Es sterben immer drei
gezeigt hatte, vor Urzeiten, etwa vier, fünf Jahren, als nur ein paar Insider diese nützliche Erfindung benutzten. Valerie aber, die immer gern demonstrierte, wie sehr sie auf der Höhe der Zeit war, trug schon damals einen an einer Kette um den Hals.Das beeindruckte vor allem junge Männer, die von einer Frau eher vorsintflutliche Kenntnisse in Sachen IT-Technologie erwarteten und von Valerie dank des Sticks sofort annahmen, bis in alle Ewigkeit mit ihr die wirklich interessanten Gesprächsthemen wälzen zu können. Ihre Hemmschwelle, Valerie anzubaggern, sank. Das war genau der von Valerie beabsichtigte Effekt. »Du glaubst gar nicht, wie viel gute Dienste dieser Stick mir schon geleistet hat«, erzählte sie Stella und ließ dabei das Wort »Stick« so genüsslich auf der Zunge zergehen, dass sie weiter nichts zu erklären brauchte. Es war klar, welche Assoziationen sie damit verband, schließlich war sie in einem englischen Internat entjungfert worden. Da Valerie ihren Laptop im offenen Alfa zwischen Andockstationen in der Casa Pornello und bei Katharina hin und her beförderte, hatte sie sehr wahrscheinlich einem möglichen Diebstahl vorgebeugt und wichtige Daten auf einem USB-Stick gesichert.
Aber weder Luca noch die Pornellianer hatten einen erwähnt. Valerie trug ihn wohl nicht mehr länger als Herrenwinker um den Hals. Inzwischen waren USB-Sticks zu Werbegeschenken heruntergekommen, jede Hausfrau besaß eine Handvoll davon. Männer konnte man damit nicht mehr beeindrucken. Aber eine genial nützliche Erfindung waren sie immer noch. Stella war sich sicher, dass Valerie einen, der wirklich brisantes Material enthielt, irgendwo versteckt haben musste. Weggeschlossen vor dem Zugriff von Jochen, Kleemann, der Mafia, der Contessa oder wer auch immer an ihren Erkenntnissen Interesse haben könnte.
Stella betrachtete nachdenklich das Zimmer, in dem zuletzt Valerie gewohnt hatte und in das sie nun einquartiert worden war. Schön sauber geputzt von Emilia, die nicht so aussah, als würde sie einen brisanten Fund übersehen oder die Brisanz nicht erkennen.
Damals, als Valerie die Sexkolumne schrieb, hatte sie in einem ihrer Bürogespräche mit Stella über das beste Versteckfür einen Vibrator nachgedacht. Aus Recherchegründen hortete Valerie eine ganze Kollektion Sexspielzeug im Schreibtisch und verschreckte damit gern die Männer, die in ihrem Büro auftauchten: Paketboten, Computerreparateure oder den Sandwichverkäufer in der Mittagspause. Einer verstand die Demonstration fälschlicherweise als Aufforderung und fragte Valerie, ob sie nicht lieber sein echtes Ding testen wolle. Das sei auch nicht von schlechten Eltern. Stella lachte sich halbtot, aber Valerie war in Zukunft etwas vorsichtiger, was den leichtfertigen Umgang mit erotisierendem Gerät anging. Über der Frage, wo man so etwas zuhause unterbringen könnte, entbrannte eine heftige Diskussion. Valerie entwickelte anfangs wenig Phantasie, was den Aufbewahrungsort anging. Sie fand, wie Andreas und Renate, die Nachttischschublade angemessen. Stella hatte keinen Nachttisch. Außerdem, erinnerte sie Valerie, könnte man leicht bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen, dann würden die Erben auf das Ding stoßen und man würde sich posthum noch lächerlich machen. Das allein sei schon ein Grund, grundsätzlich auf diese Art peinlicher Technik zu verzichten. Valerie fand, der Lustgewinn überwiege die Gefahr, sich zu blamieren. Ihre Würde sei ihr immer schon egal gewesen. Erst recht nach ihrem Tod. Aber die Frage nach einem guten Versteck erregte dann doch ihrer beider Interesse. Suppenschüssel, erinnerte sich Stella, Hundefuttertüte, Fernsehgehäuse, ein Nagel außen am Schlafzimmerfenster, Blumentöpfe, die Erde obendrauf, Gummistiefel, Backrohr, Scheibenwischanlage im Auto, Vogelhäuschen. Auf keinen Fall die Wäscheschublade, dort suchten Einbrecher immer zuerst nach Geld.
Stella vertagte das faltenfreie Festzurren des Bettlakens auf später, durchsuchte ergebnislos das Zimmer und erforschte dann die einfach zugänglichen Versteckideen im Haus. In der Küche fand sie zwar Basilikumtöpfe und Suppenschüsseln, aber keinen USB-Stick. Auch nicht an einem Nagel am Fensterrahmen, so weit sie das von außen feststellen konnte. DieHundekekstüte für Derrida war schnell durchwühlt, mit dem einzigen Ergebnis, dass der Hund weiß der Kuckuck von woher angerannt kam und sich mit bittendem Blick vor sie hinsetzte. Sie gab ihm einen Keks. An Fernseher und
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