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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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aus Orvieto findet die Klammer ein zu exotisches Indiz. Er nimmt an, dass eine ukrainische Nutte das Ding bei einem Treffen mit einem Freier im Wald verloren hat und es vom Wind in Valeries Dekolleté geweht wurde. Weißt du, was wir alles am Fundort eingesammelt haben? Glassplitter, Münzen, Feuerzeuge, Nägel, alte Socken und Unterhosen, außerdem jede Menge Schrotkugeln, Patronenhülsen, Projektile. 272 Einzelteile, deswegen findet er die Büroklammer nicht weiter interessant.«
    Stella blieb fast die Luft weg vor Ärger. »Aber ich habe so ein Ding an Jochens Jacke gesehen. Vor etwa zwei Stunden.«
    »Und ich werde mich mit Manzini deswegen nicht noch mal streiten. Wenn das Ding noch an Jochens Jacke hängt, kann es schlecht dassselbe sein wie in Valeries Dekolleté. Außerdem, ein Reißverschlussanhänger ist keine Büroklammer.«
    Stella gab auf. Diese beleidigte Leberwurst zu überzeugen war eine übermenschliche Aufgabe.
    Er schaute ihr in die Augen und streichelte ihr mit beiden Händen über die Haare. So unvermittelt und zärtlich, dass sie erschrocken einen Schritt zurückwich. »Wir hatten doch einen sehr schönen Nachmittag. Wann wiederholen wir das?« Sie hatte ihn zumindest so weit herausgefordert, dass der Schwerenöter bei ihm wieder durchschlug. Bevor sie antworten konnte, meldete sich melodiös sein Handy mit dem Bob-Dylan-Song Heart of mine . Er schaute kurz aufs Display und mit einem Schlag war er nicht mehr wirklich an Stella interessiert. Hastig, mit zwei Küsschen auf die Wange, verabschiedete er sich. »Ciao, Bella. Entschuldigung, ich muss zurück. Wann sehen wir uns?«
    »Wann immer du willst«, rief Stella ihm nach, war sich aber nicht sicher, ob er sie noch hörte. Schon als er den Wagen startete, redete er in sein Handy. Der Rückruf, nahm Stella an und Misstrauen überschwemmte sie wie eine Schlammlawine. Welches seiner Herzen rief er da zurück? Hieß es vielleicht Sandra?
    »Ihr scheint euch ja wirklich gut zu kennen«, sagte Otto, öffnete mit einem Druck auf seinen Schlüssel den Kofferraum, packte den Wein hinein. »Wann immer du willst«, zitierte er genüsslich. »Mannomann, der scheint dich aber schwer beeindruckt zu haben.«

25
    Der Umzug in die Casa Pornello verlief ohne Probleme. Niemand außer Renate war anwesend, als Stella ihren Rollkoffer in dem leeren Zimmer abstellte. Kurz zuvor war ein zufriedener Luis von der Ambulanz in Ottos Haus abgeliefert worden, freudig empfangen von Irma, die immer aufblühte, wenn ihre Anwesenheit dank ihrer pflegerischen Qualitäten dringend erforderlich war. Renates einzige hausfrauliche Willkommensgestebestand darin, Stella mit Bettwäsche aus einem Schrank im Flur zu versorgen. Beim Beziehen zu helfen überstieg schon ihr Maß an Gastfreundschaft. Dass sie sich einen Abend lang mit einer Klatschreporterin betrunken hatte, hieß noch lange nicht, dass sie sich mit ihr anzufreunden gedachte. Schlauer als die meisten Promis. Nach einem halbherzigen Konversationsversuch, der schnell in Schweigen versandete, verzog sie sich zum Lesen auf die Terrasse. Während Stella mit der Bettwäsche hantierte, überlegte sie, wie sie ihren Zwangsaufenthalt in der Casa Pornello effizient gestalten könnte. Bei ihrem Anruf in der Caserma war sie bei einer barschen Telefonistin gelandet, die noch schlechter Englisch sprach als Stella Italienisch, aber immerhin, soweit sie das verstanden hatte, Commissario Manzini eine Bitte um Rückruf auf den Schreibtisch legen wollte. Dieser Bitte war bis jetzt noch nicht entsprochen worden. Da lag es also nahe, den Reißverschlussanhänger, der wie eine Büroklammer aussah, eigenhändig von Jochens Jacke zu entfernen und der Polizei zu übergeben. Das war schon mal eine Aufgabe, für die nur ein günstiger Moment abgewartet werden musste. Luca hatte außerdem erwähnt, dass die Daten von Valeries Computer und ihrem Handy noch ausgewertet wurden, sich aber bis jetzt als erstaunlich unergiebig erwiesen hatten. Stella hatte nicht gewagt, nach einem Zusammenhang zwischen seiner Degradierung zum Kriminalassistenten und den schlüpfrigen Fotos zu fragen, schließlich wusste sie offiziell nichts davon. Sie nahm aber an, dass seine Kollegen einen solchen Fund nicht kommentarlos hätten übergehen können. Wahrscheinlich hatte Valerie alles Material, das der Lebensgefährte nicht sehen sollte, auch nicht versehentlich, anderswo gespeichert. Stella erinnerte sich, wie Valerie ihr voller Stolz einen glänzenden silbernen USB-Stick

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