Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
Vom Netzwerk:
verschwanden damit.
    Trifon tat es um die Büchse leid, die der heilige Antonius, der frühere Klostervorsteher, kurz vor seinem Tod angefertigt hatte.
    Während Trifon auf dem Boden lag, hörte er, wie die Diebe darum stritten, wer die Büchse öffnen dürfe, sie fiel herunter, das Kleingeld kullerte heraus, sie leuchteten mit dem Feuerzeug, sahen ihre armselige Beute, wurden wütend und kehrten zurück, um noch mehr aus dem Alten herauszuschütteln. Sie zerrten ihm die Kutte vom Leib, tasteten ihn ab, fanden noch immer nichts, traten ihn mit Füßen und verletzten ihn ernstlich.
    Gegen Morgen, als Trifon zu sich kam, bemerkte er, dass die Kutte zerfetzt und die Büchse zertreten war. Er stand auf, sammelte das Kleingeld, das die Banditen verschmäht hatten, in seinen Handteller, legte es in einen Fetzen von der Kutte und knotete ihn zu, mit einem größeren Fetzen gürtete er sich und schleppte sich in diesem Aufzug, blutig und schmutzig, zum Fluss, um seine Wunden zu waschen.
    Dort erkannten ihn frühmorgendliche Wäscherinnen. Sie erschraken, führten ihn zu einer gütigen Alten, und die pflegte ihn, nähte ihm ein neues Gewand aus Sackleinen und forderte ihn auf, die Stadt zu verlassen – hier könne ihm keiner Schutz bieten.
    Die beiden Räuber waren in der ganzen Stadt bekannt, seit Langem schon machten sie die Straßen unsicher und raubten und mordeten, und niemand hielt sie auf, denn der Herr Papa des einen Räubers war Richter.
    Der Richter hatte seinen Sohn verstoßen, weil er ihn zu Hause bestohlen hatte. Da beschloss dieser, Schande über den Vater zu bringen und ins Gefängnis zu gehen – wonach der Richter von seinem ehrenvollen Posten vertrieben worden wäre.
    Aber der Vater wollte sich nicht von seiner Brotquelle trennen, und deshalb wurde die Weisung gegeben, dem Übermut des Sohnes keine Beachtung zu schenken. Es wurde beschlossen, sich von seinen Provokationen nicht beeindrucken zu lassen und ihn nicht zu verhaften.
    Wo kein Richter ist, da geht der Tod um – und der Tod ließ sich in der kleinen Stadt nieder. Übel Zugerichtete starben ohne Prozess und Untersuchung, auf der Straße oder im bekannten Paradieswald. Alle fürchteten die Wahrheit aufzudecken, keiner beschwerte sich über die Raubüberfälle und Diebstähle, denn die Kläger wurden verhaftet und aus der Stadt geschafft.
    Der Mönch Trifon erfuhr alles Mögliche, als er im Haus der guten Alten auf dem Strohsack lag, sie erzählte ihm sogar, dass in der Nachbarschaft eine untröstliche Frau lebte, deren Mann sie erschlagen hatten, als er spätabends das kranke Kind zum Arzt in eine andere Stadt bringen wollte. Die Frau selbst hatte mit hohem Fieber zu Hause gelegen. Offenbar war dem Vater auf dem Weg das schreckliche Räuberduo begegnet. Weißer und Roter wurden sie genannt.
    Bis zum Morgen hatte das kranke Kind neben der Leiche des Vaters geschrien, dann fand die Mutter die beiden, sie hatte nicht mehr länger auf den Vater und das Kind warten können, hatte sich mit letzter Kraft auf den Weg gemacht, der in die Nachbarstadt zum Krankenhaus führte.
    Nachdem die Frau ihren erschlagenen Mann beerdigt hatte, war sie ganz auf sich gestellt, und das Kind wurde nicht wieder gesund. Die Frau setzte sich ausgerechnet vor das Stadtgericht und bettelte vor aller Augen um Almosen, aber die Leute hatten Angst, ihr Geld zu geben.
    Als Trifon wieder aufstehen konnte, ging er zum Gerichtsgebäude, überließ seinen Bettelsack mit dem Kleingeld jener Frau und sagte:
    Â»Morgen früh machst du dich mit deinem Kind auf Richtung Bergkloster, ihr geht den Weg, der über den Fluss führt. Am großen Stein werden wir uns begegnen, ich werde dort neben der jungen Tanne auf dem Rücken liegen. Zunächst werden zwei Männer bei mir sein, der Weiße und der Rote, und in mir wird ein Messer stecken. Du musst dreißig Tage bei mir bleiben. Danach wird dein Kind gesund sein.«
    Die junge Bettlerin presste das Säckchen mit den Geldstücken an die Brust und küsste den Saum des Mönchgewands.
    Trifon aber zog durch die kleine Stadt und fand schließlich, was er suchte – eine Kneipe am Stadtrand.
    Dort saßen die beiden Halunken in grellen Cowboyoutfits, der Weiße und der Rote, mit goldenen Ketten an allen nur möglichen Stellen, und um sie strichen die Schatten der Ermordeten. Das sah aber keiner außer

Weitere Kostenlose Bücher