Es tut sich was im Paradies
Mehrere Abende wöchentlich im Klub, manchmal im Theater, bei Partys, aber meist nur unter Männern. Und dann war ich sehr beschäftigt. Alles in allem nicht gerade unglücklich, nur ziemlich stumpfsinnig.«
Sie hatte ihn noch nie vorher so viel sprechen hören, nie etwas aus seinem Leben erfahren, noch sich im einzelnen Vorstellungen darüber machen können. Schweigend wartete sie, in der Hoffnung, er würde fortfahren, aber er schien vollkommen vergessen zu haben, daß er eben noch so redselig gewesen war, bis sie ungeduldig fragte: »Ja, und was willst du tun? Doch nicht weggehen und sie wieder verlieren?«
»Ich weiß nicht. Es bleibt nur diese Möglichkeit oder heiraten.«
»Du lieber Himmel, wie sprichst du denn... Wie Pam. Als ob Heiraten ein Todesurteil wäre. Wie kann man so denken, wenn man sich gern hat?«
»Sie meint, es sei zu spät. Wir hätten die Gelegenheit verpaßt, seien zu alt und jeder schon zu sehr in seinen eigenen Geleisen eingefahren. Zehn verlorene Jahre, und nichts kann sie zurückbringen.«
»Natürlich, was soll sie auch anderes sagen? Du mußt dir eben Mühe geben und sie mürbe machen, das ist doch deine Stärke.«
»Aber sie hat womöglich recht. Ich bin beinah vierzig und sie ist dreiunddreißig. Es fällt schwer, seine Lebensgewohnheiten umzuwerfen, sich einem anderen Menschen anzupassen, wenn man auf die Vierzig zugeht.«
»Also jetzt oder nie! Ach, raff dich doch dazu auf, James. Im Krieg hast du viel riskantere Einsätze gewagt, und ein Risiko gibt’s schließlich überall. Sieh dir Pam und Mark an. Die Ehe widerstrebt ihrem ganzen Lebensstil, aber sie versuchen es trotzdem. Sei tapfer, James, spring über deinen eigenen Schatten.«
»Deine Vergleiche sind nicht gerade dazu angetan, es verlockender erscheinen zu lassen.«
»Nun werde bloß nicht wieder hochtrabend. Leg doch den Krampf ab, James. Siehst du denn nicht, daß das deine große Chance ist? Deine Chance, wieder menschlich und natürlich zu werden? Wenn du sie diesmal verpaßt, dann wirst du auch weiterhin nichts sein als ein glänzender, gesuchter Rechtsanwalt, und mit der Zeit wirst du immer verstaubter und muffiger werden... Und das Risiko ist heute nicht halb so groß wie vor zehn Jahren. Ihr seid beide älter und weiser geworden, habt beide Verstand. Du wirst Zugeständnisse machen müssen und darfst nicht zuviel erhoffen. Komm, James, komm und geh zu Margaret, jetzt sofort. Es ist nach neun Uhr, und sie wird dich erwarten. Bestehe einfach darauf, daß sie dich heiratet, du kannst doch andere so gut piesacken.«
»Diese Bemerkung will ich nicht gehört haben.« Aber er gab doch dem ungeduldig zufassenden Griff ihrer Hände nach und ließ sich in die Höhe ziehen.
»Noch in dieser Minute holst du deinen Wagen. Meinetwegen kannst du auch Balduin haben, wenn du willst.«
»Der Himmel bewahre mich! Und dich nehme ich auch nicht mit, also spiel dich nicht so als Regisseur auf. Ich gehe allein.«
»O James, das ist gemein von dir. Es wäre doch viel netter für dich, jemand dabeizuhaben, mit dem du dich unterhalten kannst.«
Er lächelte, schüttelte aber den Kopf.
»Ich möchte mich nicht unterhalten. Ich möchte nachdenken.«
»Aber das ist das Schlimmste, was du tun kannst. Du müßtest einfach bei ihr reinplatzen, ohne vorher zu überlegen.«
Er hatte sie zum Haus zurückbegleitet, und sie stand auf der Veranda, während sie auf ihn einsprach. Als er sich jetzt zum Gehen wandte, beugte sie sich vor und gab ihm einen raschen Kuß auf die Backe.
»Ich habe noch nie bis zu dir in die Höhe reichen können, aber ich wüßte auch nicht, wann ich jemals den Wunsch dazu gehabt hätte... Viel Glück, lieber James, und bitte, bitte, streng dich an!«
Der Vormittag verstrich im Schneckentempo. Pippa platzte beinah vor Spannung, und der Zwang, vor Pam den Mund halten zu müssen, brachte sie fast um. Glücklicherweise war Pam im Moment von ihren eigenen Plänen vollauf in Anspruch genommen.
»Mark ist wahnsinnig ungeduldig. Er behauptet, wenn wir nicht bald heiraten, haben wir keine Zeit mehr für eine anständige Hochzeitsreise. Wir hatten vor, eventuell nach Australien zu fliegen. Müßte doch herrlich sein, zusammen durch Sydney zu bummeln.«
»Was denken denn deine Eltern über das alles?«
»Die werden wahrscheinlich ausgiebig Ratschläge erteilen, aber im Grunde ihres Herzens sehr erleichtert und mit allem zufrieden sein. Besser, wir heiraten schnell, und meine Aussteuer kann ich mir ja dann in Sydney
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