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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Erscheinung, wenn auch nicht so glatt gebügelt und frisch rasiert wie Signore Cavallo. Ein dicklicher Italiener Anfang, Mitte 30, in Jeans und weit aufgeknöpftem, exotisch gemustertem Seidenhemd, begleitete ihn. Die Sonnenbrille baumelte affektiert an einem Bügel am rechten Ohr. »Cavallos Sohn«, informierte sie Luca von seinem Beobachtungsposten hinter seiner Sonnenbrille. Stella fragte sich, wie Kleemann zu dieser Begleitung kam. Die beiden warteten, bis sich in dem Strom der Smarts, Fiats und Minis eine Lücke auftat und sie über die Straße kamen. Es überraschte Stella nicht weiter, dass sie Herrn Cavallo freundschaftlich auf die Schulter klopften, die Gattin mit Küsschen begrüßten und sich nach einer einladenden nadelgestreiften Geste zu ihnen setzten. Wie ein Bittsteller wirkte Kleemann nicht, aber auch nicht wie ein vertrauter Bekannter, eher wie ein Geschäftspartner, verschanzt hinter Höflichkeit. Luca tat immer noch so, als würden ihn die vier an dem Tisch nicht im Geringsten interessieren. Aber er wusste auch ohne sich umzudrehen, was dort vorging. »Natürlich ist er auch ein großer Förderer der Künste und kulturell sehr interessiert, unser Signore Cavallo«, sagte er. »Mit einer eigenen Stiftung, außerdem Mitglied in wichtigen Vereinen und Förderkreisen der Region. Das interessiert auch einen bekannten deutschen Architekten.«
    »Und was macht der Sohn?«
    »Nachtclubs, Diskotheken, Restaurants, Konzertveranstaltungen.«
    »Du weißt ja eine Menge über ihn.«
    »Ich lese Zeitung. Und ich halte die Ohren offen.«
    »Also wichtige Männer, Cavallo senior und junior?«
    Luca betrachtete nachdenklich den Himmel, an dem keine Wolke den Blick ins Blaue versperrte. Nur ein Flugzeug Richtung Rom zog eine weiße Spur hinter sich her. »Kann man so sagen. Sehr ehrenwerte Mitglieder unserer Gesellschaft.«
    Am anderen Tisch wurde jetzt mit Prosecco angestoßen, offenbar eine Spende von Karl. Das Gelächter drang über denganzen Platz, und Stella fragte sich, was es da zu lachen gab. »Über was habt ihr euch unterhalten?«, fragte sie.
    »Er ist sehr interessiert an dem Mord an Valerie. Interessiert und betroffen.«
    »Betroffen?«
    »Er kannte sie. Sie hat ihn interviewt im Zuge ihrer Recherchen für ihr Olivenölbuch. Ihm hat sie erzählt, ein großer amerikanischer Verlag wolle ein Coffeetable-Book über die Geschichte der Olivenölproduktion herausbringen und sie solle die Texte dazu schreiben. Er wird ihr herzergreifende Geschichten aufgetischt haben, über exzellente umbrische Oliven, ideales Klima und viele Nährstoffe im Boden. Natürlich alles biologischer Anbau, von aufopferungsvollen Bauern in mühsamer Arbeit mit der Hand geerntet und in uralten Eichenpressen zu wunderbarem Extra Vergine gereift. So wertvoll wie der Wein von den umbrischen Hügeln. Die Contessa liebt diese Märchen auch. Wie heißt es im Deutschen? Ein toller Hecht, der Dottore Cavallo.«
    »Man könnte auch sagen, ein dicker Fisch.« Stella war schon wieder abgelenkt, weil sich jetzt auch noch die Contessa schwungvoll dem Café näherte. In Stilettos stöckelte sie über das Kopfsteinpflaster, als sei es das perfekte Schuhwerk für diesen Boden, ohne Gefahr, in den Rillen stecken zu bleiben und sich dabei einen Absatz oder den Knöchel zu brechen. Bei der rasanten Sorglosigkeit, die sie an den Tag legte, bangte Stella, sie gleich umknicken zu sehen. Aber nach jahrzehntelanger Übung in Gottvertrauen meisterte die Contessa den Weg ohne Zwischenfall. Sie gesellte sich zu Kleemann und den Cavallos, die bis auf die Signora alle aufstanden. Der alte Cavallo begrüßte die Contessa mit Handkuss, der junge und Kleemann mit Wangenküsschen. Auch die Damen tauschten Bussis. Die Aufführungen der städtischen Bühne Todi erwiesen sich sogar für eine Ortsfremde als interessante Darbietung gesellschaftlicher Gepflogenheiten. Erstklassiges Boulevardtheater.
    »Hallo!« Luca versuchte, sie wieder auf sich aufmerksam zumachen. Sie erinnerte sich, dass sie eigentlich hergekommen war, um ihn zu verführen, damit dieser abenteuerliche Job wenigstens eine erotische Komponente bekam, und wandte sich ihm lächelnd zu. »Und was hast du ihm erzählt?«
    »Wem?« Luca war verwirrt.
    »Na, Signore Cavallo. Er hat doch nach dem Stand der Ermittlungen im Mordfall Valerie gefragt.«
    »Nichts, was er nicht schon in der Zeitung hätte lesen können.«
    Ach ja, die italienischen Kollegen. Stella hatte glatt vergessen, dass es die auch gab.

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