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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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fertigzuwerden, und geriet ein wenig ins Taumeln, als auch noch Roland dazustieg. Einen schrecklichen Moment lang fürchtete Gretel, die Last könnte zu viel für das Pferd sein, aber sie hatte seine scheinbar grenzenlose Kraft nicht bedacht. Das Tier ließ kurz das Hinterteil absacken und stürmte dann voran, schnell genug, dass seine Passagiere sich aneinander festklammerten, als es in schlingerndem Galopp am Straßenrand entlangraste.
    Die Reise verlief schweigend und mit beachtlicher Geschwindigkeit, bis sie schließlich die Hauptstraße nach Gesternstadt verließen und nach Osten weiterfuhren. Gretel tippe Roland auf die Schulter.
    »In Ordnung, schalt einen Gang runter. Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
    Er zügelte das schnaubende Pferd, bis es in einen beschwingten Trab verfiel.
    Hänsel sah Gretel mit hochgezogenen Brauen an.
    »Das ist ja mal ein Auftritt. Du, hier, mit dem jungen Hund. Ihr wolltet aber nicht durchbrennen, oder?«
    Roland erbleichte erst, um gleich darauf leuchtend rot anzulaufen.
    »Sei nicht albern, Hänsel. Es gibt eine vollkommen vernünftige Erklärung dafür.«
    »Solltest du nicht bei Kusine Brunhilda sein?«
    »Es gibt keine Kusine Brunhilda.«
    »Warum nicht? Was ist aus ihr geworden?«
    »Nichts. Es hat sie nie gegeben.«
    »Puh!« Hänsel schüttelte den Kopf. »Nur gut, dass Roland des Wegs gekommen ist und dich gerettet hat. Weiß der Himmel, wie lange du sonst herumgeirrt wärst, um jemanden zu finden, der gar nicht existiert. Aber hättest du nicht wissen müssen, dass sie gar nicht existiert, wo sie doch unsere Kusine ist?«
    Plötzlich fühlte Gretel sich entsetzlich müde. Noch war es zu früh für ein zweites Frühstück, und doch hatte der Tag sie schon jetzt erschöpft. Auf der Habenseite bot das betagte Fuhrwerk erheblich mehr Komfort als das Renn-Gig. Außerdem hatte sie verhindert, dass Hänsel nach Bad am See gebracht und in ihrer Abwesenheit aufgrund fadenscheiniger Beschuldigungen bestraft wurde. Und endlich waren sie auf dem Weg zum Schloss des Riesen.
    Auf der Sollseite jedoch stand, dass die Probleme sich allmählich bedrohlich häuften. Zunächst einmal würde Hänsels Gegenwart jegliches Vorwärtskommen verlangsamen, und dabei waren sie allzu leicht zu identifizieren. Hatten die Gendarmen aus Bad am See ihre Sinne erst wieder beisammen, würden sie wenig erfreut sein, dass sowohl ihr Gefangener alsauch ihr fahrbarer Untersatz verschwunden waren, und sich die größte Mühe geben, beides zurückzuholen und gegen die Person, die für das Verschwinden verantwortlich war   – Gretel   –, vorzugehen. In Gesternstadt wiederum würde Feldobergendarm Strudel von Gretels Flucht und Hänsels Entfernung aus dem Gewahrsam erfahren, und er würde das auch nicht gut aufnehmen. Die Vorstellung, die Autoritäten zweier Städte wären hinter ihnen her, war beunruhigend.
    Und dann war da noch General Ferdinand, der auf einen Beweis für die Liaison zwischen Prinzessin Charlotte und Roland wartete. Würde er ihr auch seine Männer auf den Hals hetzen? Gretel war überzeugt, dass Roland die Prinzessin mit Freude fallen lassen und seine Aufmerksamkeit wieder Johanna widmen würde, sollte im Schloss des Riesen alles zur Zufriedenheit laufen.
    Wie dem auch sei   – dies alles hing davon ab, dass im Schloss des Riesen alles zur Zufriedenheit verlief. Gretel hatte wenig Erfahrung mit Riesen oder ihren Schlössern. Genauer gesagt gar keine. Ihre Überlegungen führten sie jedoch zu dem Schluss, dass der Riese selbst der Begünstigte sein dürfte und niemand anderes innerhalb etlicher Wegestunden, falls im Schloss alles zur Zufriedenheit verlief. Seufzend erkannte sie, dass ihr Geist in Stillstand verfallen war, während draußen die Landschaft vorbeijoggte. Sie war zu müde und zu hungrig, um klar denken zu können. Und als wäre all das nicht Prüfung genug, hatte sie auch noch ein deutliches Absinken der Temperatur bemerkt, je weiter sie nach Osten fuhren. Offenkundig war der Frühling in dieser Gegend kälter; dabei waren sie noch nicht einmal in die Ausläufer der beängstigenden Gebirgshöhen vorgedrungen. Schon jetzt fühlten sich ihre dünnen Sommerkleider unzureichend an. Roland saß hemdsärmelig aufdem Bock. Zumindest trug Hänsel seine gewohnte Wolljacke und eine Stiefelhose. Aber sie hatten weder Hut noch Decke. Sie waren jämmerlich schlecht ausgestattet, unterernährt und hatten keinen vernünftigen Plan.
    Gretel war wütend auf sich selbst. Das war keine Art,

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