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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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Erstens, wie soll ein einzelnes Mädchen Paartanz machen? Zweitens, sie war viel zu dick. Und drittens, niemand kannte sie, und wie jeder weiß, kommt man zum Ballett und zur Bühne nur über Beziehungen.
    Aber in der Nacht, wenn Marianne allein war, verwandelte sie sich in zwei sehr schlanke Ballerinen und tanzte, vor Schwäche stolpernd, Charleston, Rock ’n’ Roll und den Pas de deux aus Dornröschen . Und niemand sah sie dabei, so, wie es der Zauberer vorhergesagt hatte.
    Schließlich fand sie eine Lösung, wie sie ihre Lage verbessern konnte: Sie ging zum Zirkus und schlug dem Direktor folgende Attraktion vor: das Aufessen eines gebratenen Ochsen innerhalb von zehn Minuten.
    Die Idee gefiel der Zirkusdirektion, und es wurde eine Probe angesetzt, auf der die hungrige Marianne den Ochsen in viereinhalb Minuten auffraß!
    Der Ochse war allerdings klein und mager, die Direktion wollte keine großen Ausgaben riskieren.
    Als sie den Ochsen verspeist hatte, spürte Marianne Kräfte in sich wachsen, und sie hob zum Spaß den Direktor und den Verwalter hoch, jeden mit einem kleinen Finger, und trug sie durch die Manege.
    Auf der Stelle wurde ein Vertrag mit der »stärksten Frau der Welt und dem Champion der Tumbu-Tumbu-Inseln« abgeschlossen.
    Was den Ochsen betraf, so wurde er gar nicht mehr erwähnt, er wäre dem Zirkus zu teuer gekommen.
    Nun hob Marianne allabendlich ein Pferd mit Wagen hoch, eine Dampflok und, zum krönenden Abschluss, die gesamte erste Zuschauerreihe samt Bestuhlung.
    Nur unter diesen Bedingungen legten die Leute Geld hin, in der Kunst muss man das Publikum in Erstaunen versetzen, sonst verreckt man.
    Ganz atemlos ging sie nach der Arbeit in ein Restaurant, wo sie einen gebratenen Hammel aß, eine ganze Kanne Milch trank und dann, ohne zu zahlen, in ihr Hotel fuhr.
    Ihr Abendessen war ein Reklametrick des Restaurants. Hier versammelten sich Mariannes Fans, die Wetten abschlossen, in wie viel Minuten sie es schaffte, den Hammel aufzufressen.
    Genauso fröhlich verliefen ihre Kleidereinkäufe – die Schneider nähten für Marianne und luden zur Anprobe das Fernsehen ein und engagierten auch noch Fotografen: Hier seht ihr Marianne davor – und hier danach. Schaut, wie das Kleid sie schlanker macht!
    In den Zeitschriften wurden Fotos von der fröhlichen Dicken mit dem hübschen Frätzchen abgedruckt – wegen der Verdopplung war natürlich ihre Nase größer geworden, die Augen waren einfach riesig und die Zähne so kräftig und weiß, dass sich alle Zahnpasta- und Zahnbürstenhersteller auf sie stürzten und sie anflehten, Reklame für ihre Produkte zu machen!
    Das heißt, sie wurde wohlhabender, als sie je war.
    Ihre eigenen, nächtlichen Tänze, die sie sich selbst aufgebürdet hatte, als sie sich für den leichtgläubigen Zauberer die Fee Brotbutter ausgedacht hatte, ermüdeten sie jetzt sehr.
    Sie hatte ja beinahe schon vergessen, dass zwei Seelen in ihr wohnten, diese Seelen schwiegen und weinten ohne Tränen im dunklen Gefängnis, zu dem der mächtige Körper von Marianne geworden war, an ihrer statt wuchs eine völlig neue Seele – eine fremde, dicke und verfressene, frech und fröhlich, gierig und rücksichtslos, scharfsinnig, wenn es um Vorteile ging, und grimmig, wenn ihr alles egal war.
    Es ist schließlich kein Geheimnis, dass in einem Menschen manchmal die frühere Seele verschwindet und sich eine neue herausbildet, vor allem wenn viel Geld ins Portemonnaie kommt.
    Mariannes neue Seele wusste sehr gut, welche Journalisten sie vor dem Interview zum Mittagessen einladen musste und wann sie in den Club der unterdrückten Dicken zu gehen hatte und wann den Waisenkindern Firmengeschenke zu überreichen waren.
    Tänze interessierten sie nicht mehr. Diese zwei Seelen, die das Recht hatten, für zwei Stunden in der Nacht zu erwachen, brachten ihre Lebensordnung durcheinander, sie kannten die Pläne für den nächsten Tag nicht, wussten nicht, dass das Flugzeug früh um sechs Uhr losflog, und konnten Gewinne und Verluste nicht ausrechnen. Dafür erinnerten sie sich an den unpassendsten Stellen an die Heimat, an Vater und Mutter, an alles, was auf immer verloren schien – womit sie die vorgesehene Nachtruhe störten.
    Besonders kompliziert wurde es, als Marianne einen Bräutigam bekam, einen blassen jungen Mann mit dem Namen Waldemar, der sofort

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