Es tut sich was im Paradies
Ich weiß nicht genau, was darauf steht. Wir müssen James fragen.«
»Wegen James ist es ja eben so wahnsinnig komisch. Er hält Sie doch für ein Muster von Tugend, und ich glaube, er hofft im stillen, Sie würden einen guten Einfluß auf mich ausüben.«
Zu seiner Überraschung stimmte er jetzt ebenfalls in das Gelächter ein. Und er hatte immer gedacht, er sei zu alt und gesetzt, um an solchen Streichen Gefallen zu finden.
Pippas Vermutung erwies sich als zutreffend. Der große Wagen parkte vor dem Eingang.
»Ich werde das erledigen«, sagte der Doktor kurz, denn ihm schwante mittlerweile, daß der Spaß doch nicht mehr ganz so unbezahlbar sein könnte.
Der Inspektor erklärte, sie hätten auf Miss Knox’ Rückkehr gewartet, da sie eine Suchaktion nach illegalem Alkohol durchzuführen hätten. Er hoffte, sie würde ihnen gestatten, der Form halber auch in ihrem Garten nachzusehen, denn wie der Polizei bekannt sei, habe sie dem Spediteur erlaubt, seinen Lastwagen dort unterzustellen, und gegen ihn richte sich ein gewisser Verdacht.
Aber er war schon nach fünf Minuten wieder zurück.
»Nicht die kleinste Spur. Komisch, wie solche Gerüchte aus dem Boden schießen. Wir vermuteten, er hätte Ihnen da einen Schabernack gespielt, Miss Knox. Erfreulicherweise haben wir uns geirrt. Immer ein unangenehmes Geschäft. Also dann gute Nacht und vielen Dank. Gute Nacht, Doktor.«
Als sie gegangen waren und Pippa Dr. Horton im Wohnzimmer gegenüberstand, merkte sie voller Zorn, daß sie wirklich zitterte.
»Nur weil ich müde bin«, verteidigte sie sich. »Pam und ich sind immer zu lange aufgeblieben und haben so viele Zigaretten geraucht.«
Er quittierte ihre tapfere Haltung mit einem anerkennenden Lächeln, sagte aber nur: »Ich an Ihrer Stelle würde jetzt zu Bett gehen.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie machte eine ungeduldige Bewegung und erwiderte trotzig: »Es ist nur, weil — weil ich Freddy vertraut habe. Er war immer so nett zu mir. Daß er gegen das Gesetz verstoßen hat, stört mich kein bißchen, aber er hätte das Zeug wegschaffen können, als er wußte, daß ihm die Polizei auf der Spur war.«
»Darüber würde ich mich nicht weiter grämen. Wie Sie schon sagten, es mag ja tatsächlich ein Grund vorliegen.«
»Ich gräme mich nicht, nur...« Sie konnte die richtigen Worte nicht finden, und er fuhr ruhig fort: »Ihr Hund möchte, daß ich jetzt verschwinde. Er wird Sie zu Bett bringen. Ja, kluges Tier, Mohr. Du hattest einen finsteren Verdacht gegen Freddy, nicht wahr? Und doch trumpfst du hinterher nicht auf: >Ich hab’s dir ja gleich gesagt!< Nehmen Sie ein Aspirin, trinken Sie etwas Heißes und denken Sie nicht mehr an Freddy.«
»Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt, obwohl ich weiß, daß es Sie große Überwindung gekostet hat. Es war nett von Ihnen.«
Sie sah so klein und rührend aus, wie sie dastand, ihre Hand auf dem Kopf des riesigen schwarzen Hundes. Wie wenig verdiente doch der undankbare Freddy, daß sie so unbeirrt zu ihm hielt, dachte er und antwortete leichthin: »Ich wollte verhüten, daß unsere Leihbibliothek in einen Skandal verwickelt wird und James sich die Haare raufen muß. Gute Nacht.« Und fort war er.
Am nächsten Morgen lag sie länger im Bett als sonst und ließ sich die Ereignisse der Nacht durch den Kopf gehen. Ach, es war zu schade, daß Pam das alles nicht miterlebt hatte. Aber ihre Ansicht über den Doktor war richtig gewesen. In kritischen Momenten konnte man sich auf ihn verlassen, und würdevoll oder steif fand sie ihn jetzt auch nicht mehr. Sie wußte, wie sehr ihm die Geschichte gegen den Strich gegangen war, und doch hatte er nicht gebrummt, im Gegenteil, mitgelacht hatte er. Sie war froh, daß Freddy nun nicht ins Gefängnis mußte. Wenigstens ein Leben, dem sie durch ihren Einfluß eine Wendung zum Guten gegeben hatte, seit sie nach Rangimarie gekommen War.
Als die Bibliothek geöffnet wurde, standen bereits ein Dutzend Kunden auf der Veranda, jeder grimmig entschlossen, mit einem neuen Buch, ganz gleich welcher Art, nach Hause zu gehen. Pippa fertigte sie in wenigen Minuten ab und war glücklicherweise allein, als der Wagen aus Warrenmede vorfuhr und Douglas hereinkam. Er lud einen Packen Bücher ab und sagte entschuldigend: »Mir haben sie alle sehr gut gefallen, aber mein Bruder... Also, um es kurz zu machen — er möchte Sie sprechen.«
Nelson Warren empfing sie schon mit einem Blick, wie ihn vielleicht in früheren Zeiten eine
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