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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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lächelnd an. »So was gibt es nur in Trivialromanen. Oder Frauenzeitschriften. Da geht deine Phantasie mal wieder mit dir durch.«
    »Ah ja, und wieso gibt es so viele Eifersuchtsdramen?«
    »Die passieren aus Liebe, nicht aus Hass«, erinnerte Luis sie.
    »Schöne Liebe, den anderen umzubringen, weil er nicht bleiben will«, sagte Stella. Sie räumte das Kopfkissen beiseite, lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes und spielte nachdenklich mit den Knöpfen an Luis’ Pyjamajacke. Derrida klopfte freundlich mit dem Schwanz, rückte aber kein bisschen zur Seite. »Egal ob Liebe oder Hass, beides könnte sowohl für Jochen wie Katharina der Grund gewesen sein, Valerie abzuschießen. Katharina, weil Valerie ihr Jochen wegnahm. Jochen, weil Valerie von Kleemann schwanger war. Ich denke mal, wenn eine Frau mit Zwillingen schwanger ist, tendiert sie dazu, zumindest die nächste Lebensphase mit dem Vater der Kinder zu verbringen. Bis sie aus dem Gröbsten raus sind. Kann also sein, dass Valerie Jochen wegen Kleemann verlassen wollte.«
    »Man weiß es aber nicht.«
    »Nein, man weiß es nicht. Valerie hat offensichtlich mit niemandem darüber geredet.«
    »Also ist Kleemann in deinem Beziehungsgeflecht der Gute? Ausgerechnet Kleemann?«
    Stella nickte. »Er ist weiß Gott kein Heiliger, aber dass er seine Studentinnen flachlegt, heißt nicht, dass er sie auch umlegt.« Sie kicherte ein bisschen, obwohl ihr klar war, dass dieser Witz nicht unbedingt zur obersten Güteklasse gehörte. »Er hat geweint, als er mir gestand, dass er der Vater von Valeries Zwillingen ist. Außerdem ist mir Jochen als potenzieller Mörder viel lieber.«
    »Das ist natürlich ein wichtiger Grund.« Luis starrte schon wieder auf die Zahlenkolonnen auf seinem Bildschirm.
    Stella konnte an dem schmalen Lichtstreifen am Horizont sehen, dass es sonnig werden würde. Nicht weiter überraschend. Sie freute sich darauf. Für diesen Tag hatte die Nacht ihre Macht verloren.
    »Deine Theorien, schön und gut«, sagte Luis in die Stille hinein. »Informationen kann man immer zu schönen Spekulationen zurechtbiegen. Der Wahrheit kommt man damit kein bisschen näher.«
    Stella seufzte. Das hatte sie sich auch schon öfter gedacht.
    Erst als drei Schüsse hintereinander knallten, paff, paff, paff, so nah und so laut, dass es sich anhörte, als stünden die Jäger in der Küche, löste Luis den Blick von seinem Computer. Stimmen waren zu hören, die nur mäßig gedämpft auf Italienisch Befehle zischten, Geraschel von Laub und das Gejapse von Hunden. Stella sprintete zum Fenster, Luis entspannte sich schon wieder, Derrida ignorierte alles, was ihn vom Dösen auf Luis’ Pyjama abhielt. Draußen zogen vier Jäger wie Zugvögel nacheinander von links nach rechts durch den Garten, die Flinten unter dem Arm. Zwei Hunde kamen aus dem Gebüsch zurück, mit erledigtem Federwild im Maul, das sie brav vor ihren Gebietern ins Gras fallen ließen. Aufmerksam sitzend warteten sie auf die Belohnung, die prompt in Form von knappen Streicheleinheiten und einem Hundekeks kam. »Drei Schüsse, zwei Drosseln, keine schlechte Quote«, dachte Stella, die eine Drossel nicht von einer Amsel unterscheiden konnte, aber gehört hatte, dass sie in dieser Gegend gern gejagt wurden. Mit extra kleinem Vogelschrot. Ein Feuerzeug blitzte. Zwei der Männer rauchten. Zumindest sahen sie aus wie Männer, es hätten auch Frauen dabei sein können, aber so hell war es noch nicht, dass Stella unter den grünen Hüten die Gesichter erkennen konnte. »Hey, was machen die in unserem Garten«, sagte sie, »sind die verrückt, hier durchzumarschieren? Die könnten glatt jemanden abknallen.«
    Luis klärte sie darüber auf, dass in Italien jeder Inhaber einer Jagdlizenz einfach losgehen konnte. Freie Jagd hieß das, imGegensatz zu den verpachteten Revieren in Deutschland, wo ein Jäger entweder ein eigenes Revier mieten oder auf die Pirsch eingeladen werden musste, um jagen zu können.
    »Aber so einfach über Privatgelände zu strolchen ist ganz schön frech.«
    »Dürfen sie aber. Leider. Die Jagd ist doch inzwischen eröffnet.«
    Stella ignorierte Luis’ letzten Satz und öffnete das Fenster. »Abhauen«, schrie sie, »sonst landet noch eine Kugel in unserem Wohnzimmer!« Die Männer guckten hoch und riefen etwas, das Stella nicht verstand und auch nicht verstehen wollte. »Verschwinden, abhauen, aber dalli, dalli. Piss off you idiots.« Sie drehte sich zu Luis um. »Was heißt

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