Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
die Buchhaltung und alle Verhandlungen übernahm.
Ihn störte es, dass Marianne jeden Abend für zwei Stunden verschwand und, wenn sie wiederkam, aussah wie ein abgehetztes Pferd, sich nicht mal mit ihm unterhalten wollte und das Telefon abstellte.
Er begriff nicht, wofür diese zwei Stunden gut sein sollten, und machte Marianne jedes Mal eine Riesenszene. Marianne liebte ihn und teilte ihm ein groÃes Gehalt zu, auÃerdem beschäftigte sie seine Schwester Nelly, aber über die zwei Stunden konnte sie ihm nichts berichten.
Eines Tages verkündete ihr Nelly, Waldemar habe mit einer gigantischen Reklamegesellschaft einen Vertrag über eine Abmagerungskur abgeschlossen: Es handle sich um zwei Firmen, die sich mit Schönheitsoperationen und mit speziellen Diätprogrammen befassten.
Wobei die beiden Firmen ihr persönlich ein riesiges Honorar zahlen würden!
Solch eine Chance dürfe man sich nicht entgehen lassen, sagte Nelly. Waldemar sei gerade auf Dienstreise in den beiden Amerikas und käme gerade rechtzeitig zum Finale zurück, um eine verjüngte, schlanke Braut vorzufinden.
»Toll, dann kann ich wieder tanzen«, sagte Marianne, die vergessen hatte, dass im Falle einer Abmagerung ihre beiden Seelen vor Schwäche sterben würden.
Nelly erklärte, sie gehe auch in diese Klinik und lasse sich ebenfalls verjüngen und an ihrem Gesicht etwas basteln.
»So müssen Sie nicht allein leiden«, lachte die für gewöhnlich finstere Nelly.
Marianne wurde in die Klinik gebracht, wo erfahrene Chirurgen sie von allen Seiten fotografierten und diese Fotos für die spätere Sensationsmeldung aufhoben. Marianne wurde nach unten geführt, immer tiefer und schlieÃlich in einem Zimmer eingeschlossen, mit allem Komfort, dafür ohne Fenster.
Marianne verstand überhaupt nichts, sie wollte telefonieren, doch es gab kein Telefon, sie klopfte an die Tür, aber es kam niemand.
Sie klopfte hartnäckiger, sie hämmerte an die Tür, bis ihre Hände bluteten, alles umsonst.
Mit blutigen Händen sank sie auf den Boden und verstummte, doch plötzlich hörte sie von Weitem Musik, wie immer vor den Tänzen, und auf einmal erblickte sie ihre schmale Schwester Anne, verwandelte sich selbst in Maria und drehte sich mit ihrer Schwester im Kreis.
Offenbar war es Nacht, und die melancholischen Mädchen tanzten mit blutiggeschlagenen Händen.
Sie erzählten einander, was sie schon lange vermuteten. Offenbar sei dies das Ende, offenbar wolle Waldemar sich seiner Braut entledigen, um an ihr Geld ranzukommen, die Klinik sei bestimmt nur eine Falle.
Doch kaum war der Tanz zu Ende, verschlang die dicke Marianne gierig das Mittagessen, das plötzlich auf dem FuÃboden stand.
Nach dem Essen verspürte sie eine groÃe Schläfrigkeit, sie konnte gerade noch mutmaÃen, dass das Essen vergiftet war, und fiel da nieder, wo sie stand, vor dem Wandschrank.
Als sie wieder zu sich kam, beschloss sie, um ihr Leben zu kämpfen, nie wieder etwas zu essen, sondern nur Leitungswasser zu trinken. Aber Sie kennen ja die Dicken, sie kommen keine Stunde ohne Essen aus, und so musste Marianne wieder das essen, was auf dem FuÃboden stand, einen Topf fetter Suppe mit Fleischknochen.
Worauf sie förmlich auf das Bett krachte und wie bewusstlos dalag, bis die Musik ertönte, die die nächtlichen Tänze ankündigte.
Maria und Anne tanzten mit groÃer Anstrengung einen schwerfälligen, langsamen Walzer, einen Abschiedswalzer, denn es war klar, die dicke Marianne sollte vergiftet werden. Einen groÃen Teil der Zeit sprachen die Schwestern vom Tod, sie beteten und weinten ohne Tränen, sie verabschiedeten sich voneinander, erinnerten sich an ihre Kindheit, an Papa, der so früh gegangen, an Mama, die dem Vater gefolgt war und ihre Kinder allein zurückgelassen hatte.
Dorthin, in unbekannte Gefilde, führte nun auch der Weg der beiden Schwestern.
Am nächsten Tag konnte Marianne nicht einmal mehr aufstehen und zum Wasserhahn gehen.
Sie lag da, niedergedrückt von ihrem mächtigen Gewicht, und redete leise mit verschiedenen Stimmen, wobei eine Stimme klagend und vorwurfsvoll war, die andere gut und zärtlich.
»Hättest du den Zauberer geheiratet, dann wäre uns das alles erspart geblieben.«
»Klar, und du würdest jetzt als Teekessel vor dich hin pfeifen.«
»Mensch, wir hätten den Zauberer doch
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