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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Hauptsaison vorüber war, schränkte sie ihre Geschäftszeit sehr ein. Sie hielt nur noch eine Stunde vormittags, drei am Nachmittag und außerdem Freitag abends geöffnet. Wenn die Leute wirklich dringend Bücher haben wollten, klopften sie an die Tür, und sie wies nie jemanden ab.
    Mohr trabte gewichtig neben ihr her und erwiderte nur höchst herablassend die Begrüßung zahlreicher Bekannter, die ihnen unterwegs begegneten. Er hatte die feierliche Würde aller großen Hunde, blickte voller Verachtung auf das schmeichelhafte Getue der Spaniels und ihresgleichen und ließ sich nur zu Gunstbezeigungen herbei, wenn sie allein waren. Seine Haltung ihr gegenüber war so, wie Dr. Horton es prophezeit hatte — er hatte von ihr Besitz ergriffen. Die übrige Welt duldete er nur gnädig. Vielleicht schätzte er den Doktor mehr als andere, aber auch von ihm ließ er sich nicht vollends aus seiner Reserve locken. Unglücklicherweise hegte er stark ausgeprägte Abneigungen, und seine Gefühle gegen Freddy steigerten sich bis zu blinder Wut, was die Situation insofern erschwerte, als der Spediteur die meiste Zeit des Tages bei seinen Frachtkisten im Schuppen zubrachte und Pippa auch nachts oft leises Stimmengemurmel vernahm. Er schien diesen Ort als Treffpunkt für seine Freunde erkoren zu haben. Betrunken hatte er sich allerdings, ihres Wissens wenigstens, nicht wieder, und er war ein treuer, anhänglicher Bursche.
    Pippa dehnte ihren Spaziergang nicht sehr weit aus. Sie war müde und auch ein wenig niedergeschlagen. Das Bild, das sie Pam entworfen hatte, bedrückte sie im geheimen doch etwas. Sie sah sich in zehn Jahren — als nette, ältere Bibliothekarin, die mit allen auf nachbarlich freundschaftlichem Fuß stand. Im Laufe der Zeit hätte sie dann wahrscheinlich mitangesehen, wie Alec und Kitty nach und nach Ruhe fanden, würde sie erlebt haben, daß Janes Probleme eine hochbefriedigende Lösung fanden und Mark sich vom Flattergeist zum mustergültigen Ehemann bekehrte, aber ihr eigenes Leben war leer und ereignislos
    »Zum Henker mit Browning«, rief sie laut. »Ich will leben — nicht nur vorübergehen.«
    Ihr energischer Ton elektrisierte Mohr. Er wedelte mit dem Schweif, schnappte einen Stock vom Weg auf und gab ihr zu verstehen, daß er ausnahmsweise, weil niemand in der Nähe sei, geruhen würde, ihn zu apportieren, wenn sie ihn so weit werfen könnte, daß es sich für ihn lohnte.
     
     

10
     
    Es war fast dunkel, als sie daheim ankamen, und das Haus lag still und leer. Pippa schob das traurige Gefühl, das sie bei diesem Gedanken beschleichen wollte, von sich, gab Mohr sein Fressen, aß selbst zu Abend und ließ sich dann mit einer Zigarette vor dem bescheidenen Stapel neuer Bücher nieder. Sie wollte sie in Schutzhüllen einschlagen, stempeln und die Datumskarten einkleben, einen flüchtigen Blick hineinwerfen und sich ein paar Notizen dazu machen, die sie heimlich benutzen konnte, wenn jemand eine Auskunft darüber verlangte. Sie wußte schon im voraus, was die Leute fragen würden.
    Sind viele Unterhaltungen drin, Miss Knox? Ich mag gern, wenn immerzu gesprochen wird.
    Meine Liebe, ich möchte, daß es gut endet. Kriegen sie sich am Schluß?
    Sie kennen doch meinen Geschmack. Ist dies wohl das richtige?
    Hoffentlich kommen nicht so viele Landschaftsbeschreibungen darin vor, was? Die sind so langweilig.
    Sie würde alles mit überlegener Sachkenntnis beantworten, so daß sie beim Weggehen wieder untereinander lobend konstatieren würden, was für eine umfassend gebildete und belesene Person sie sei. Empört über sich selbst schob sie die Bücher zur Seite und nannte sich eine gewissenlose Schwindlerin. Machte ihr das wirklich alles so viel Spaß?
    Aber schon im nächsten Moment machte sie sich wieder an die Arbeit. Sie verachtete Menschen, die ihren Launen nachgaben oder die eine Arbeit anfingen und ihrer dann überdrüssig wurden. Einfach müde war sie, weiter nichts, und nach den beiden letzten Tagen, an denen sie immer so spät zu Bett gekommen war, war das auch kein Wunder. Neun, stellte sie mit einem Blick auf die Uhr fest. Sie wollte für heute Schluß machen und sich die restlichen Bücher morgen vornehmen.
    Mohr, der wie gewöhnlich mit dem Kopf auf ihrem Fuß gelegen hatte, erhob sich mit einem Seufzer der Erleichterung. Aber plötzlich stutzte er, lauschte und stieß ein dumpfes, drohendes Knurren aus. Gleich darauf hörte sie einen Schritt auf der Veranda und dann ein leises, eiliges

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