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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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dann langsam die grässlichen Worte: »Riese will Katzen.«
    Gretel hörte auf zu kauen.
    »Riese?«
    »Riese.« Der Troll nickte. »Riese hat Katzen alle gewollt. Leute alle Katzen für Riese geholt. Er viel-viele Reichtümer zahlt. Troll bringt Katzen zu Riese. Manchmal Troll hat Katzen selbst geholt.« Die Erinnerung entlockte ihm ein Lächeln, das seine Hauer bis zum Zahnfleisch bloßlegte. »Riese gibt Troll viel-viele Finger!« Er lachte sein gewohntes, schleimiges Glucksen.
    Gretel bemühte sich nach Kräften, die Konzentration aufrechtzuerhalten.
    »Und hat dieser Riese einen Namen?«, fragte sie.
    Der Troll zuckte mit den Schultern.
    »Riese«, sagte er.
    »Riese«, wiederholte Gretel und stellte die Schüssel weg. »Und wo genau wohnt dieser Riese?«
    »Dreißig Wegstunden.«
    »Dreißig Wegstunden!«
    »Vielleicht vierzig   – Troll nicht sicher.« Er wedelte mit einem klobigen Arm. »Folgen Straße einen Tag und eine Nacht. Klettern auf großen Berg mit Schnee. Riese hat Höhle auf Gipfel und Schloss in Höhle.«
    »Ein Schloss in einer Höhle? Das hört sich nicht sehr glaubwürdig an.«
    Wieder zuckte der Troll mit den Schultern. Und dann versuchte er sich vermutlich zum ersten Mal in seinem Dasein an einer näheren Erklärung. »Ist Schloss. Ist in Höhle«, sagte er.
    Gretel hörte ferne Stimmen in ihrem Kopf, die ihr sagten, sie möge vorsichtig mit dem sein, was sie sich wünschte. Sie hatte die Identität des Katzendiebs in Erfahrung bringen wollen, und es war ihr gelungen. Sie hatte wissen wollen, wo er sich aufhielt, und auch dieses Detail hatte ihr der Troll geliefert. Aberirgendwie machte es ihr keine Freude, nun endlich im Besitz dieser Informationen zu sein. Sie kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken über das zu machen, was vor ihr lag, denn der Troll sprang plötzlich auf und streckte die zweifingrige Hand aus.
    »Groß-fett Frau Troll jetzt Finger geben«, forderte er.
    »Oh, ja. Natürlich.«
    Auch Gretel erhob sich und reichte ihm das Päckchen. Der Troll riss die Verpackung auf. Dann streichelte er zärtlich, beinahe liebevoll den kalten, blau angelaufenen Finger. Schnüffelte daran. Hätschelte ihn. Bewunderte ihn. Schließlich nahm es sich seine Spezialkiste, legte seine Neuerwerbung vorsichtig hinein und betrachtete sie noch einmal eingehend, ehe er den Deckel schloss und die Kiste zurück auf den Kamin stellte.
    »Also«, verkündete Gretel in fröhlichem Tonfall, »ich denke, damit ist unser Handel abgeschlossen. Ich werde Eure Zeit nicht weiter beanspruchen, Herr Troll, sondern Euch eine gute Nacht entbieten.«
    Sie wollte zur Tür, aber der Troll baute sich unverrückbar vor ihr auf.
    »Groß-fett Frau bleiben«, schnurrte er mit sanfter, rauer Stimme, während er den Blick aus seinen halb geschlossenen Augen über ihren Körper schweifen ließ.
    »Ich würde nur zu gerne bleiben«, sagte Gretel, »aber leider bin ich auf Geschäftsreise, und das Geschäft verlangt dringend meine volle Aufmerksamkeit.«
    »Groß-fett Frau bleiben«, verlangte der Troll beharrlich. »Bleiben ganze Nacht bei Troll.«
    Gretels Zunge fühlte sich plötzlich so trocken an wie Pergament, während ihr die Verzweiflung erste Schweißtropfen auf die Stirn trieb.
    »Bedauerlicherweise muss ich Euer großzügiges Angebot ausschlagen.« Sie sprach so ruhig und gelassen, wie sie nur konnte, dennoch klebte am Ende jedes Wortes ein mäuseartiges Piepsen.
    Der Troll runzelte die Stirn.
    »Groß-fett Frau nicht bleiben will!«
    »Doch, nichts lieber als das! Es ist nur   …«
    »Groß-fett Frau Troll nicht mögen.«
    »Wie ich schon sagte, dringende Geschäfte erfordern meine Aufmerksamkeit   …« Sie verstummte, ehe sie ihre Trumpfkarte ausspielte. »Aber natürlich würde es mir sehr missfallen, würdet Ihr mich für undankbar oder unhöflich halten, weil ich Eure Gastfreundschaft ausschlagen muss. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Euch von meiner aufrichtigen Dankbarkeit zu überzeugen? Etwas, das ich Euch geben könnte?«
    Die Miene des Trolls hellte sich auf. Er trat einen Schritt vor und legte Gretel eine schwere Hand auf den Arm. Sie hielt stand und lachte kurz, nicht ohne im Stillen zu beten, dass ihr Lachen nicht kokett geklungen hatte.
    Während sie sich kaum merklich bewegte, um sich allmählich der unerwünschten Pranke des Trolls zu entziehen, sagte sie leichthin: »Da mir bewusst war, wie viel Euch Eure Sammlung bedeutet, habe ich es auf mich genommen, Euch ein zweites Exemplar zum

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