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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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hinaufquälte, auf die Bremse. Daran kam er so schnell nicht vorbei, das musste auch ein Kamikazepilot einsehen. Aufseufzend drehte er an Lüftung und Radio herum. Der nervöse Drang zum Handeln, mit dem er seine Redaktion zuhause herumscheuchte, hielt ihn auch im Schritttempo in der italienischen Sonne im Griff. »Nun entspann dich endlich«, flehte Stella, wohl wissend, dass dieser Befehl ignoriert wurde. Fast auf dem Fliegenpilz klebend kamen sie in ein Gewerbegebiet, das Stella vage bekannt vorkam. Otto trat erleichtert aufs Gas, als der Karusselllaster endlich in eine andere Richtung abbog, und fuhr ein paar hundert Meter weiter mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz der Soc. Coop. Agr. , wo Olivenöl verkostet werden konnte und der verletzte Luis nach seinem Ausflug in die Industriespionage abtransportiert worden war.
    Was Otto mit seiner Fahrweise nicht geschafft hatte, erledigte nun der Anblick des blau-weißen Carabinieri-Fiats, der vor dem Gebäude parkte. Stella erstarrte. Wo dieses Auto stand, war Luca nicht weit. Zwar hatte sie intensiv darüber nachgedacht, wie sie mit ihm in Kontakt treten konnte, aber dass die Gedankenübertragung so prompt funktionierte, damit hatte sie nicht gerechnet. Es war ihr noch nicht einmal recht. Sie mochte keine Überraschungen, vor allem nicht, wenn Männer, für die sie ein gewisses Interesse hegte, daran beteiligt waren. Noch bevor Otto mit dem BMW optimal die Eingangstür zugeparkt hatte, kam Luca mit einem Sechserkarton Weinflaschen aus dem Gebäude. »O là là,« sagte Otto und setzte etwas zu heftig zurück, aber er touchierte das Auto hinter ihm nur leicht. »Das Auge des Gesetzes. Der schönste Bulle Italiens.« Stella hoffte, das Auge des Gesetzes fiel nicht auf sie. Otto wählte eine andere Strategie. Knallend schlug er die Fahrertür ins Schloss und eilte mit ausgestreckter Hand auf Luca zu. »Maresciallo«, rief er hocherfreut über den Parkplatz. »Schön Sie zu sehen. Wie geht’s?«
    Luca stellte den Karton vor seinen Füßen ab. Er war herausgeputzt wie für eine Operettenaufführung. So schick hatte Stella ihn nur einmal gesehen. Auf den Pornofotos mit Valerie. Die Uniform frisch aus der Reinigung, das Hemd steif von Bügelappretur. Mit Schlips und Schirmmütze. Die roten Streifen an den Hosen glänzten gewienert. Die goldene Granate strahlte. Die Sonnenbrille verbarg, was er wirklich dachte, als Otto ihm überschwänglich die Hand schüttelte und ihm zusätzlich männlich kernig auf den Rücken haute. Höflich winkte Luca Stella zu, was Otto als Aufforderung interpretierte. Er zog sie an der Hand aus dem Auto, ohne sich von ihrem Widerstreben abhalten zu lassen, und postierte sie vor Luca, wie eine Mutter, die ein scheues Kind zum Grüßen zwangsverpflichtet. »Sie kennen meine gute Freundin Stella Felix«, sagte er. Stella hoffte, dass sie nicht rot wurde. In ihrem Alter wäre das einfach zu albern. Luca ergriff ihre Hand, murmelte höflich piacere , schob die Sonnenbrille hoch und sah ihr unverschämt in die Augen. Da Otto dank Stellas Geständnis informiert war über die Sache zwischen ihr und dem Maresciallo, machte er sich einen Spaß daraus, sie in Verlegenheit zu bringen. Im Nu hatte er Luca in ein Gespräch verwickelt, mit dem Ziel, ihm so viele Details wie möglich über den Mord an Valerie zu entlocken. Luca gab sich jedoch verschlossen. Nein, immer noch keine eindeutigen Hinweise auf den Mörder. Wenig Spuren. Sehr schwieriger Fall. Jetzt hat sich Orvieto eingeschaltet. Man wird einen erfahrenen Commissario entsenden, der den Fall übernehmen wird. Die Dienststelle der Carabinieri ist leider zu schwach besetzt, um den Mord selbst zu klären. Alle anderen Aufgaben bleiben liegen und das ist doch nicht Sinn der Sache, nicht wahr?
    »Wer keine Verantwortung hat, kann auch keine Fehler machen«, sagte Otto, in Ermangelung des italienischen Vokabulars auf Deutsch und schlug Luca noch einmal auf den Rücken, dass die Schnüre an der Uniformjacke schaukelten wie die Takelage eines Segelschiffs im Sturm.
    Es entstand eine peinliche Pause. Luca wartete kommentarlos, was jetzt noch kam. Stella hatte sich seine italienischen Antworten mehr zusammengereimt, als sie tatsächlich verstanden. Sie betrachtete ihn neugierig, während er auf seine blitzblank polierten Schuhspitzen starrte und wahrscheinlich überlegte, wie er das Gespräch höflich, aber bestimmt beenden konnte. Natürlich war es Otto, der die Pause nicht lange aushielt. Er fummelte an

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