Espressotassen. Vielleicht fiel ihr bis zur Abreise noch ein besseres Andenken ein. Sie sah Otto den Einkaufswagen mit Karacho um einen Dosenturm sizilianischer Pfirsiche schieben und rannte ihm nach. »Jochen hat mir gerade mit dem Anwalt gedroht, wenn wir eine Geschichte über ihn veröffentlichen«, berichtete sie außer Atem.
    »Ach ja?« Otto war abgelenkt. Er betrat den Bereich, der ihn am meisten interessierte. Die Weinabteilung. Er holte eine Brille aus seiner Jackentasche und studierte sorgfältig die Etiketten der Flaschen. »Da musst du eben gut recherchieren, damit alles hieb- und stichfest ist, dann kriegst du auch keine Probleme.«
    Der Schuft schob den Schwarzen Peter an sie zurück.
    Er packte Rotwein in den sowieso schon randvollen Einkaufswagen, schien aber ihre Verärgerung zu spüren. »Der soll sich nicht so anstellen. Er kann doch stolz drauf sein, mit einer Frau gebumst zu haben, die sich mit der Mafia anlegte. Das würde ihm kein Mensch zutrauen.«
    Irma kam mit einem Sortiment Cellophanpackungen von der Wursttheke zurück. »Ich habe gerade Jochen getroffen«, verkündete sie. »Hat der irgendwas? Er hat mich so böse angefunkelt, ich dachte, jetzt frisst er mich gleich.«
    »Ach, nur sein übliches Selbst«, knurrte Otto und widmete sich wieder den Flaschen.
    »Genau. Sein übliches Selbst.« Beglückt ergriff Stella die Gelegenheit, Otto ein bisschen empfänglicher zu machen für ihreVersion der Valerie-Geschichte. »Ein grausamer, böser, skrupelloser Mann, der Valerie auf dem Gewissen hat.« Irma nickte.
    Aber so einfach ließ Otto sich nicht übertölpeln. »Jetzt übertreibst du aber«, sagte er und schaute nicht einmal von seinem Weinetikett hoch. Stella hätte ihn am liebsten in seinen

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