Es tut sich was im Paradies
zuviel äßen, besonders bei heißem Wetter.
Sie drehte sich faul im Wasser und ließ sich auf dem Rücken treiben. Nach langen Bemühungen hatte sie Mohr endlich überzeugen können, daß sie nicht jedesmal dicht am Ertrinken war und er sie nur retten mußte, wenn sie um Hilfe rief. Jetzt umkreiste er sie mißmutig und watete alle Augenblicke an den Strand zurück, wo Amanda am äußersten Saum der Brandung herumhopste und schrille, meckernde Schreie ausstieß, die ihm weidlich auf die Nerven zu gehen schienen.
Sie waren ein reizendes, wenn auch recht ungewöhnliches Dreigespann, wenigstens fand das Mark Marvell, der auf der Suche nach ihnen lässig durch die Dünen geschlendert kam. Pippa winkte ihm zu, blieb aber im Wasser. Sie war noch müde von der aufregenden Nacht, und nichts wirkte so belebend auf die leiblichen und seelischen Kräfte wie ein ausgedehntes Morgenbad. Als sie endlich tropfend an den Strand stieg, die Badekappe in der Hand, die Locken vom Wind zerzaust, stand er auf und ging ihr entgegen.
»Sie sehen entzückend aus. Die jungen Männer hier haben wohl keine Augen im Kopf, daß sie Sie so allein baden lassen.«
»Müssen Sie immer in diesem Ton mit mir reden? Aber mich stört es nicht, wenn Sie in Übung bleiben wollen.«
»Eins zu null, wie gewöhnlich... Hallo, wer hat denn Amanda solche neckischen Scherze beigebracht?«
Die kleine Ziege hatte sich von hinten an ihn herangemacht, plötzlich die Nase in seine Tasche gebohrt und war dann blitzschnell mit seinem Taschentuch im Maul auf und davon galoppiert. In sicherer Entfernung blieb sie stehen, warf ihm einen listigen Blick über die Schulter zu und begann dann in aller Gemütsruhe, ihre Beute in kleine Fetzen zu reißen.
»Oh, Amanda! Es tut mir schrecklich leid — und so ein schönes Taschentuch noch dazu!«
»Nicht so schlimm. Ich habe sie Ihnen ja geschenkt. Ist sie eine große Plage?«
»Ich liebe sie heiß und innig, aber sie hat’s faustdick hinter den Ohren. Neulich ließ ich die Bibliothekstür offen, da stand sie doch tatsächlich auf meinem Schreibtisch und versuchte, den Gummistempel aufzufressen.«
»Mohr scheint sich jetzt einigermaßen mit ihr zu vertragen.«
»Im tiefsten Grunde seines Herzens mag er sie sogar sehr gern, aber er würde lieber sterben als das zugeben. Sie ärgert ihn beständig, so daß er ihretwegen schon lauter Kummerfalten im Gesicht bekommen hat, aber außer mir läßt er keinen an sie heran.«
»Ein treues Dreier-Bündnis, wie mir scheint. Und wann kommt der schöne Rotschopf wieder?«
»Frühestens in einem Monat. Bis dahin müssen Sie noch artig sein.«
Sie waren unterdessen zum Hause zurückgewandert, und Pippa ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen, während Mark müßig zwischen den Regalen in der Bibliothek herumbummelte.
»Um die Wahrheit zu sagen, kleine Schwester, ich langweile mich. Wann kommen Sie uns mal wieder besuchen?«
Sie war schon verschiedentlich in Uplands gewesen, dem alten Besitz der Marvells, einem freundlichen, einstöckigen Farmhaus, das in seiner Abgeschiedenheit, eingebettet zwischen Feldern, Hügeln und dunklem, noch unberührtem Buschland so malerisch wirkte. Pippa gefiel es großartig, und trotzdem wunderte sie sich immer wieder, daß ein Mensch wie Margaret in dieser Einsamkeit glücklich war. Das äußerte sie jetzt auch Mark gegenüber, der darauf spöttisch die eine Augenbraue hochzog und erwiderte: »Glücklich? Wann ist Peg denn jemals glücklich?«
»Natürlich, Sie haben oft Besuch, und sie kann immer fort, wann sie will, aber sie fährt doch so selten mal in die Stadt. Dabei könnte ich mir vorstellen, daß sie dort wirklich zu Hause wäre, in einem Kreis moderner, interessierter Menschen.«
»Sie haben ganz recht, aber das sieht sie nicht ein. Sie läßt sich treiben, ohne rechtes Ziel, und es ist ihr gleich, wo sie sich aufhält.«
»Ich habe noch nie verstehen können, weshalb sie nicht geheiratet hat, wo sie so hübsch und charmant und auch so warmherzig ist. Finden Sie meine Fragen impertinent, Mark?«
»Kleine Schwestern sind nie impertinent. Peg und heiraten? Ja, natürlich hat sie, wie man sagt, >eine Menge Chancen< gehabt, aber sie ist verdammt wählerisch. Sehen Sie, sie hatte einmal eine große Liebe.«
»Oh, arme Margaret. So viele Frauen haben im Krieg Männer verloren.«
»Peg nicht. Sie verlor ihren Freund durch Eifersucht einerseits und übertriebenen Stolz andererseits, und, unter uns gesagt, ich glaube, sie hat diese Geschichte
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