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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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willigte freundlich, aber völlig stumpfsinnig ein, blickte nervös auf den Hund und verschwand wieder im Schuppen. Mohr war so böse, daß sie ihn am Halsband gepackt ins Haus zerren mußte, und erst als der Lärm des abfahrenden Lastwagens verklang, gab er sich zufrieden und ließ sich mit einem tiefen Seufzer neben ihrem Bett nieder.
    Sie nahm sich vor, niemanden von Freddys Entgleisung zu erzählen. Die Leute würden nur zu tratschen anfangen, daß sie einen Säufer in ihrer Nähe dulde, und es gab doch keinen harmloseren Burschen als Freddy. Sie hatte auch nicht die Absicht, ihre einmal getroffenen Abmachungen zurückzunehmen, denn er war verläßlich und stets bereit, wenn es galt, kleine Arbeiten im Haus oder Reparaturen am Wagen zu erledigen. Allerdings brachte er mehr Besuch in den Schuppen mit, als ihr lieb war, aber mit Mohr als Beschützer fühlte sie sich vor jedermann sicher, und bald war sie auch von anderen Gedanken in Anspruch genommen.
    Ein paar Tage später, als sie beim Aufräumen verschiedene Bücher wieder in die Regale einordnete, fiel aus einem von ihnen ein schmieriges Blatt Papier heraus. Sie bückte sich danach und warf ganz mechanisch einen Blick darauf. Wie ein Brief sah es nicht aus, aber möglicherweise ein abgerissenes Stück davon, denn sie las die mit ziemlich ungelenker Handschrift hingekritzelten Worte: >Nächsten Donnerstagabend, genau wie immer, lieber Sam. Klopf ans Fenster, und ich laß dich rein, aber nicht vor zehn, wegen Mutti. Viele Küsse, Dicker, von Deinem Puppchen.<
    Sie tat den Zettel beiseite. Kein sehr sympathisches Geschreibsel. Doch dann überlegte sie, was sie damit anfangen sollte, schaute auf das Buch in ihrer Hand und versuchte sich zu erinnern, wer es gebracht hatte. Ob die Anstandsregeln in einer Leihbücherei wohl verlangten, daß man so etwas Kompromittierendes zurückgab? Vielleicht besser, es einfach zu verbrennen. Bedauerlicherweise übermannte sie jedoch die Neugier, und mit krauser Stirn begann sie aufs neue nachzudenken. Wer hatte dieses Buch ausgeliehen? Ein Reißer letzter Güte übrigens, mit Mord und Totschlag, den sie irgendwo im Ramsch gekauft hatte. Wahrscheinlich ein Mann, aber es waren doch heute gar keine Männer dagewesen!
    Plötzlich drehte sie sich auf dem Absatz herum und eilte zu ihrer Abonnentenkartei. Ja, natürlich, Sam West. Er hatte es heute nachmittag zurückgebracht, und so angestrengt sie auch überlegte, es fiel ihr kein anderer Sam ein. Sam West, das moralische Vorbild der Gemeinde, traf zärtliche Verabredungen mit >Puppchen<... Pippa war sprachlos. Dieser Ekelhafte, alte Kerl, der seine Tochter wegen einer Verfehlung, die nicht halb so schlimm war, auf die Straße geworfen hatte. Also stimmte es mit dem Wolf im Schafspelz, ihre Nase hatte sie nicht getäuscht. Am liebsten würde sie ihm den schmutzigen Wisch vor aller Augen in der Bibliothek zurückgeben und dann sein Gesicht beobachten.
    Sie stand noch da mit dem Zettel in der Hand und kochend vor Empörung, als die lustig schmetternde Fanfare einer aufregend schicken neuen Dreiklanghupe ertönte. Jemand kam in fröhlicher Fahrt die Dorfstraße entlanggegondelt, anscheinend darauf erpicht, sich der staunenden Umwelt gebührend bemerkbar zu machen. Mark tat das manchmal, aber dies war ein anderer Akkord. Sie ging ans Fenster, warf dabei das Blatt Papier achtlos in die offene Schublade des Schreibtisches und schaute hinaus.
    Im nächsten Moment war sie schon an der Tür und flog mit wehendem Haar und freudeblitzenden Augen über den schmalen Rasenstreifen des Vorgartens.
    »Pam!« schrie sie. »O Pam, wie herrlich, wie wundervoll... Oh, wie habe ich dich vermißt!«
     
     

9
     
    »Aber erzähl doch, wieso? Du schriebst, in drei Monaten?«
    »Ich weiß, aber wir sind geflogen. Ein kleiner Schlag für mich, denn ich hatte mich sehr auf die Reise gefreut, aber du kennst ja Mutter.«
    »Sie kam wohl dahinter, weshalb du dich darauf freutest?«
    »Allerdings, und ließ noch in derselben Minute unsere Passage streichen. So dumm, denn es war wirklich nichts weiter dabei, auf beiden Seiten nicht. Aber da kann man nichts machen.«
    »Na, jetzt bist du jedenfalls da, und es ist einfach himmlisch. Wie lange kannst du bleiben?«
    »Nur zwei Tage diesmal. Weißt du, wir kamen erst vorgestern an, und sie zogen schon lange Gesichter, als ich gleich wieder davonbrauste, aber ich mußte dich sehen. Jetzt zeig mir alles. In zwei Tagen können wir viel bequatschen.«
    Und das taten sie auch.

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