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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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faltenerzeugenden Kraft der Sonne in ihr zu nähren. Das Hautkrebsrisiko störte sie nur marginal, aber sie wollte nicht mit 40 mit einer verrunzelten Pflaume als Gesicht herumlaufen.
    Luis saß im ersten Stock an seinem Computer. Welchen Geheimnissen er da wohl wieder auf der Spur war? Er verrannte sich in der falschen Mordtheorie, davon war sie überzeugt. Eigentlich hätte sie jetzt auch am Computer sitzen müssen, um ihre eigene These über den Mord an Valerie mit ein paar Fakten zu untermauern, aber lieber lag sie einfach im Liegestuhl und wartete ab.
    »Ich bin dann mal weg.« Luis streckte nur kurz und ohne weitere Erklärung seinen Kopf durch die Terrassentür und bevor sie ihn fragen konnte, wohin er weg war, hörte sie seinen Renault-Kastenwagen aus der Einfahrt jaulen, in einem so flotten Tempo, wie man es diesem behäbigen Auto und der Nationalitätseines Fahrers gar nicht zutraute. Da entschwand er, der Jäger, seinem jahrtausendealten Trieb nachgebend, und ließ sie armes Weib auf ihrer unbeackerten Scholle zurück. Mit welcher Beute er wohl zurückkehren würde?
    Drinnen in der Küche schnippelte Irma Zwiebeln, Karotten und Sellerie für Spaghetti bolognese und sang dazu das Lied vom Wirbelwind des Lebens, die fehlenden französischen Verse mit lalala auffüllend, aber den Refrain konnte sie. Irma war stolz auf ihre Sprachkenntnisse. Obwohl in Schliersee selten geübt, klang in dem Französisch nur ein winziger unschöner germanischer Akzent mit. »War das eben Luis?«, rief sie aus dem Fenster. Stella bejahte. »Na hoffentlich ist er zum Abendessen zurück.« Irma legte Wert auf feste Mahlzeiten, das war ihr Weg, dem Leben Struktur zu geben. Stella stand vom Liegestuhl auf und zog Rock und T-Shirt an. »Ich schau mal schnell bei Katharina vorbei«, informierte sie ihre Mutter, selbst überrascht von ihrem plötzlichen Tatendrang. »Okay«, rief Irma zurück, »aber sei um sieben wieder da, dann gibt’s Abendessen.« Zu Befehl Mama, dachte Stella und rannte fast aus dem Garten. Sie fühlte sich teilweise wie auf der Flucht, teilweise wie auf der Jagd.

11
    Vor Katharinas Haus stand der rote Alfa, der offensichtlich das am häufigsten bewegte Auto Umbriens war und wie im Märchen vom Hasen und Igel Stella entgegenzuschreien schien: Bin schon da. Der Kofferraum stand offen, und sie sah im Näherkommen, wie Derrida hineinhopste, mit einem riesigen Fetzen wieder heraussprang und damit in Richtung Schuppen verschwand. Er schleppte schwer daran, aber er ließ sich nicht beirren. Ist ja auch ein Rüde, dachte Stella. Typisch Mann. Schleppen alles ab,was ihnen in die Quere kommt. Als der Hund sie bemerkte, ließ er seine Beute fallen und kam ihr fröhlich entgegengesprungen. Sie schaute sich das Ding an. Ein großes, grünes Futteral, wie Jäger es zum Transport ihrer Waffen benutzen. Die Lederpaspeln schon abgewetzt, mit Schleif- und Schmutzspuren auf dem festen Drillich. Dort, wo oben die beiden Reißverschlüsse, die an den Seiten des Futterals entlangliefen, zusammentrafen, waren zwei goldene Buchstaben in den Stoff eingestickt. I. B. Weiter unten auf der Vorderseite verkündete der vergleichsweise unauffällige Schriftzug H&H dem Kenner, dass dieses Futteral unverhältnismäßig teuer war. Stella erinnerte sich, dass die Contessa von den Holland&Holland-Gewehren geschwärmt hatte und fragte sich, ob sie sich vielleicht wenigstens ein Futteral geleistet hatte, wenn es schon nicht für die Hardware reichte. Sie nahm das Futteral mit ins Haus und übergab es Katharina. »Derrida hat das aus dem Kofferraum des Alfa geklaut.«
    Katharina legte es achtlos neben ein paar Tontöpfe auf einer Bank im Eingangsbereich. »Keine Ahnung, wem das gehört. In dem Kofferraum lädt jeder aus Pornello seinen Schrott ab und vergisst ihn.« Sie lachte und bot Stella einen Kaffee an. Im Wohnzimmer saß Jochen auf dem Sofa. Er hielt es nicht für nötig, zur Begrüßung aufzustehen oder Stella die Hand zu geben, sondern nickte nur wortlos. Zur Kenntnis genommen. »Dieser Alfa verfolgt mich«, rutschte ihr als Erstes raus. »Wer hat eigentlich alles einen Schlüssel dafür?«
    »Niemand. Er steckt. Jeder, der in der Casa Pornello gerade ein Auto braucht, nimmt es«, sagte Katharina und schäumte mit Getöse an einer röchelnden Espressomaschine die gewünschte Latte macchiato auf, die sie Stella mit der Belehrung »in Italien trinkt man eine Latte nur zum Frühstück« servierte. Das war Stella schon lange egal. An einem

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