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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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verschwinden auf Italienisch?«
    »Schon gut, sie haben dich verstanden«, beruhigte Luis sie. »Mach das Fenster zu, sie gehen ja schon. Reg dich ab.«
    Aber Stella regte sich auf. »Was ist denn das für ein dämliches Gesetz, das jedem Idioten erlaubt, in der Gegend rumzuballern.« Sie ließ sich wieder aufs Bett fallen, auf dem sich Derrida immer noch breitmachte, jetzt allerdings nicht mehr gemütlich eingerollt, sondern aufmerksam sitzend, die Ohren gespitzt. Aber die Ereignisse draußen interessierten ihn nicht so sehr, dass er aufgestanden und nach unten gelaufen wäre oder womöglich so weit die Contenance verloren hätte, um zu bellen.
    Stattdessen kam Irma ins Zimmer. »Was war denn das für ein Lärm?« Sie betrachtete ihre Tochter, die im überlangen T-Shirt aber ohne Schlüpfer, das Wort benutzte sie gern, auf Luis’ Bett saß und Luis selber in seinem verknitterten Anzug. »Was ist hier überhaupt los?«
    »Nichts Unanständiges, Mama«, beruhigte Stella sie.

13
    Als die Glocken zu läuten begannen und der ganze Platz von den Schlägen zu vibrieren schien, lehnte sich Stella zufrieden in ihrem Plastikstuhl an der Piazza del Popolo zurück und betrachtete den Dom gegenüber. Das also war Todi, umbrische Kleinstadt und Renaissance-Idyll, vollgestopft mit Sehenswürdigkeiten, Annehmlichkeiten und Touristen. Ihr Ausflugsziel mit Luca.
    Sie war stolz auf sich.
    Die undurchsichtigen Verwicklungen rund um Casa Pornello leid und mit leiser Verwunderung über Luis und Irma, die ohne merkliche Stimmungsschwankungen die gleichförmigen Tage in Ottos Haus zu genießen schienen, Irma beim Werkeln in Küche und Garten, Luis in Sachen Olivenöl-Mafia an seinem Computer und zwischendurch immer mal wieder auf Abwegen, hatte Stella beschlossen, endlich auch aktiv zu werden und zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: erstens, eine Verbesserung ihres Sexuallebens anzustreben, und zweitens, ihre Recherchen professionell voranzutreiben. Sie rief Luca an. Da sie eine Kontaktaufnahme per Handy als zu intim empfand, wählte sie schön offiziell die Nummer der Dienststelle in der caserma , in der er als Angehöriger der Carabinieri seine Arbeitszeit verbrachte, und radebrechte mit einer muffeligen Telefonistin so lange hin und her, bis sie ihn am Apparat hatte. Er schien sich zu freuen. Sie brachte es zwar nicht über sich, ihn direkt zu fragen, ob er nicht Lust hätte, sich mit ihr zu treffen, aber sie köderte ihn mit dem Hinweis auf ihre Unterhaltung mit Katharina und Jochen. Hatte er nicht selbst gesagt, sie solle sich unter ihren Landsleuten umhören und ihm melden, wenn ihr irgendetwas Merkwürdiges auffiel? Und war das ganze Gespräch in seiner Hassliebe nicht merkwürdig gewesen? Sie kam sich nur kurz wie ein informeller Stasi-Mitarbeiter vor, dann siegte die Überlegung, dass sie schließlich helfen wollte, den Mord an Valerie,immerhin ihrer Freundin, aufzuklären. Außerdem war es nun mal die einzige List, die ihr einfiel, um Luca so unauffällig wie möglich zu einem Treffen zu animieren. Mit dem Anruf war der erste Schritt getan, alles Weitere würde man sehen.
    Ihr Bericht über den Ehezwist in Katharinas Haus schien ihn nicht besonders zu interessieren, aber er schlug einen Ausflug nach Todi vor. Damit sie auch ein bisschen was von der Gegend sehe, solange sie Umbrien mit ihrer Anwesenheit beehre. Genau so drückte er sich aus, er benutzte manchmal rührend altmodische Formulierungen, bei denen sie sich fragte, wo er die wohl aufgeschnappt hatte. So kam es, dass er sie mit seiner Moto Guzzi abholte. Er brachte eine Lederjacke mit und einen zweiten Helm und kurvte nicht so schnell, um als verantwortungslos, aber auch nicht so langsam, um als Feigling zu gelten, nach Todi. Nun saß sie in der Sonne vor dem Palazzo Priori, es war noch zu früh fürs Mittagessen, aber der perfekte Zeitpunkt für eine Latte und ein Vanillecremehörnchen. Zehn Meter weiter stand Luca, freundlich ins Gespräch vertieft mit einem mittelalten Ehepaar, das nach Rechtsanwalt mit aufgeföhnter Gattin aussah und sie neugierig gescannt hatte. Gut gemacht, Stella, dachte sie und wunderte sich, dass sie sich doch ein bisschen fürchtete vor dem, was der Tag noch bringen könnte. Was sie hoffte, was er noch bringen würde. Das Wetter war jedenfalls ohne Fehl und Tadel. Die Piazza del Popolo rekelte sich in der Sonne wie eine träge Katze, die sich das Fell wärmen lässt. Noch waren die meisten Tische der kleinen Bar unbesetzt, aber der

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