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Es stirbt in mir

Es stirbt in mir

Titel: Es stirbt in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Beauty Threatened mit seinen Geistreicheleien an Donne herankommt.«) Wie gut für D. Selig, daß er all dieses literarische Geschwätz aufbewahrt hat: Hier und jetzt, in diesen späteren Jahren, sind die Arbeiten für ihn das Kapital geworden, von dem er lebt, denn Sie wissen ja natürlich, wie sich die zentrale Figur unserer Recherchen ihr tägliches Brot verdient. Was gibt es in diesem Archiv noch zu entdecken? Die Durchschläge zahlloser Briefe. Bei manchen handelt es sich um völlig unpersönliche Sendschreiben. Sehr geehrter Präsident Eisenhower. Sehr geehrter Papst Johannes. Sehr geehrter Generalsekretär Hammarskjold. Früher hatte er diese Briefe häufig in alle vier Ecken der Welt abgeschickt, in den letzten Jahren nicht mehr so oft. Seine sporadischen, einseitigen Versuche, mit einer tauben Welt Kontakt aufzunehmen. Seine beunruhigten, vergeblichen Versuche, in einem Universum, das eindeutig seinem thermodynamischen Schicksal entgegenging, die Ordnung wiederherzustellen. Wollen wir uns einige dieser Dokumente näher ansehen? Sie, Governor Rockefeller, behaupten: ›In einer Zeit, da sich die Kernwaffen ständig vermehren, ist unsere Sicherheit von der Glaubwürdigkeit unserer Bereitschaft abhängig, Zuflucht zu Abschreckungsmaßnahmen zu nehmen. Als Staatsbeamte und als Bürger Amerikas ist es unsere erste Pflicht, menschliches Leben zu schützen und die Gesundheit unseres Volkes zu erhalten. Eine vernachlässigte Zivilverteidigung kann nicht mit der Überzeugung entschuldigt werden, daß ein Kernwaffenkrieg zur Katastrophe führen müsse, und daß wir versuchen müssen, mit allen ehrenhaften Mitteln den Frieden zu sichern.‹ Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen widerspreche. Ihr Luftschutz-, Programm, Governor, ist das Projekt eines moralisch verarmten Geistes. Geldmittel und Arbeitskräfte von den Bemühungen um einen dauernden Frieden abzuziehen und sie in diese Vogel-Strauß-Politik zu investieren, wäre meiner Meinung nach töricht und gefährlich, so daß… Als Antwort sandte der Gouverneur seinen herzlichsten Dank sowie einen Sonderdruck eben jener Rede, gegen die Selig protestierte. Kann man eigentlich mehr erwarten? Mr. Nixon, Ihre ganze Wahlkampagne stützt sich auf die These, daß Amerika es noch nie so gut hatte wie unter Präsident Eisenhower, daß er also noch einmal für vier Jahre gewählt werden muß. In meinen Ohren klingen Sie dabei wie Faust, der dem flüchtigen Augenblick zuruft: Verweile doch, du bist so schön! (Komme ich Ihnen zu literarisch, Mr. Vice-President?) Bitte beachten Sie, daß Mephistopheles erscheint, als Faust diese Worte ausspricht, und seine Seele kassiert. Halten Sie diesen Moment in der Geschichte wirklich für so schön, daß Sie die Zeit anhalten wollen? Horchen Sie doch mal auf die Not im Land. Horchen Sie auf die Stimmen der Mississippi-Neger, horchen Sie auf das Weinen der hungernden Kinder von Fabrikarbeitern, die durch die republikanische Rezession ihren Job verloren haben, horchen Sie auf… Sehr verehrte Mrs. Hemingway: Bitte erlauben Sie mir, den Tausenden, die Ihnen zum Tod Ihres Gatten kondolierten, auch meine bescheidenen Worte des Mitgefühls hinzuzufügen. Der Mut, den er angesichts einer Lebenssituation zeigte, die unerträglich geworden war, ist in der Tat ein Beispiel für diejenigen von uns, die… Sehr geehrter Dr. Buber… Sehr geehrter Professor Toynbee… Sehr geehrter Präsident Nehru… Sehr geehrter Mr. Pound: Die ganze zivilisierte Welt freut sich mit Ihnen über Ihre Befreiung aus jener grausamen und unwürdigen Haft, welche… Sehr geehrter Lord Russell… Sehr geehrter Vorsitzender Chruschtschow… Sehr geehrter M. Malraux… Sehr geehrter… Sehr geehrter… Sehr geehrter… Eine bemerkenswerte Sammlung von Briefen, nicht wahr? Mit ebenso bemerkenswerten Antworten. Sehen Sie hier, da heißt es: Sie könnten recht haben. Und da steht: Ich bin dankbar für Ihr Interesse. Und dort: Leider gestattet die viele Arbeit nicht, alle erhaltenen Briefe zu beantworten, trotzdem seien Sie bitte versichert, daß Ihren Ideen eingehendste Beachtung zuteil wird. Und in diesem heißt es doch tatsächlich: Schicken Sie diesem Kerl den Abwimmelbrief.
    Leider stehen uns die imaginären Briefe, die er sich in Gedanken ununterbrochen selbst diktiert, aber nie abschickt, nicht zur Verfügung. Sehr geehrter Mr. Kierkegaard: Von ganzem Herzen stimme ich Ihrem gefeierten Dictum zu, in dem Sie, das Absurde mit der Tatsache, daß bei Gott alles möglich ist

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