Es tut sich was im Paradies
nie ganz überwunden. Ja, aber ich muß jetzt schauen, daß ich weiterkomme, da ich leider noch zu arbeiten habe.«
Als Pippa wieder allein war, machte sie sich daran, Bücher durchzusehen und zu reparieren. Es war unglaublich, wie unachtsam die Leute mit geliehenen Büchern umgingen, bloß weil sie ihnen nicht gehörten. Sie dachten sich nichts dabei, einfach die Seiten einzureißen, Eselsohren hineinzumachen oder sie aufgeschlagen umgekehrt auf dem Fußboden liegenzulassen. Mit den wenigen Pennys, die sie dafür zahlten, meinten sie, sich alles erlauben zu können.
Mitten in ihre emsige Arbeit ertönte ein Klopfen an der Tür. Es war Dr. Horton.
»Ich nahm an, Sie würden sich vielleicht freuen zu hören, daß Mrs. West auf einmal wie umgewandelt ist. Sie glaubt fest, daß sie diese Wendung Ihnen zu verdanken hat.«
»Ich wünschte nur, ich könnte Ihnen die ganze Geschichte erzählen. Es war alles so furchtbar komisch.«
»Furchtbar — zweifellos, aber ich möchte lieber nichts davon wissen, namentlich solange mir dieser versiegelte Umschlag ein Loch in die Jackentasche brennt. Der arme, alte Sam läuft hinter mir her, als wolle er sich jeden Moment auf mich stürzen.«
»Hat sich Mohr nicht großartig benommen? Ohne ihn hätte ich es nie geschafft.«
Er musterte sie ernst.
»Ich weiß nicht, was Sie getan haben, aber werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen den gutgemeinten Rat gebe, sich jetzt mal auf Ihren Lorbeeren auszuruhen? Sie können nicht immer die Oberhand behalten, das wissen Sie. Mohr ist das nächste Mal vielleicht gerade nicht zur Stelle. Tun Sie es nicht wieder.«
»Aber warum? Ich habe doch nichts Schlimmes angestellt — nur Freddy geholfen, und nun Doris.«
»Sie zählen zu den gefährlichen Menschen, fürchte ich, die behaupten, der Zweck heilige die Mittel. Machen Sie es sich nicht zur Gewohnheit, Gutes zu tun. Schließlich nehmen auch Missionare manchmal Urlaub und gönnen den armen Heiden eine Atempause«, und ohne ein weiteres Wort, nur mit einem freundlichen Nicken, war er gegangen.
Pippa dachte über seinen Rat nach. Vielleicht hatte er recht. Sie beschloß, sich eine Weile nur um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, wenigstens so lange, bis Pam wiederkam. Dann, mit ihr zusammen, würde es erst richtig Spaß machen, Gutes zu tun.
Aber der >Urlaub< währte nur kurze Zeit. Eines Abends, als sie vom Krankenhaus zurückkam, sah sie in ihrem Wohnzimmer Licht brennen, und Mohr sprang mit einem ungestümen Satz aus dem Wagen, als witterte er Schlimmes. Er schoß auf die Haustür zu, bebend vor Eifer und Wißbegierde, hielt jedoch plötzlich an und fletschte kampflustig die Zähne. Wer mochte es diesmal sein? Jedenfalls jemand, den er nicht ausstehen konnte. Aber doch hoffentlich nicht wieder Sam West?
Und dann erblickte sie den riesigen gelben Kater, der auf der Schwelle buckelte, mit aufgeplustertem Fell, die Ohren flach an den Kopf gelegt, spuckend und fauchend. Mohr verharrte mit erhobener Pfote, bemüht, sich den Anschein heldenhafter Tapferkeit zu geben, aber in Wirklichkeit unschlüssig, ob er sich in einen Kampf einlassen oder lieber die Flucht ergreifen solle. Dies war für einen Hund ein gefährlicherer Gegner als Sam West.
Pippa stöhnte. Diesen Kater kannte sie. Sie wußte auch, wen sie drinnen vorfinden würde, und sie war müde. Trotzdem zwang sie sich vor der kleinen, kläglichen Gestalt, die traurig zusammengekauert in ihrem bequemen Sessel hockte, zu einem fröhlich aufmunternden Ton.
»Hallo, Kitty! Du bist spät dran, mein Herz. Und warum hast du Tommy mitgebracht? Du weißt doch, daß Mohr und er sich nicht riechen können.«
Eine Sturzflut von Tränen war die Antwort und dazwischen die halberstickten Worte: »Oh, dir bin ich auch lästig. Und Tommy kannst du nicht leiden. Niemand will uns haben. Ich wollte, wir wären beide tot.«
Pippa erschrak über Kittys Ton, aber mehr noch über ihre Blässe. Sie sah nicht nur unglücklich, sondern richtiggehend krank aus. Jetzt war jedoch nicht der Moment, in sentimentalem Mitleid zu zerfließen, und so sagte sie betont resolut: »Sei nicht albern. Du weißt, daß ich dich gern bei mir habe, und Tommy stört mich auch nicht, solange sich die beiden nicht in die Haare geraten. Aber was ist denn eigentlich los? Erzähl mir bloß nicht, daß du dich wieder mit Alec gestritten hast, denn das wäre wirklich mehr, als ich heute abend ertragen kann.«
Erneutes Schluchzen und unverständlich gestammelte Worte waren
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