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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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offensichtlich kalt, seine dünne Haut wurde blau, es weinte immer kläglicher.
    Die Frau überlegte, dass dieses Riesenmädchen ja ganz unschuldig sei, und nahm es auf den Arm, und vorsichtig, ohne es an sich zu drücken, trug sie es ins Badezimmer und hielt es unters warme Wasser, wusch es, rieb es ab und wickelte es in ein trockenes Handtuch.
    Das neue Mädchen legte sie auf ihr Bett und deckte es mit einer warmen Decke zu, doch sie selbst nahm aus dem altertümlichen Schächtelchen die Bohnenhälfte und küsste und beweinte sie und dachte an ihr kleines verloren gegangenes Tröpfchen.
    Es gab keinen Zweifel mehr, Tröpfchen war verschwunden, an ihrer statt war dieses riesige, hässliche, ungeheuerliche Geschöpf mit dem großen Kopf und den mageren Armen aufgetaucht, ein richtiger Säugling, ein völlig fremder …
    Die Frau weinte und weinte, und plötzlich hielt sie inne: Ihr schien, dass das Kind nicht mehr atmete. Sollte auch dieses Mädchen umgekommen sein? Um Gottes willen, sollte es sich auf dem Fensterbrett erkältet haben, als sie den Kohlkopf absuchte?
    Doch der Säugling schlief fest mit zusammengekniffenen Augen, von niemandem gebraucht und wirklich hässlich, jämmerlich und hilflos. Die Frau überlegte, dass niemand da war, der das Kind stillen könnte, und nahm es auf den Arm.
    Und plötzlich war es, als stoße etwas von innen gegen ihre Brust.
    Und wie alle Mütter der Welt knöpfte sie ihre Bluse auf und legte das Kind an.
    Nachdem die Mutter ihr Mädchen gestillt hatte, legte sie es schlafen, selbst aber ließ sie Wasser in den Krug laufen, goss den Kohlkopf und stellte ihn zum Wachsen aufs Fensterbrett.
    Mit der Zeit fing der Kohlkopf zu wuchern an, bekam lange Triebe und kleine weiße Blüten, und als die Zeit herangereift war und das kleine Mädchen auf seinen schwachen Beinchen losrannte, wackelte es zuallererst zum Fenster und zeigte lachend auf die langen Triebe der Kohlkopfmutter.

#
    Mariannes Geheimnis
    Es war einmal ein sehr dickes Mädchen, das nicht ins Taxi passte. In der Metro nahm sie die gesamte Breite der Rolltreppe ein.
    Sie saß auf drei Stühlen, schlief auf zwei Betten und trat im Zirkus als Gewichtheberin auf.
    Sie war ein sehr trübseliges Mädchen, dabei sind viele dicke Leute glücklich!
    Sie zeichnen sich durch eine sanfte Natur und ein gutes Herz aus, und überhaupt – die Menschen mögen dicke Leute. Unsere dicke Marianne aber barg ein Geheimnis: Nur nachts, wenn sie sich in ihrem Hotelzimmer befand (es handelte sich um einen Wanderzirkus), wo für sie wie immer drei Stühle und zwei Betten zusammengeschoben wurden, nur nachts war sie sie selbst, das heißt, sie verwandelte sich in zwei sehr hübsche Mädchen von normaler Statur, die traurig zu tanzen anfingen.
    Das Geheimnis von Marianne bestand darin, dass sie vor einiger Zeit auf der Bühne als Zwillingsmädchen von ungewöhnlicher Schönheit getanzt hatte, wobei die eine zur besseren Unterscheidung goldblonde Haare besaß und die zweite kohlrabenschwarze Locken, sodass die Zuschauer genau wussten, wem sie welche Blumen geben mussten.
    Natürlich verliebte sich in die Blonde ein Zauberer, die andere Schwester aber, die schwarz gelockte, wollte er in einen elektrischen Pfeifkessel verwandeln, damit dieser Kessel das junge Paar überallhin begleitete und mit seinem Zischen und Pfeifen immer daran erinnerte, dass die schwarze Schwester den Zauberer nicht riechen konnte und der Braut ständig von einer näheren Bekanntschaft mit ihm abgeraten hatte.
    Als der Zauberer mit seinem Stock die Unglückliche gerade berühren wollte, blies sich die Blonde so sehr auf, dass sie ganz rot wurde, ins Schwitzen kam und nicht schlechter als ein Teekessel zu zischen und zu brodeln anfing. Der Zauberer sah ein, dass er seinen Plan vergessen konnte.
    Â»Solche Weiber«, sagte er (er war bereits siebzehnmal verheiratet gewesen und wusste, wovon er sprach), »solche Weiber sind schlimmer als ein Teekessel. Einen Kessel kann man abstellen, ein brodelndes Weib aber nicht.«
    Er beschloss, das geräuschvolle Schwesternpaar zu bestrafen.
    Das Ganze spielte sich hinter den Kulissen im Korridor des Theaters ab, wo er sie gleich nach ihrem Auftritt abfing, um der Blondine einen Heiratsantrag zu machen. Darin war er Meister, es geschah ja nicht zum ersten Mal.
    Aber wenn ihm etwas, was er sich in den Kopf gesetzt

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