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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Er dachte, er kann dem Schicksal eins auswischen, und dann muss er erfahren, das Schicksal denkt nicht daran, sich von ihm austricksen zu lassen, sondern erteilt ihm noch mal die gleiche Lektion. Valerie war vielleicht von Karl schwanger statt von ihm, vielleicht von jemand ganz anderem, und jetzt ist sie tot. Aber er kann locker die nächste dumme Nuss schwängern.« Sie richtete sich auf, schwenkte ihre leere Bierflasche und rief nach Giovanni, der auch sofort mit einem breiten Lächeln angerannt kam.Sie bestellte noch eine Runde, aber Renate wollte nur noch ein Wasser. Katharina schüttete das Bier hinunter wie Bionade. Jetzt bemerkte auch sie den Unternehmersohn in dem roten T-Shirt mit der Aufschrift »Sniper«. »Oha, der große Zampano persönlich«, sagte sie. »Monsieur Cavallo. Jetzt werden hier aber ein paar Dessous nass. Den hätten alle anwesenden Damen gern.«
    »Diesen schmierigen Typen?« Er war Stella schon auf der Piazza in Todi als ein besonders unansehnliches Exemplar seines Geschlechts aufgefallen.
    Katharina verschluckte sich fast am Bier vor Lachen. »Geld ist immer noch das stärkste Aphrodisiakum der Welt. Daran konnten alle Emanzen dieser Welt nichts ändern.«
    Renate, der Wackeldackel, nickte.

18
    Wo Irma war, brannte immer Licht. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie die Marotte entwickelt, ihr Haus jeden Abend von oben bis unten in Helligkeit zu tauchen. Teils, um die Gespenster auf Distanz zu halten, die sie im Dunkeln wähnte, teils aus Trotz. Weil endlich niemand mehr hinter ihr durch die Zimmer ging, um die Lampen wieder auszuknipsen, die sie eingeschaltet hatte. Als nun Ottos Haus dalag, als hätte ihr Vater der Stromverschwendung Einhalt geboten, begann Stellas Herz schneller zu schlagen. Sie machte sich Vorwürfe, Irma in dieser Einsamkeit so lange allein gelassen zu haben, und sprang mit einem Satz von der Rückbank des Spiders, noch bevor Renate den Motor ausschalten konnte. Die Eingangstür stand sperrangelweit offen. Laut nach Irma rufend stürmte sie ins Wohnzimmer. Nichts. Sie knipste die Terrassenbeleuchtung an, aber auch im Garten war ihre Mutter nirgends zu sehen.
    »Jemand zuhause?«, rief Renate, die hinter Stella ins Haus kam. Gemeinsam suchten sie das Haus ab, alle Schlafzimmer, die beiden Bäder, das Klo; auch der Schuppen war leer. Irma blieb verschwunden. Mit dem Auto war sie auch nicht weg, der BMW stand in der Garage. Ratlos versammelten sich alle drei auf dem oberen Treppenabsatz und überlegten, wo sie noch sein könnte, als sie ein leises Klopfen hörten. Es kam eindeutig aus der Schrankwand neben der Kellertür im Erdgeschoss.
    Der Schlüssel steckte von außen.
    Stella öffnete beide Türen gleichzeitig.
    Ihre Mutter lag in Embryonalstellung zwischen Ottos Gartenkleidung, die Hände auf dem Rücken gefesselt und einen Knebel aus einem von Ottos Halstüchern mit Totenkopfmuster im Mund. Dass sie wütend war, konnte ein Kenner Irmas an den senkrechten Stirnfalten erkennen, die sie sich nur erlaubte, wenn etwas sehr nachhaltig ihren Zorn erregte »Wo warst du denn so lange?«, krächzte sie, nachdem Stella sie als Erstes von dem Knebel befreit hatte. »Kann man sich denn überhaupt nicht auf dich verlassen?«
    Renate und Stella führten sie vorsichtig, als sei sie aus ungebranntem Ton, ins Wohnzimmer. Katharina brachte eine Wasserflasche aus der Küche. Aber Irma wollte lieber einen Cognac. Ihr Allheilmittel in Krisen jeglicher Art. »Kaum bin ich mit meiner Tochter unterwegs, muss ich um mein Leben bangen«, schnaubte sie, und Stella war froh, dass sie nicht so geschockt war, um ihren mütterlichen Missmut zu verlieren.
    »Was ist denn passiert«, fragte Renate in ihrer ruhigen Art.
    Das konnte Irma nicht wirklich beantworten. Sie war in der Küche von zwei Gestalten überfallen worden, die sie nicht erkannte, weil sie schwarze Sturmhauben trugen. Wahrscheinlich hätte sie diese Typen aber auch ohne Maskerade nicht identifizieren können, denn sie kannte in dieser Gegend nun wirklich niemanden. Die beiden fesselten ihr in Sekundenschnelle die Hände mit einem Strick. Und da sie zeterte und schrie und sichnicht einschüchtern ließ, trotz der gefährlichen Situation, hatte einer der beiden Männer sie einfach geknebelt, als hätte er zu viel Karl May gelesen. Sie konnte auch nicht verhindern, dass sie im Wandschrank verschwand, eine alte Frau war gegen zwei starke junge Männer ohne jede Chance. Wenigstens konnte sie dem einen noch in die Eier treten, bevor er

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