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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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unterdessen durch bis zu dem für die Olivenölverkostung zuständigen Herrn. Sie wurden an eine rustikale Holzbar gebeten, die zusätzlich mit Salamis und Walnüssen innenarchitektonisch gestaltet war, und ließen sich von dem mürrischen Fachberater im blauen Overall verschiedene Ölsorten in kleine weiße Porzellantellerchen tröpfeln. Luis tippte mit dem Zeigefinger hinein und kostete, was der Verkäufer nicht mit ansehen konnte. Er verschwand und brachte einen Teller mit klein gewürfeltem Weißbrot zum Dippen. Damit griffen auch Stella und Irma zu. Beide begeisterten sich für die variantenreiche Farbpalette der Olivenöle, von Bernsteinfarben über ein nur leicht grünstichiges Honiggelb bis zu einem intensiv leuchtenden Smaragdgrün, das fast aussah, als könnte es die Zähne färben wie ein Rotwein. Nur, wer würde Olivenöl schon glasweise trinken? Getestet werde das Öl von Kennern schluckweise, wie bei einer Weinprobe, erklärte Luis. Man nehme einen Schluck, bewege ihn ihm Mund hin und her, um jede Geschmacksnote zu kosten, gurgele vielleicht ein wenig, um den Abgang, scharf, bitter, rau oder mild, zu testen, und spucke das Ganze wieder aus. Er machte es vor, musste das Öl aber mangels Möglichkeit zum Ausspucken hinunterschlucken. »Pfui«, sagte Irma, aberdas in Olivenöl getunkte Brot schmeckte ihr. Auch der Geruch sei wichtig, wie beim Wein ja auch, dozierte Luis weiter. Fruchtig, würzig müsse er sein, auf keinen Fall dürfe eine muffige, ranzige Note das Bukett verderben. Nur der leiseste Hauch davon mache das Öl minderwertig. Deswegen würden die Oliven im Idealfall mit der Hand verlesen, nach Qualität getrennt und in Handpressen verarbeitet. Nur so entstehe wirklich gutes Öl. »Das dann dort gelagert wird«, sagte Stella sarkastisch und zeigte auf die riesigen Tanks, die man eher bei der Erdölgewinnung in den Emiraten vermutet hätte. Aber das waren die Weintanks. Olivenöltanks gebe es zwar auch, erklärte der Verkäufer, aber wesentlich kleinere, im Keller. Luis ließ sich nicht ablenken. Wie beim Wein werde auch beim Olivenöl mit jeder Menge chemischer Tricks der Natur nachgeholfen. Solange auf dem Etikett nicht Extra Vergine und Bio stünde, keine schlimme Sache. Würde die Ware aber falsch ausgezeichnet, sei das kriminell und damit strafbar. Um den guten Ruf des italienischen Olivenöls zu wahren, habe der Staat strenge Richtlinien erlassen, die er sogar mit einer eigenen Spezialeinheit polizeilich überwachen lasse, ähnlich wie bei Schinken, Käse oder Wein. Was manchen Händlern nicht passe. Die seien der Ansicht, weil ein Supermarktkunde im Ausland gute von schlechter Qualität nicht wirklich unterscheiden könne, dürfe man ihm jeden Schrott andrehen. Mit dieser Geschäftsauffassung würden sich manche Olivenölproduzenten nicht sehr von Bankern unterscheiden. Er lachte selbst am lautesten über seinen Witz. Natürlich gebe es Mittel und Wege, die Aufsichtsbehörden auszuschalten oder zumindest dazu zu bringen, sich blind zu stellen. Das Wort Mafia erwähnte er in diesem Zusammenhang ausnahmsweise nicht.
    Stella kaufte fünf Liter im Kanister für Zuhause, obwohl der Preis sie schockierte. Zehn Euro pro Liter, und sie hatte gedacht, dies sei der Fabrikverkauf. Luis kaufte zehn Liter einer etwas billigeren Qualität. Irma wählte Geschenkpackungen als Mitbringsel für ihre Stammtischfreundinnen. Weidenkörbchen,mit kariertem Stoff gepolstert, auf dem in hübschen viereckigen Flaschen je ein halber Liter Olivenöl und ein Viertelliter Aceto Balsamico ruhten, einmal mit Mango- und einmal mit Dattelgeschmack. Sie ließ sich ohne zu protestieren über den Tisch ziehen. »Italien ist ganz schön teuer geworden«, blieb ihr einziger Kommentar, als sie den Parkplatz vor dem Laden wieder verließen. Wenn Stella nicht alles täuschte, stand hinter der Schranke vor der Zufahrt zu den Tanks der rote Alfa mit dem geflickten Dach. »Jemand aus der Casa Pornello treibt sich hier auch rum«, sagte sie zu Luis und deutete auf das Auto.
    »Ich tippe auf Kleemann«, erwiderte er.
     
    Zurück im Haus baute Stella einen Liegestuhl auf der Terrasse auf und ließ sich hineinfallen wie in eine Grube. Nur aus Rücksicht auf die anderen Bewohner des Hauses nicht ganz nackt, sondern nur oben ohne. Und nicht, wie sie es als Teenager getan hätte, in der vollen Sonne, sondern im Schatten eines Sonnenschirms. Die jahrelange Mitarbeit an Frauenzeitschriften hatte zumindest bewirkt, eine große Angst vor der

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