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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mehr hier war. Natürlich gehe ich hin. Aber hoffentlich treffe ich ihren gräßlichen Mann nicht an.«
    »Schon wieder ein Opfer des Hasses?«
    »Sie reden ja, als ob ich von Haß förmlich strotze. Ich mag nur Sam West und Mr. Warren nicht.«
    »Also, wenn Sie heute nachmittag gehen, wird Sam bestimmt nicht dasein.«
    Um fünf Uhr stieg Pippa den Hügel hinter dem Dorf zu Mrs. Wests Haus hinauf. Es war genauso häßlich und protzig, wie sie erwartet hatte. Die Haustür stand halb offen, und als sie anklopfte, rief Mrs. West aus dem Schlafzimmer: »Wer ist da? Es tut mir leid, aber ich bin im Bett.«
    »Nur Pippa Knox. Darf ich hereinkommen?«
    »Ach bitte, ja. Wie nett von Ihnen, mich zu besuchen.«
    Mrs. West lag in einem geschmacklos eingerichteten Raum zwischen zerknüllten Kissen, und man sah ihr an, daß ihr heiß und unbehaglich war. Sie stritt heftig ab, ernstlich krank zu sein, der Arzt habe nur gesagt, ihr Herz sei überanstrengt, und er wolle sie nicht aufstehen lassen.
    »Aber ich mache mir Sorgen, weil es doch für meinen Mann so lästig ist, und Sie wissen ja, wie unbeholfen Männer im Haushalt sind.«
    Geschieht ihm ganz recht, dachte Pippa. Sie erbot sich trotz ihres inneren Widerstrebens, sein Bett zu machen, ging danach in die Küche, wusch das aufgetürmte schmutzige Geschirr ab und brühte für Mrs. West Tee auf. Als sie mit dem Tablett wieder hereinkam, fand sie sie zu ihrer Bestürzung in Tränen.
    »Kümmern Sie sich nicht weiter darum, liebes Kind. Man fühlt sich ein bißchen einsam, wenn man so daliegt, und wir verkehren nur noch mit wenig Leuten aus dem Dorf, seit es mein Mann so weit gebracht hat und sogar der Königin vorgestellt wurde... Aber ich sehe, Sie haben mir Bücher mitgebracht, wie lieb von Ihnen. Ich frage mich manchmal, was ich nur früher angefangen habe, bevor es Ihre Leihbücherei gab.«
    Pippa bettete sie bequem und machte sich flink daran, im Zimmer aufzuräumen. Plötzlich sagte die Kranke: »Ihr Schritt ist so leicht, fast könnte ich glauben, meine Tochter sei zurückgekommen... Ach, sehen Sie, jetzt weine ich schon wieder — zu dumm von mir, aber Sie erinnern mich so an Doris.«
    Pippa ermunterte sie zum Reden und erfuhr bald alles über Doris. Über ihre geschickte Hand mit Kleidern, ihre fröhliche Unbeschwertheit, die soviel Leben ins Haus gebracht hatte, ihre Gewohnheit, die kleine Frau in plötzlichem Übermut zu umfassen und sie in einem lustigen Tanz durchs Zimmer zu wirbeln — es war das Bild eines strahlend glücklichen Mädchens, unschuldig und sorglos, ihrer Mutter Einundalles auf der Welt.
    Schließlich legte sich Mrs. West wieder in die Kissen zurück.
    »Wie ich geschwätzt habe! Aber jetzt fühle ich mich viel wohler. Mir drückt es das Herz ab, alles in mir vergraben zu müssen, nie von ihr sprechen zu können und zu tun, als schämte ich mich meines Kindes.«
    Pippa faßte tröstend ihre Hand.
    »Aber nein, Mrs. West, das glaubt niemand von Ihnen, und Sie haben doch auch gar keine Ursache, sich zu schämen, nur...«
    »Nur, daß sie ein Baby hat und nicht verheiratet ist.«
    »Na ja, sie war sehr jung damals. Natürlich ist das hart, aber viel schlimmer finde ich, daß man sie von Ihnen getrennt hat, als sie Sie am nötigsten brauchte.«
    Aufs neue öffneten sich die Tränenschleusen.
    »Oh, Miss Knox, ich sollte gar nicht so sprechen, weil es nicht anständig ist meinem Mann gegenüber. Aber ich vertraue mich nur Ihnen an, denn Sie sind auch ein junges Mädchen wie meine Doris. Nachts denke ich manchmal, ich sterbe, wenn ich sie nie wiedersehen soll.«
    »Aber sicher werden Sie sie wiedersehen. Er wird sich mit ihr aussöhnen.«
    »Nein, mein Mann nicht. Mir scheint beinah, er haßt sie. Sie hätte ihn vor allen Leuten blamiert, sagte er, und gerade in dem Moment, wo er endlich auf einen grünen Zweig kommen wollte. Doktor Horton hat gut reden von hohem Blutdruck und Herzschwäche, in Wirklichkeit ist es die Trennung von Doris, die mich umbringt.«
    »Sie schreibt Ihnen doch gewiß?«
    »Ja, aber davon weiß er nichts. Die Briefe gehen alle an Schwester Price, und die gibt sie mir dann. Das werden Sie niemandem weitererzählen, nicht wahr, Miss Knox? Die Schwester mochte Doris von jeher gut leiden und macht ihr auch keine Vorwürfe. Sie sagt, nur die Unschuldigen erwischt es immer. Und mit meinem Mann hat sie deswegen auch sehr geschimpft.«
    Pippa hätte große Lust gehabt, dasselbe zu tun, aber sie erwiderte nur: »Er wird sie jetzt kommen

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