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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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im Keller.
    Das arme Kloster, das unbewacht im tiefen Wald stand, wurde von Zeit zu Zeit heimgesucht, die jungen Leute aus der Gegend brauchten Geld zum Saufen, und so kamen die Mönche mit dem Geringsten aus – mit Blechdosen für Trinkwasser, einem Haufen Stroh zum Schlafen, Lindenbast zum Zudecken, den Honig aber und die Beeren und die anderen wilden Früchte hielten sie im Wald versteckt, in hohlen Baumstämmen, wie Eichhörnchen.
    Sie heizten mit Reisig, da ihnen sogar Beil und Säge geraubt worden waren.
    Genau genommen entsprach das auch den Grundsätzen der Mönche – nur auf dem Gottesacker arbeiten, nur für Ihn, und sich mit dem begnügen, womit auch die kleinsten Pflanzenfresser auskommen. Sie aßen weder Fisch noch Fleisch und priesen jeden Tag dieses kargen Lebens.
    Doch sie brauchten Kleingeld für Kerzen und Öl für die selbst gemachten Heiligenlämpchen aus Blech oder für die Reparatur des Daches zum Beispiel, und manchmal mussten sie den Allerärmsten und Allerunglücklichsten helfen, ihnen etwa Medizin kaufen.
    Damit die Ikonen nicht gestohlen wurden, malten die Mönche sie auf die frisch gekalkten Wände ihrer Kirche, und dies so wundervoll, dass es Versuche gab, die Fresken herauszuschlagen, aber dies erwies sich als vergeblich – denn welcher Räuber besäße die nötige Kenntnis und Umsicht und wäre wild auf solch eine schwere Arbeit?
    Im Winter wurde es eiskalt. Der Reisig reichte nicht, frische Zweige jedoch wollten die Klosterbrüder nicht brechen. Aber Hunger und Kälte sind für einen Mönch kein Unglück, sondern etwas Gutes, zudem erholte sich das kleine Kloster in den Wintermonaten von den Räubern.
    Wer stapft schon durch tiefen Schnee auf den Berg, in eine vereiste Kirche – obwohl, die Mönche läuteten jeden Morgen, nicht die Glocke zwar, die hatte man ihnen auch geklaut und als Buntmetall verkauft, sondern mit einem Eisenträger. Der war sehr alt, an ihm hatte früher die Glocke gehangen, und so viel die munteren Diebesgesellen auch die Spitzhacke schwenkten, sie bekamen den Eisenträger nicht locker.
    Gegen diesen Eisenträger schlugen die Mönche mit einem Brecheisen, das sie in weiser Voraussicht versteckt hielten, das war ihr einziges Instrument zur Verteidigung, zum Beispiel vor wilden Tieren, oder um Eisklumpen aus dem zugefrorenen Flüsschen herauszubrechen oder einen Pfad in den Fels zu schlagen.
    Die Räuber aus der Umgebung waren auch nicht sonderlich scharf auf das Brecheisen, es gab keinen, der Lust hatte, es über die Berge zu schleppen, der Verkauf hätte sowieso nur ein paar Kopeken eingebracht.
    So drang jeden Morgen das schwermütige Schlagen des Brecheisens gegen den Eisenträger in die umliegenden Dörfer, aber in dieser Gegend war keiner so dumm, zum Gebet hinauf zu klettern.
    Wer ruft schon den Arzt zu einem Gesunden, wer repariert etwas, was heil ist, wozu sich vor Gott abmühen, wenn alles wunderbar läuft?
    Totenmessen – auch Taufen oder an einem Feiertag eine Kerze anzünden –, daran gab’s nichts zu rütteln, aber ohne allen Grund mit der Stirn auf den Fußboden fallen und mit den Armen wedeln, dazu war hier keiner bereit, mit einer großen Ausnahme – ein Dutzend schwerhörige alte Frauen und ein paar fromme Tanten, die sich wahrscheinlich langweilten. Außerdem kamen zu den Mönchen Leute, die Kummer hatten. Aber Leid geht vorüber, und ehe man sich’s versieht, steht der Mensch schon wieder auf den Beinen.
    Die Mönche beteten in der Kirche, sie beteten für alle Menschen, sie beteten sich von fremden Sünden frei.
    Sie führten ein ruhiges, einträchtiges, schweigsames Leben, und der Klostervorsteher, der alte Trifon, trauerte am meisten darum, dass seine Zeit dem Ende entgegenging und es niemanden gab, der die Mönche weiter geführt hätte – kein anderer Klosterbewohner wollte die Leitung übernehmen, alle hielten sich für unwürdig, ja sie verurteilten jeden Gedanken an Macht über andere.
    Der alte Trifon sprach die ganze Zeit mit Gott, und niemand störte ihn dabei, lediglich an Feiertagen.
    Feiertage liebten die Leute in dieser Gegend, alle kamen anspaziert, schleppten sogar Wein und Essen mit und ließen sich wie die Zigeuner im Wald nieder, und die Mönche mussten hinterher lange aufräumen.
    Außerdem war es üblich, Hochzeiten, Trauerfeiern und auch

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