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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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ja …« Otto wand sich ein wenig, weil es ihm aus irgendwelchen Gründen doch nicht ganz angenehm war, mit der Wahrheit herauszurücken. »Mein Haus ist nicht sehr groß, wenn zu viele Leute darin wohnen, geht man sich schnell auf die Nerven.«
    »Komm endlich zur Sache.«
    Otto hob versöhnlich beide Hände, als sei er der Papst bei der Osterpredigt. »Ist ja nur eine Frage, ihr könnt immer noch Nein sagen.«
    »Willst du, dass Stella in Pornello einzieht?« Renate, geübt darin, schlecht vorbereiteten Schülern ihre paar Brocken Wissen aus der Nase zu ziehen, beendete Ottos Rumgeeiere. Er nickte. Erleichtert darüber, dass er die Anfrage nicht selbst in höfliche Worte kleiden musste.
    »Klasse«, sagte Marlene.
    »Nur über meine Leiche.« Jochen bemerkte nicht, dass ersich in der Wortwahl vergriff. »Du willst sie nur zum Schnüffeln hier abladen, damit sie dann in deinem Drecksblatt uns alle verwurschteln kann.«
    »Noch eine Leiche wollen wir nun wirklich nicht riskieren. Will noch jemand Kaffee?« Andreas stand auf, um in der Küche Wasser aufzustellen.
    »Das wäre doch toll.« Marlene wandte sich direkt an Stella. »Findest du nicht auch? Außerdem könntest du mir helfen, das Kaminzimmer zu weißeln.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Jochen. »Soll sie im Agriturismo übernachten.«
    »Die renovieren gerade einige der Zimmer«, sagte Otto. »Der Rest ist besetzt. Und das nächste Hotel ist dreißig Kilometer entfernt.«
    »Ich habe nichts dagegen.« Kleemann nahm sich das letzte Stück Biskuitrolle. »Valeries Zimmer ist ja jetzt frei.«
    Renate nickte.
    »Also abgemacht.« Otto klang erleichtert. Eine Niederlage haarscharf abgewendet. »Morgen früh ziehst du um.«
    Im ersten Moment spürte Stella den Impuls, ihm den Spaß zu verderben. Er verfügte einfach über sie, ohne sie wenigstens der Höflichkeit halber zu fragen. Als kleine Erziehungsmaßnahme könnte sie sich jetzt weigern, aber der Spuk würde ja nicht ewig dauern. Außerdem bestand dann die Möglichkeit, live zu erleben, wie Jochen festgenommen wurde. Dieses Theater wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie nickte zustimmend. Okay.
    Jochen verschwand im Haus. In Ermangelung einer Tür, die er empört zuschlagen konnte, fegte er den Perlenvorhang so rasant zur Seite, dass sich die langen Fransen um ihn schwangen wie um eine Charlestontänzerin. Er überrannte fast Andreas, der ihm mit der Espressokanne in der Hand nachschaute. »Ich sehe, die Entscheidung ist zugunsten von Stella gefallen«, sagte er. »Noch jemand Kaffee?«

24
    »Was für ein Gockel.« Otto, selber nicht frei von Hahnreiattitüden, wunderte sich auf dem Rückweg im Auto kopfschüttelnd über die Kämpfe im Hühnergehege Pornello. »Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen«, erinnerte ihn Stella, aber er schaute sie so erstaunt an, dass ihr dämmerte, er sah sich selbst ganz anders. Als demütiger, selbstloser Mönch wahrscheinlich. Sie hatte ihm die Entdeckung der ukrainischen Büroklammer verschwiegen, aus Angst, er könnte so lange auf sie einreden, bis sie selbst nicht mehr an deren Beweiskraft glaubte. Otto eines Fehlers zu überführen, war der schlimmste Fehler, den man machen konnte. Besser, man verkniff sich jeden Triumph und brachte ihn diplomatisch dazu, dass er seine Meinung selbst korrigierte.
    Otto hatte, trotz des Ausflugs zum Supermercato, sein Weindepot als immer noch ungenügend aufgefüllt empfunden und Stella genötigt, den Kastenwagen auf dem Hof in Pornello stehen zu lassen und ihn zu begleiten. Wie ein kleines Kind hasste er es, allein zu sein. Widerstrebend hatte sie eingewilligt, wohl wissend, dass sie in seinem Beisein nicht zum telefonieren kommen würde. Aber es war ihr keine Ausrede eingefallen, die er akzeptiert hätte.
    Er fuhr den BMW wie ein jordanischer Taxifahrer, immer auf der Gegenfahrbahn, völlig unbekümmert angesichts der Möglichkeit, einem entgegenkommenden Auto mitten in der Kurve zu begegnen. Wahrscheinlich rechnete er damit, dass Italiener auch gern auf der falschen Straßenseite unterwegs waren und beide Autos im Ernstfall unbeschadet aneinander vorbeirauschten. Um nicht von einem Schock in den nächsten zu fallen, starrte Stella auf den Wegrand statt auf die Straße, froh, in einem BMW unterwegs zu sein und nicht in einem dünnblechigen Kleinwagen. Die Überlebenschancen waren größer.
    Otto trat notgedrungen hinter einem Laster, der sich mit einem Karussell inklusive Fliegenpilz-Kartenhäuschen den Berg

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