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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verschiedene für sie höchst interessante Punkte genau zu inspizieren, wie den Papierkorb am Postamt oder die Salatköpfe beim Gemüseladen. Jeder auf der Straße rief dem komischen kleinen Zug lustige Scherzworte zu, und die Ladeninhaber blickten lächelnd aus ihren Türen.
    »Nee, das is’n Anblick!« rief auch Pat O’Brien, der mit dem Billard-Queue in der Hand herausgelaufen kam. »Das muß man gesehen haben — wie wenn der Zirkus mit der Löwenbändigerin anrückt.«
    »Wie gemütlich und freundlich sie alle sind«, meinte Pam. »Ganz anders als die Leute in der Stadt. Landleben hat überhaupt seine Vorzüge, aber man muß von Zeit zu Zeit weg können. Im Winter ist es sicher ziemlich langweilig.«
    »Für mich nicht — mit Mohr und Balduin und Amanda, ich habe hier viel mehr als in der Stadt. Allerdings gibt’s kein Kino, das vermisse ich schon etwas. Nur am Samstagabend gibt es manchmal einen Film im Gemeindehaus, und da werde ich später mal mit Jane hingehen, wenn einer kommt, den ich noch nicht kenne. Tanzveranstaltungen sind auch selten, aber in der Stadt habe ich sowieso kaum welche besucht. Nein, Pam, mach dir nur um mich keine Sorgen. Ich sitze in meinem eigenen Häuschen, und niemand redet mir drein. Verhungern werde ich auch nicht, dank der fünfzehn Schilling, die mir James regelmäßig schickt. Ich kann um neun aufstehen und brauch’ den ganzen Tag kein Geschirr abzuwaschen. Mit Mohr und meiner Leihbücherei werde ich mich mit den Jahren stillvergnügt zur freundlichen alten Jungfer entwickeln, die an allem interessiert ist und jedem hilft — wie eine verhutzelte >Pippa-geht-vorüber<.«
    »Wer ist das? Ulkige Nachnamen haben manche Leute.«
    »Mein liebes Kind, sind denn die Bemühungen der armen Miss Graham im englischen Literaturunterricht bei dir auf so unfruchtbaren Boden gefallen?« Und mit Eifer klärte sie Pam über das Gedicht auf und über Mr. Murdochs Anmerkungen im Testament.
    Als sie geendet hatte, meinte Pam ungerührt: »Klingt so nach Pfadfinderei, womöglich hat sie sie sogar gegründet. Nicht mein Geschmack... Jedenfalls weiter nichts als ein poetischer Erguß ohne Hand und Fuß. Fang du bloß nicht solchen Quatsch an, Pippa, du würdest dich dabei vollkommen aufreiben und hättest nichts mehr von deinem selbständigen Leben.«
    »Diesmal wäre James ausnahmsweise mit dir einer Meinung. Er findet es >höchst unangebracht<.«
    »James, der schrullige Kauz. Immer noch der alte?«
    »Unverändert, das wird er auch ewig bleiben. Mutter behauptet allerdings, er sei früher anders gewesen und hätte sich erst nach irgendeiner unglücklichen Liebe vor vielen Jahren so verändert.«
    Aber diese Geschichte war so altbekannt, daß keine von beiden das Thema weiter verfolgte.
    Am Morgen von Pams Abreisetag kam zufällig Dr. Horton vorbei, um sich ein neues Buch zu holen. Pippa führte ihn hinein, ließ ihn mit Pam allein und lief schnell zum Kaufmann, um eine Besorgung zu machen. Sie blieb nicht lange aus, aber als der Doktor sich kurz darauf wieder empfohlen hatte, überraschte Pam ihre Freundin mit dem begeisterten Urteil: »Du, das ist mal ein sympathischer Mensch. Ich wundere mich, daß Jane sich nicht in ihn verliebt hat statt in Philip Warren.«
    »Oh, er ist doch schon reichlich alt und gesetzt. Für Jane auf jeden Fall nicht mehr jung genug. Ich hörte neulich, er sei beinah siebenunddreißig.«
    »Immerhin, ein riesig netter Mann. Nicht so verknöchert wie James und trotzdem vertrauenswürdig, und er hat Sinn für Humor.«
    Als Pam eben in ihr Sportkabriolett stieg, um abzufahren, kam Mark mit seinem Wagen die Straße herunter. Er war bestimmt nicht auf dem Weg zur Leihbücherei, aber als er Pippa erspähte, verlangsamte er sein Tempo und winkte ihr lachend zu. Doch dann gewahrte er Pam, und Pippa sah, wie ihm die Augen beinah aus dem Kopf fielen. Er riskierte noch einen zweiten Blick, bremste abrupt und hielt. Typisch Mark, dachte sie, von jedem hübschen Gesicht wie magnetisch angezogen. Ein boshafter Einfall kam ihr. Diesmal sollte er sich verrechnet haben.
    »Ach, wollen Sie sich mit neuem Lesestoff versehen? Ist recht, gehen Sie nur schon hinein, ich komme in einer Minute nach.«
    Pam zwinkerte Pippa spitzbübisch zu, als er sich sichtlich verstimmt, aber ohne sein gewinnendes Grinsen zu verlieren, umwendete.
    »Der sieggewohnte Mark, wie ich vermute, aber die Rache hat er verdient. Also leb wohl, Pippa, bis März. Dann lasse ich mich bei dir häuslich nieder, und wir

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